Reaktion auf Schadensersatz-Schiedspruch: Gazprom stoppt ...
Der österreichische Energiekonzern OMV meldet, dass der russische Energiekonzern Gazprom kein Gas mehr bereitstellen will. Die Lieferungen würden am Samstagmorgen komplett eingestellt, hieß es von dem Unternehmen. Gazprom lehnte eine Stellungnahme gegenüber der Nachrichtenagentur Reuters ab.
Nach Informationen der Nachrichtenagentur dpa will Österreichs Kanzler Karl Nehammer am Abend vor die Presse treten, um zu der Entwicklung Stellung zu nehmen. Österreich gehörte in der EU zu den wenigen Ländern, die auch 2024 Gas von Russland bekommen. Der Anteil lag durchschnittlich bei 80 Prozent.
Am Mittwoch hatte ein Schiedsgericht der Internationalen Handelskammer geurteilt, dass Gazprom 230 Millionen Euro plus Zinsen Schadensersatz an OMV zahlen muss. Der österreichische Konzern hatte das Verfahren eingeleitet, nachdem die russische Firma nur unregelmäßig und ab September 2022 gar kein Gas mehr nach Deutschland geliefert hatte.
OMV hatte nach dem Schiedsspruch angekündigt, die zugesprochene Summe über den österreichischen Gasliefervertrag mit Gazprom geltend zu machen. Auf mögliche negative Auswirkungen auf die vertraglichen Beziehungen sei man vorbereitet, die Gasspeicher seien mit über 90 Prozent gefüllt.
Im Vergleich zum Beginn des Ukrainekriegs im Februar 2022 und der folgenden Energiekrise durch die Drosselung der russischen Gaslieferungen sei die Situation inzwischen aufgrund von niedrigerem Gasverbrauch und mehr Bezugsquellen deutlich besser. Allein das Gas aus den Speichern reicht für Österreich rund ein Jahr.
Die OMV bereitet sich seit drei Jahren auf dieses Szenario vor. Das alternative Gas soll aus Norwegen, aus eigener Produktion oder in Form von Flüssigerdgas per Schiff über Deutschland oder Italien kommen. Und die Gasspeicher würden mit 95 Terawattstunden den heimischen Bedarf für mehrere Monate decken.
Auch ohne die aktuelle Entwicklung hätte die seit 1968 bestehende Kooperation zwischen Österreich und Russland wohl vor dem Aus gestanden. Ende des Jahres endet der Transitvertrag zur Lieferung von russischem Erdgas über die Pipeline durch die Ukraine und die Slowakei – und er wird voraussichtlich nicht verlängert.