Ausstellung: Kunstforum zeigt Gauguin-Retrospektive
Ausstellung
Erstmals seit 1960 zeigt das Bank Austria Kunstforum ab Mittwoch eine große Retrospektive zum Werk des französischen Malers Paul Gauguin. Die Ausstellung beinhaltet Malerei, Grafik und Skulpturen und zeichnet dabei seinen Weg vom Postimpressionismus bis hin zur Moderne.
Online seit heute, 0.01 Uhr
Mit der Ausstellung „Gauguin – unexpected“ widmet sich das Kunstforum auf der Freyung bis 19. Jänner einem der größten Wegbegleiter der Moderne. Im Fokus steht die Entwicklung des Künstlers vom Spätimpressionisten zum Symbolisten und Synthetisten sowie seine Bildsprache, die bis ins 20. Jahrhundert weisend war.
„Gauguin – unexpected“ im Bank Austria Kunstforum, Freyung 8, 1010, täglich 10.00-19.00 Uhr, freitags bis 21.00 Uhr, Tickets regulär 14 Euro mit Ermäßigungen für Senioren und U27.
Unerwartet – unexpected – seien in der von Evelyn Bensch kuratierten Schau sowohl die Qualität und Reichhaltigkeit der Gemälde als auch jene der Grafiken und Skulpturen. „Das Österreich-Comeback von Paul Gauguin verspricht 60 Jahre nach der letzten großen Retrospektive ein Magnet für Kunstfans weit über die Landesgrenzen hinaus zu werden“, zeigte sich Ingried Brugger, Direktorin des Bank Austria Kunstforums, zuversichtlich.
Vom Bankier zum ImpressionistenInsgesamt präsentiert die Ausstellung in Kooperation mit der Albertina über 80 Leihgaben aus großen internationalen Museen und bedeutenden Privatsammlungen. Dabei zeigen die Werke sowohl seine künstlerische Entwicklung als auch seinen Lebenswandel durch wegweisende Umzüge in die Bretagne und auf die Inselkolonien Martinique und Französisch-Polynesien.
Gauguin, der 1848 in Paris geboren wurd, begann seine künstlerische Karriere im Kreise der Impressionisten erst im Alter von 34, als er seinen Job als Bankier verlor. Bis in die 1880er Jahre malte er vor allem die Veränderlichkeit der Natur und idyllische, genreartige Familienbilder. Sehr bald ging sein Interesse über die Malerei hinaus, und er begann mit der Arbeit an Skulpturen aus Keramik und Holz sowie unterschiedlichen grafischen Techniken.
Fotostrecke mit 6 BildernEnde der 1880er Jahre veränderte sich die Auffassung Gauguins vom Bild an sich: Statt nach der Natur zu malen, schuf er seine Malereien nunmehr aus der Erinnerung und seiner eigenen Vorstellung. Zunehmend verbrachte er Zeit mit symbolischen Literaten wie Stephane Mallarme, die in seinen Werken eine malerische Entsprechung ihrer Dichtkunst feierten und ihn als Begründer der Symbolistischen und Synthetischen Malerei feierten. Mit seinem ersten Umzug nach Tahiti wurde seine Farbenwelt aufregender, und er schuf neue Bilderwelten.
Zeit seines Lebens sei der Künstler eine ambivalente Persönlichkeit gewesen. Er verfolgte zielstrebig und selbstzentriert seine Karriere und nahm dafür auch Rückschläge und Brüche mit Familie und Kollegen in Kauf. Dabei genoss er stets die Annehmlichkeiten eines Lebens in der Kolonie Französisch-Polynesien, auf deren entlegenen Marquesas-Insel er 1903 starb.
Sicht auf Kunst heute kritischerLaut Pressetext sei sich die Ausstellung auch der problematischen Aspekte von Gauguins Lebenswerk bewusst. Mit dem heute vorherrschenden Verständnis von Exotik, Kolonialismus und kultureller Aneignung müsse man die Figur Gauguin vor einem ganz anderen Hintergrund betrachten.
Seiner Zeit entsprechend habe der Künstler zwangsläufig eine „eurozentrische und paternalistische Sicht auf andere Kulturen; er idealisierte und stereotypisierte diese“, heißt es in der Aussendung. Dennoch verzichtet die Ausstellung darauf, ein Urteil über den Menschen Gauguin zu fällen, und rückt stattdessen seine künstlerische Entwicklung in der Vordergrund.