Bundestagswahl 2025 - Der lange Weg des Friedrich Merz
Drei Anläufe brauchte Friedrich Merz (68), um CDU-Parteichef zu werden. Nun, nach der Absage des fast 20 Jahre jüngeren Ministerpräsidenten von Nordrhein-Westfalen, Hendrik Wüst, und von CSU-Boss Markus Söder, darf sich Friedrich Merz bei den Bundestagswahlen 2025 auch als Kanzlerkandidat der Union versuchen. Die endgültige Entscheidung in der Kanzler-Frage fällen am kommenden Montag die Führungsgremien von CDU und CSU. Es ist allerdings davon auszugehen, dass sie die Festlegung auf Merz mit großer Mehrheit absegnen werden.
Deutschlands Ex-Bundeskanzlerin Angela Merkel (Archivbild)
(Bild: MDR/BROADVIEW TV)
Für Merz ist es das vorläufige Ziel einer langen Reise. Er könnte der nächste CDU-Kanzler nach Angela Merkel werden – die ihn vor 20 Jahren aus der ersten Reihe der Union verdrängt hatte. 2002 unterlag Merz bei der Wahl um den Vorsitz der Unionsfraktion im Bundestag Angela Merkel. Blieb er zunächst Mitglied des Bundestags, so zog er sich nach Merkels Wahl zur Kanzlerin 2005 zurück und schied 2009 aus dem Bundestag aus, um wieder als Anwalt und Berater tätig zu werden. Weit weg von der Politik war der „getriebene Merz“ aber nie. Mit CDU-Urgestein Wolfgang Schäuble verband ihn eine enge Freundschaft. Die offene Konfrontation mit Merkel scheute Merz aber. Erst als sie ihren Rückzug ankündigte, wagte er sich wieder aus dem Schatten.
Merz wittert seine Chance2018, nach dem Wahldebakel der CDU in Hessen und der CSU in Bayern, kündigte die Kanzlerin ihren langsamen Rückzug an. Zunächst wolle sie nicht mehr als Parteivorsitzende kandidieren und 2021 auch nicht mehr als Kanzlerin. Merz, befeuert von rechtskonservativen Kräften in der Partei, die mit Merkels Migrationspolitik nicht einverstanden waren, kündigte ein Comeback an – und verlor am Parteitag in Hamburg knapp gegen die von Merkel präferierte spätere Verteidigungsministerin Annegret Kramp-Karrenbauer. Merz verließ den Parteitag frühzeitig. Kramp-Karrenbauer konnte den rasanten Abstieg der CDU nicht verhindern und kündigte 2020 ihren Rückzug an. Wieder trat Merz auf die Matte – und verlor wieder. Diesmal gegen Armin Laschet. Die Union war tief gespalten und zerstritten, zudem gab es immer Querschüsse aus Bayern von CSU-Chef Markus Söder.
Steht hinter Friedrich Merz: CSU-Chef Markus Söder
(Bild: APA/dpa/Peter Kneffel)
Man schlitterte bei den Bundestagswahlen 2021 in ein Wahldebakel, verlor fast neun Prozent und landete hinter der SPD nur auf Platz zwei. Diesmal schlug seine große Stunde. „Erst als Merkel nicht mehr da war, traute sich ein CDU-Parteitag mit mehr als 94 Prozent den Mann zu wählen, den offenbar mehr Christdemokraten 16 Jahren lang vermisst haben, als nach außen hin in Merkels Kanzlerjahren erschien“, analysiert die „Frankfurter Allgemeine Zeitung“.
Nun ist Merz also Kanzlerkandidat. Und kann eigentlich nurmehr an sich selbst scheitern. Das Magazin „Politico“ nannte Merz 2020 den „deutschen Trump“. Er äußerte sich kontrovers zur Pandemiebekämpfung, setzte Homosexuelle und Pädophile gleich und hält nichts von der Gleichberechtigung der Frauen. Merz neigt zu Gefühlsausbrüchen und ist leicht zu provozieren.
2025 wählt Deutschland einen neuen Bundestag
(Bild: APA/dpa/Fabian Sommer)
Momentan wird in der Partei darüber hinweggesehen. Denn die CDU ist eine Machtpartei, die dann zusammenrückt, sobald sie Erfolg wittert. Die Umfragen gepaart mit dem desaströsen Anblick, den die Ampel-Koalition aus SPD, FDP und Grünen bietet, lassen im Konrad-Adenauer-Haus schon die Sektkorken knallen und Ministerposten werden verteilt. Unklar ist, was passiert, wenn dieser Trend endet. Und im Wahlkampf der emotionale Merz wieder zum Vorschein kommt.