Zweite Chance für Flavio Briatore in der Formel 1: Teamchefs ...

Einst von der FIA verstoßen, jetzt wieder herzlich im Kreis der Formel 1 aufgenommen. Mit Flavio Briatore kehrt eine umstrittene Persönlichkeit bei Alpine zurück. Wie reagieren die Teamchefs?

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Annalena Götz21.06.2024, 21:50 Uhr

Annalena Götz

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Mit Flavio Briatores Rückkehr gab Alpine am Freitag beim Spanien Grand Prix das Comeback des Jahres bekannt., Foto: LAT Images

Schon am frühen Freitagmorgen des Formel-1-Wochenendes in Spanien, noch vor der ersten Rennaction auf der Strecke, gab es den ersten Paukenschlag: Flavio Briatore kehrt in offizieller Funktion in die Formel 1 zurück. Renault-CEO Luca de Meo setzt den italienischen Geschäftsmann als Berater bei Alpine in der Formel-1-Abteilung ein.

Mit Flavio Briatores Erfahrung und Kampfgeist: Alpine will raus aus der Krise

"Er ist der Berater des Konzernchefs, aber er wird das Team beraten. Wir werden natürlich zusammenarbeiten", erklärt Alpine-Teamboss Bruno Famin die für Briatore vorgesehene Rolle beim Rennstall. Nachdem Alpine spätestens seit diesem Jahr in einer schweren Krise steckt, versprechen sich die Franzosen, vom Erfahrungsschatz des ehemaligen Benetton- bzw. Renault-Teamchefs zu profitieren. "Er bringt 40 Jahre Formel-1-Erfahrung mit. Er weiß wie man ein erfolgreiches Team führt. Er hat eine sehr gute Bilanz und eine ganze Reihe von Weltmeistertiteln. Er wird diese Erfahrung und diesen Kampfgeist in das Team einbringen."

Im Paddock ist Briatore wohlbekannt, obwohl oder vielleicht gerade weil er nach der Crashgate-Affäre von 2008 von der FIA ursprünglich lebenslang von der Formel 1 ausgeschlossen wurde. Doch diese unrühmliche Vergangenheit interessiere ihn nicht, meint Famin. Stattdessen blicke er in Richtung Zukunft und die soll für Alpine rosig aussehen. Zumindest erhofft sich der Teamchef von Briatore die nötige Unterstützung, um den Rennstall nach vorne zu bringen.

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Sieg erschlichen - na und? Unverhohlen feiern Flavio Briatore und Fernando Alonso den Sieg beim Singapur GP 2008, Foto: Sutton

Das Ziel, die Wettbewerbsfähigkeit des Teams so bald und so schnell wie möglich zu verbessern, steht über allem. Trotz des immensen Image-Schadens für Renault, den Ex-Teamboss Briatore vor 16 Jahren zu verantworten hatte, will das Unternehmen die Vergangenheit aus dem Gedächtnis streichen. "Das Netzwerk und der Einfluss von Flavio sind eine Bereicherung und wir nutzen alle verfügbaren Ressourcen, um das Team zu stärken", rechtfertigt Famin die Entscheidung von Alpine respektive Renault.

Teamchefs begrüßen Briatores Comeback: Wertvoller Input für die Formel 1

Ebenso wenig scheinen die anderen F1-Teams nachtragend zu sein, die Briatore bei Renault/Alpine gerne eine zweite Chance geben und die Rückkehr willkommen heißen. Zumindest die Teambosse von Mercedes, Ferrari und Sauber zeigen keinerlei Ressentiments gegenüber Briatore. Ganz im Gegenteil, sind sie voll des Lobes für den früheren Kollegen.

"Ich habe Flavio als einen extrem cleveren Geschäftsmann kennengelernt. Er hat eine Menge Know-how in der Formel 1. Jeder Input, den ich in den letzten mehr als zehn Jahren erhalten habe, war in gewisser Weise hilfreich. 40 Jahre Formel 1 bringen eine Menge an Erfahrung und Fachwissen mit sich", berichtet Toto Wolff. Der Mercedes-Teamchef ist überzeugt, dass Alpine in der derzeitigen Krisensituation von Briatores Sachverstand und klugem Kopf profitieren wird.

Ferrari-Teamchef Fred Vasseur betrachtet die Rückkehr von Briatore ebenfalls als einen Schritt nach vorne für den französischen Rennstall und erkennt einen wichtigen Mehrwert: "Am Ende ist es gut für die Formel 1, wenn Alpine wieder in den Kampf einsteigt."

Bedeutsam sei der Italiener für die Formel 1 nicht nur wegen seiner sportlichen Verdienste, sondern auch aus geschäftlicher Sicht, meint Alessandro Alunni Bravi, Team-Repräsentant von Sauber. Er betont "den Input, den er [Flavio Briatore; Anm. d. Red.] der Formel 1 in den letzten Jahren auf kommerzieller Ebene gab, indem er Sponsoren und neue Austragungsorte ins Spiel gebracht hat, die wichtig für die Entwicklung der Formel 1 waren. Wir brauchen clevere Leute in der Formel 1 und ich denke, dass Flavio ein solch kluger Kopf ist.

Bei Alpine brodelt es derzeit an allen Ecken und Enden. Zuletzt kamen Gerüchte auf, dass die Motorensituation des Teams für 2026 möglicherweise nicht geklärt sei. Da das Renault-Aggregat mit Abstand das Schwächste im Feld ist, solle Alpine darüber nachdenken, ein Kundenteam zu werden und den Motor eines anderen Herstellers einzubauen. "Wir konzentrieren uns auf die Entwicklung der Fahrzeug-Performance und die Verbesserung des Teams. Deshalb bin ich froh, Flavio an Bord zu haben", wehrt Famin die Gerüchte rund um einen neuen Motorenpartner für 2026 ab. Für Briatore gibt es gemeinsam mit den Verantwortlichen bei Alpine und Renault trotzdem gleich eine Menge für die Zukunft zu sondieren.

Im Video beleuchten wir die explosive Situation des Rennstalls:

Renault-Motoren vor dem Aus! Explodiert das Alpine F1-Team? (09:51 Min.)

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