Flugzeugabsturz in Kasachstan: Gerüchte über versehentlichen ...

17 Stunden vor

Flugzeugabsturz in Kasachstan

Nach dem Absturz eines Passagierflugzeugs Mittwochfrüh in Kasachstan – 29 Menschen überlebten und 38 starben – ist die Ursache des Unglücks unklar. Die Maschine der Azerbaijan Airlines (AZAL) war umgeleitet worden und stürzte dann offenbar bei einer missglückten Notlandung ab. Am Donnerstag kursierten allerdings auch Gerüchte über einen – wenn auch nicht absichtlichen – Abschuss durch russische Flugabwehr.

Flugzeugabsturz Kasachstan Abschuss - Figure 1
Foto ORF

Online seit gestern, 23.30 Uhr (Update: heute, 6.44 Uhr)

Donnerstagabend mehrten sich Gerüchte, wonach das Flugzeug von einer russischen Luftabwehrrakete getroffen worden sein könnte. „Niemand behauptet, dass es absichtlich passiert ist“, zitierte etwa die Nachrichtenagentur Reuters einen namentlich nicht genannten Insider. Auch die Regierung in Baku (Aserbaidschan) führe den Absturz auf Beschuss durch eine Flugabwehrrakete über Russland zurück, berichtete die türkische Nachrichtenagentur Anadolu Ajansi.

Die USA schließen einen Fehlschuss der russischen Flugabwehr ebenfalls nicht aus. Erste Hinweise deuten laut einem US-Regierungsvertreter auf einen Abschuss hin, berichteten unter anderem die Sender CNN und ABC News. Sollten sich erste Anzeichen bestätigen, sei denkbar, dass schlecht ausgebildete russische Einheiten bei der Abwehr ukrainischer Drohnen das Ziel verwechselt hätten.

Löcher in der Außenhaut des Wracks

Der Jet soll von einer Rakete des Luftabwehrsystems Pantsir-S getroffen, sein Kommunikationssystem zuerst lahmgelegt worden sein, hieß es. Bilder vom Heck der Maschine zeigten entsprechende Schäden. Allerdings lässt die Flugroute Fragen zu dieser Theorie offen. Laut offiziellen Angaben war die Maschine von Baku aus gestartet und nach Grosny in der russischen Teilrepublik Tschetschenien unterwegs.

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Rätselhafte Kursänderung

Wegen einer Sperre des Flughafens dort aufgrund von Nebel sollte das Flugzeug, hatte es am Mittwoch geheißen, nach Machatschkala auf der Westseite des Kaspischen Meeres umgeleitet werden. Die Absturzstelle nahe der kasachischen Stadt Aktau liegt allerdings an dessen Ostseite. Damit ist unklar, weshalb die Crew des AZAL-Fluges J28243 diesen Umweg – eine Kursabweichung von Hunderten Kilometern – gewählt hatte.

Die Absturzstelle nahe der Stadt Aktau im Westen Kasachstans

Beim Absturz der Maschine vom Typ Embraer 190 mit insgesamt 67 Personen an Bord, die Crew inklusive, starben 38 Menschen, 29 überlebten das Unglück mit unterschiedlich schweren Verletzungen. Im Gebiet um die Absturzstelle soll es zuletzt zu verstärkter Aktivität russischer Flugabwehr gegen Drohnen aus der Ukraine gekommen sein.

Videos zeigen Moment vor dem Absturz

Videos zeigen, wie das Flugzeug aus geringer Höhe an der Küste des Kaspischen Meeres abstürzte, ohne den nahe gelegenen Flughafen der Stadt Aktau zu erreichen. Nach Berichten von Augenzeugen und Augenzeuginnen flog die Maschine zwei weite Kreise, ehe sie beim Versuch eines dritten Kreises auf dem Boden aufschlug.

Suche nach Absturzursache

Die Hintergründe des Absturzes einer aserbaidschanischen Passagiermaschine vom Typ Embraer an der kasachischen Küste des Kaspischen Meeres sind noch unklar. Bei der missglückten Notlandung ging der vordere Teil des Flugzeugs in Flammen auf und wurde völlig zerstört. Aus dem hinteren Teil konnten sich dagegen rund 30 Passagiere teilweise selbst retten.

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Die kasachische Nachrichtenagentur Tengrinews veröffentlichte ein Video aus der Kabine der Unglücksmaschine, das heruntergefallene Sauerstoffmasken zeigt, ebenso wie aufgeregte Rufe von Passagieren und Passagierinnen. Wann genau das Video aufgenommen wurde, war allerdings nicht ersichtlich.

Vogelschlag oder „Einwirkung von außen“?

Die Azerbaijan Airlines führten den mutmaßlichen Schaden an dem Flugzeug in ersten Äußerungen auf die mögliche Kollision mit einem Vogelschwarm zurück. Der deutsche Luftfahrtexperte Heinrich Großbongardt hielt dagegen in einer Einschätzung Mittwochabend Nebel oder einen Vogelschwarm als Absturzursache für unwahrscheinlich.

„Das realistische Szenario ist eine Einwirkung von außen“, sagte er der ARD-„Tagesschau“. „Das Flugzeug war extrem schwer beschädigt, nicht steuerbar. Das ist nichts, was zum Beispiel durch einen Vogelschwarm erzeugt wird, da fallen die Triebwerke aus, aber das Flugzeug bleibt steuerbar.“

Die Untersuchungen am Wrack dauern an

Russland warnte nach dem Absturz des Jets vor Spekulationen zu einem möglichen Abschuss. „Derzeit läuft eine Untersuchung, jeder Vorfall in der Luftfahrt muss von spezialisierten Luftfahrtbehörden untersucht werden“, sagte der Sprecher des Kreml, Dmitri Peskow, am Donnerstag der staatlichen russischen Nachrichtenagentur TASS zufolge. „Es wäre falsch, eine Hypothese aufzustellen, bevor die Schlussfolgerungen der Untersuchung vorliegen.“

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