VCD fordert: „Kerosin am Flughafen München endlich entschwefeln!“

15 Aug 2024
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Stand: 15.08.2024, 12:00 Uhr

Von: Markus Schwarzkugler

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Der VCD war ins Haus der Vereine gekommen, um sich bei der Jahreshauptversammlung auszutauschen. Dabei hielt Prof. Oswald Rottmann, hier (v. l.) zusammen mit VCD-Chef Alfred Schreiber und Christian Magerl, seinen Vortrag zur geforderten Entschwefelung von Kerosin.

Einen spannenden Vortrag hielt Oswald Rottmann (r.), hier zusammen mit VCD-Kreisvorsitzendem Alfred Schreiber (l.) und Christian Magerl, zur Entschwefelung von Kerosin. © Lehmann

Der Flughafen München in kritischem Licht: 15 der insgesamt 250 Mitglieder des VCD-Kreisverbands Freising, zu dem auch Erding und Dachau gehören, sind zur Jahreshauptversammlung ins Freisinger Haus der Vereine gekommen. Dort gab es einen Vortrag von Oswald Rottmann vom örtlichen Bürgerverein mit dem Dauerbrenner-Thema: „Kerosin muss endlich entschwefelt werden!“

Flughafen München – Einer Pressemitteilung von VCD-Kreisvorsitzendem Alfred Schreiber zufolge zeigte Rottmann „die enorme Schadstoffbelastung durch den Flughafen auf“. Insbesondere Ultrafeinstaub (UFP) stelle ein erhebliches gesundheitliches Risiko dar. Schreiber selbst, der auch im bundesweiten VCD-Arbeitskreis Flugverkehr sowie Mitglied im beratenden Ausschuss gemäß Luftverkehrsgesetz ist, fordert dasselbe. Zudem bedauerte er, dass die 3. Startbahn „leider immer noch nicht endgültig vom Tisch ist“.

Bei Benzin und Diesel schon gängige Praxis

Neben gesundheitlichen Aspekten würden bei einer Entschwefelung auch Kondensstreifen reduziert werden, die zum Treibhauseffekt erheblich beitrügen, so Rottmann. Das wäre seiner Meinung nach also ein wirksamer Beitrag zum Klimaschutz – im Gegensatz zu den sogenannten SAF (Abkürzung für „sustainable aviation fuel“). Derzeit werde dieser „nachhaltige Flugtreibstoff“, so die Übersetzung, vielfach propagiert als die Lösung für klimaverträgliches Fliegen. Bei genauem Hinsehen müsse man aber feststellen, dass diese Erwartungen nicht erfüllt würden. Im Koalitionsvertrag der Bundesregierung sei eine Reduzierung des Schwefelgehalts bei Kerosin bereits beabsichtigt. „Es gilt nun, aus dieser Absichtserklärung den Worten auch Taten folgen zu lassen und noch in dieser Legislaturperiode eine Entschwefelung von Kerosin auf den Weg zu bringen“, sagte Rottmann.

Auch das Kinderhaus am Flughafen war wieder Thema: „Wir haben auch die Schadstoffbelastung neben der Kindertagesstätte Airport Hopser (an der Nordallee; Anm. d. Red.) gemessen und stark erhöhte UFP-Konzentrationen festgestellt, was der Gesundheit der Kinder sicherlich nicht förderlich ist“, so Rottmann. Eine deutliche Reduzierung der Schadstoffe wäre ihm zufolge möglich, wenn Kerosin entschwefelt würde. „Bei Benzin und Diesel ist eine Entschwefelung seit etlichen Jahren gängige Praxis, nur bei Kerosin nicht“, stellte er fest und fügte hinzu, dass am Flughafen Wien-Schwechat seit Jahren nur noch schwefelarmes Kerosin getankt werde – „es ist also technisch und praktisch möglich. Was ist dem Flughafen die viel gepriesene gute Nachbarschaft eigentlich wert, wenn den Menschen im Flughafen-Umland weiterhin eine solch hohe Schadstoffbelastung zugemutet wird?“, fragte der Mann vom Bürgerverein.  

Deutlich über dem WHO-Grenzwert

Die Turbinen der Flugzeuge erzeugen Ultrafeinstaub – viel zu viel, wie der Verein findet. Rottmann sprach auch dessen zahlreiche Messungen am und um den Flughafen an. Am Flughafen selbst betrage die Konzentration des UFP bei Flugbetrieb im Tagesmittelwert über 70 000 Partikel pro Kubikzentimeter. Das sei siebenmal höher als die von der Weltgesundheitsorganisation WHO genannte „hohe“ Konzentration. Auch noch in fast 20 Kilometern Entfernung vom Flughafen habe man hohe Belastungen gemessen.

Mitgliederschwund im Kreisverband

Den VCD-Kreisverband drückt noch ein ganz anderer Schuh, der ausnahmsweise mal nichts mit Verkehr zu tun hat. „Wir brauchen dringend Mitglieder“, betonte Schreiber. Weshalb, erklärte Schatzmeister Andreas Kagermeier: „Der VCD verliert pro Jahr ein Prozent, die meisten davon altersbedingt. Wir hatten halt in den 1990ern einen starken Mitgliederzuwachs – und das sieht man jetzt.“ Um das zu ändern, will man stärker Werbung machen und vor allem jüngere Mitglieder gewinnen.

Was Schreiber noch nervte: „Der Freisinger Bahnhof schaut aus wie eine Müllhalde, die S-Bahn und die Züge sind total überlastet, hier drängen wir auf eine zügige Verbesserung.“ Was seiner Meinung nach in vielen Städten zu bemerken sei: „Überall werden Straßen ausgebaut, das spielt alles scheinbar keine Rolle. Für den ÖPNV geht dann aber das Geld aus.“ Er forderte dessen Ausbau. Als Positivbeispiel nannte er den Dachauer Stadtbus, der erfolgreich auf vier Linien im Zehn-Minuten-Takt verkehre.

Markus Schwarzkugler/Richard Lorenz

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