Flughafen München: „Schockierende Ergebnisse“ der Messungen ...

22 Jun 2024
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Stand: 22.06.2024, 13:43 Uhr

Von: Alexander Fischer

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Flughafen München - Figure 1
Foto Merkur Online

Die Ultrafeinstaub-Konzentrationen am Flughafen München sind aus Sicht des Bürgervereins Freising alarmierend. Die Werte liegen weit über dem, was die Weltgesundheitsorganisation als hoch einstuft.

Flughafen München - Christine Margraf, stellvertretende Landesbeauftragte des Bund Naturschutz (BN), zeigte sich „schockiert“ angesichts der auf einem am Flughafen gelegenen Sperrgrundstück des BN festgestellten Ultrafeinstaubwerte (UFP). Einer Präsentation des Bürgerverein-Vorsitzenden Wolfgang Herrmann zufolge hat man auf dem Vorfeld Ost an 59 Tagen Messungen durchgeführt. Mit dem Ergebnis, dass die von der WHO als grenzwertig eingestuften 10 000 Partikel pro Kubikzentimeter an 97 Prozent der Tage überschritten wurden. Und zwar erheblich. Der höchste Tagesmittelwert wurde am 19. Februar diesen Jahres mit mehr als 140 000 Partikeln pro Kubikzentimeter gemessen.

Zahlreiche Gesundheitsrisiken

Daran, dass derartige UFP-Belastungen ein Gesundheitsrisiko darstellen, wollte Herrmann keinen Zweifel aufkommen lassen. Er verwies auf internationale Studien, wonach das zu Atemwegserkrankungen und Hirntumoren führen könne. Auf Nachfrage erklärte Herrmann, dass auch Asthma, COPD und Lungenkrebs zu den Gesundheitsrisiken bei hoher UFP-Belastung gehörten. Zu den Risikogruppen zählte er neben dem Bodenpersonal auch die Passagiere und die zahlreichen Besucher.

Zeigen die Messergebnisse (v. l.): Christian Magerl, Christine Margraf und Wolfgang Herrmann. © Rainer Lehmann

Als besonders heikel sei in dem Zusammenhang die Kindertagesstätte Airport-Hopser am Flughafen anzusehen. Herrmann sprach von „einer Gesundheitsattacke auf Kinder, die nichts dafür können“. Nicht zu vergessen die Anwohner im Umland, die je nachdem, woher der Wind wehe, einen Teil der mit UFP belasteten Luft abbekämen.

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Deutliche Überschreitung der Grenzwerte

Bereits im März hatte der Bürgerverein auf die bedenklich hohe Ultrafeinstaub-Belastung in Attaching hingewiesen. Auch dort hatte man dauerhaft gemessen und an zwei Dritteln der Tage deutliche Überschreitungen der von der WHO festgelegten Grenzwerte bemängelt.

Das ist eine Gesundheitsattacke auf Kinder, die nichts dafür können.

Vor diesem Hintergrund hält Herrmann es für unverständlich, dass die FMG und Bayerische Staatsregierung die Fakten immer noch ignorieren würden. Man stelle sich auf den Standpunkt, dass die Gesundheitsschädlichkeit von UFP nicht nachgewiesen sei. Die FMG werbe in einer Broschüre sogar damit, dass die Luftqualität am Flughafen und in seiner Umgebung „gut ist“, was dem Fass den Boden ausschlage, wie Herrmann kritisierte. Dabei messe der Flughafen selbst nur Feinstaub und nicht den für die Atemwege wesentlich problematischeren Ultrafeinstaub.

Forderung nach besserer Vorsorgepolitik vom Staat

Hart ins Gericht mit der FMG und der Staatregierung ging auch Aufgemuckt-Sprecher Christian Magerl. Er forderte, dass der Freistaat als Hauptanteilseigner seinem Vorsorgeprinzip in der Umweltpolitik endlich nachkommen und dem „gigantischen Greenwashing“, das die FMG betreibe, ein Ende bereiten müsse.

Dabei wäre es laut Magerl, Herrmann und Margraf ein Leichtes, die Belastung zu senken: durch schwefelfreies Kerosin. Oder, wenn die Flugzeuge auf den Start- und Landebahnen geschleppt würden statt ungefilterte Triebwerke hochzufahren. Am Flughafen „Schiphol“ in Amsterdam testet man laut Herrmann bereits ein Luftfiltersystem für UFP. In München sei man davon weit entfernt. Margraf forderte deshalb, „die Belastungen endlich zu erfassen und zu reduzieren“. Dass die FMG mit guter Luft werbe, sei „absurd“.

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