Akademie-Leiter Manuel Takacs im Talk
Aufgrund des Abstiegs in die Regionalliga Ost gab es bei den Young Violets in der Sommerpause einen groß Umbruch. Akademie-Leiter Manuel Takacs erklärt den Plan und die Idee hinter dem jungen Team, spricht über die Auswirkungen auf die Akademie-Teams und spricht über die Zielsetzungen für die laufende Saison.
Durch den Abstieg der Young Violets in die Regionalliga Ost hat sich auch in der Akademie einiges geändert. Kannst du uns einen Überblick geben, wie Young Violets und Akademie aufgestellt sind?
Manuel Takacs: "Mit dem Neustart in der Regionalliga Ost haben wir uns entschlossen, dem Kader der Young Violets ein komplett neues Gesicht zu geben, ihn mit sehr jungen Spielern zu bestücken. Es freut mich sehr, dass wir mit Philipp Hosiner ein absolutes Vorbild als Kapitän für uns gewinnen konnten. Zudem komplettieren Daniel Scharner (Neuzugang vom Wiener Sportclub) und Esad Bejic das Routiniers-Trio. Der Großteil des Kaders stammt aus der eigenen Akademie. Mit Marcel Stöger, Mikolaj Sawicki (beide AKA Burgenland) und Aleksa Ilic (Mauerwerk) ist es gelungen, spannende junge Talente zu verpflichten. Der Altersdurchschnitt des Kaders beträgt 18,63 Jahre.
Da rund 70 Prozent des Kaders eigentlich noch in der U18 spielen könnten, aber trotzdem bei den Young Violets in der Regionalliga Ost spielen, besteht der U18-Kader zu 80 Prozent aus Spielern des Jahrganges 2007 (regulärer U17-Jahrgang). Das bedeutet, dass wir bei den Young Violets in der Regionalliga Ost, aber auch bei der U18 in der ÖFB-Jugendliga sehr jung aufgestellt sind. Das Alter und die damit verbundene physische Entwicklung spielen im Nachwuchsfußball zwar eine große Rolle, aber dennoch bereiten uns diese Teams aktuell sehr viel Freude."
Du sprichst es an, wir haben bei den Young Violets einen extrem jungen Kader. Warum haben wir uns für diesen Weg entschieden?
Takacs: "Der Sprung in den Erwachsenenfußball stellt für die jungen Spieler die größte Herausforderung dar. Es ist wichtig, dass man jene, die technisch-taktisch und physisch schon geeignet sind, gegen abgebrühte Männer ihre nächste Entwicklungsschritte machen lässt. Dabei lernen sie, wie man gegen Routiniers Zweikämpfe führt und auch vor mehr Zuschauern mit Drucksituationen, wie zum Beispiel dem Punktedruck, umgehen müssen. Wir betrachten diesen Schritt für unsere 16-, 17- und 18-jährigen Spieler als genau den richtigen. Es befinden sich einige U18- und U19-Nachwuchsteamspieler im Kader, die auch diese Erfahrungen im Erwachsenenfußball auch bei den internationalen Auftritten mit dem ÖFB zurückgreifen können."
Ein so junges Team muss sich natürlich erst finden und vor allem an den Erwachsenenfußball gewöhnen. Welche Ziele haben sich die Young Violets heuer gesteckt?
Takacs: "Die Adaptierung an den Erwachsenenfußball ist bis dato besser geglückt als ich eigentlich erwartet habe. Mit fünf Punkten aus fünf Spielen sind wir gut dabei. Ziel muss es sein, ohne Probleme die Liga zu halten. Ein tabellarisches Ziel auszugeben, ist nicht notwendig, da es ganz klar um die Spielerentwicklung geht. Wenn der eine oder andere Spieler in ein bis zwei Jahren in der Generali-Arena vor unseren tollen Fans spielen kann, dann haben wir vieles richtig gemacht. Und ich sehe einige, die das Potenzial für unsere erste Mannschaft haben."
Mit Maximilian Uhlig und Florian Hart wurden zwei Trainer aus der eigenen Akademie beauftragt, die junge Young-Violets-Mannschaft in der Regionalliga Ost zu betreuen. Wie kam es dazu?
Takacs: "Es war für mich ein sehr logischer Schritt. Max Uhlig ist seit Jahren beim Verein, hat in der Akademie inhaltlich eine sehr gute Arbeit geleistet und auch an der Spielidee des Klubs mitgearbeitet. Das bedeutet, er kennt auch die Spieler sehr gut. Mit Flo Hart hat er einen Ex-Profi als Assistenten an seiner Seite, der einerseits weiß, worauf es im Profigeschäft ankommt und andererseits fachlich enorm kompetent ist. Es muss auch unser Ziel sein, dass wir nicht nur Spieler weiterentwickeln, sondern auch Trainer und andere eigene Mitarbeiter."
Durch die Beförderung der beiden Trainer zu den Young Violets hast du auch die Akademie mit neuen Chef-Trainern ausgestattet. Warum hast du dich für diese neuen Leute entschieden?
Takacs: "Als Sportlicher Leiter ist es meine Aufgabe den Trainermarkt in Österreich zu kennen, um bei Bedarf rasch handeln zu können und zu wissen, welchen Coach man ins Austria-Boot holt. Interessante Trainer müssen neben einem hohen Maß an fachlicher auch die soziale Kompetenz mitbringen. Das bedeutet, dass er auch charakterlich perfekt ins Team passt. Mit Christoph Witamwas (U18) haben wir einen erfahrenen Akademie-Trainer verpflichtet, der bereits jahrelang einen U18-Jahrgang betreut hat, und beim ÖFB als Assistenztrainer von Irene Führmann beim Frauen-A-Nationalteam wertvolle Erfahrungen sammeln konnte. Patrick Fürst (U16) hat von Kindheit an ein violettes Herz und vor seiner Zeit in der Admira-Akademie bereits in unserem Nachwuchs gearbeitet. Als U15-Trainer hat er in den letzten Jahren wichtige Erfahrungen gesammelt, um jetzt unsere U16 weiterzuentwickeln. Ich habe ihn gekannt, mich aber auch über ihn als Persönlichkeit erkundigt, bevor ich ihn zum Klub geholt habe. Manuel Weber (U15) hat zuletzt bei der SV Ried in der Bundesliga als Assistenztrainer und Sportwissenschafter gearbeitet. Ich kenne ihn aus meiner Zeit in der Fußballakademie Burgenland. Ihn sehe ich als den richtigen Mann, um unsere neue U15, die mit spannenden Spielern bestückt ist, zu entwickeln.
Die Assistenztrainer Simon Goigitzer (U18), Mario Nastl (U16) und Joachim Fenz (U15) unterstützen die Cheftrainer mit Rat und Tat. Ich bin der Meinung, dass wir richtig gut aufgestellt sind."
Im letzten Jahr waren wir mit der U18 Dritter, die U16 belegte Rang sieben und die U15 landete auf dem sechsten Platz. Wie wichtig sind dir als Akademie-Leiter diese Platzierungen und welche Ziele gibt es für 2023/24.
Takacs: "Für mich steht immer die individuelle Spielerentwicklung klar im Vordergrund. Man bringt nie eine ganze Mannschaft in den Profifußball. Ergebnisse sind wichtig, aber nicht das Wichtigste. Eine gesunde Mischung aus Ergebnis und Entwicklung ist mir wichtig. Das Ziel der U18 ist es, Spielern der Young Violets Einsatzminuten zu geben, wenn sie diese brauchen und die U17-Spieler in der ÖFB Jugendliga U18 weiterentwickeln. Zu dieser Entwicklung wird auch der Al Abtal International Cup beitragen. Nach den positiven Spielleistungen im letzten Jahr wurden wir vom Veranstalter auch heuer wieder eingeladen.
Das Ziel in der U16 ist es, die High-Potential-Player weiterzuentwickeln und drei interessanten Spielern des U17-Jahrganges Spielpraxis zu geben. Denn im U16-Bewerb ist es zulässig, drei jahrgangsälteren Spielern Einsatzminuten zu geben. In der U15 wollen wir die Jungs im Rahmen nationaler und internationaler Spiele und Turniere für höhere Aufgaben vorbereiten. Für mich ist der Jahrgang 2009 ein sehr spannender Jahrgang. Zwei Spieler dieses Jahrganges setzen wir auch bereits ein Jahr höher in der U16 ein, um sie bestmöglich zu fördern."
Lass uns die ersten Wochen etwas Revue passieren: Wie würdest du den Saisonstart bei den Young Violets und unseren Akademie-Teams bilanzieren?
Takacs: "Aktuell kann man zufrieden sein. Die Young Violets spielen über weite Strecken einen mutigen, intensiven und ansehnlichen Fußball. Dieses Projekt „Neustart“ der Young Violets mit einem jungen Trainerteam bereitet vereinsintern große Freude. 5 Punkte aus 5 Spielen sind für einen Start mit einer neuen Mannschaft in Ordnung. Am letzten Freitag war es echt sehr schade, dass sich die Spieler für eine starke Leistung gegen den Wiener Sportclub nicht mit einem Sieg belohnt haben, der aufgrund der Spielleistung absolut verdient gewesen wäre. Leider haben wir richtig gute Torchancen nicht genutzt.
Der Start der Akademieteams war in Ordnung, wobei ich schon in jeder Mannschaft Themenfelder sehe. Die U18 agierte beim 4:0 in Ried sehr reif und siegte hochverdient. Beim 1:1 gegen Tirol hatten wir im physischen Bereich enorm zu kämpfen. Die neuformierte U15 zeigte gegen Ried eine starke Leistung und siegte 5:0. Gegen Tirol lagen wir nach 55 Minuten 3:1 voran, mussten aber leider gegen physisch sehr starke Tiroler drei Gegentore nach Standardsituationen hinnehmen. Der U16 gelang es die Niederlage gegen Ried im nächsten Spiel gegen Tirol furios auszumerzen (7:1).
Zusammengefasst kann man sagen, dass ich viel Positives gesehen habe, aber auch Entwicklungspotenzial, vor allem im Spiel gegen den Ball. Konsequente und intensive Defensivarbeit ist im modernen Fußball ein Schlüssel zum Erfolg. Fakt ist aber, dass ich in jeder Mannschaft Potenzialspieler sehe, die den Weg nach oben schaffen können. Wichtig wird aber auch sein, dass das Umfeld der Spieler, gemeint sind Eltern und Berater, mitspielt. Äußere Umstände stellen in der heutigen Zeit unter anderem eine große Herausforderung in der Spielerentwicklung dar."