„SZ“-Vize Alexandra Föderl-Schmid zieht sich „vorübergehend“ zurück

5 Feb 2024

Alexandra Föderl-Schmid, stellvertretende Chefredakteurin der „Süddeutschen Zeitung“, soll auch bei ihrer Doktorarbeit abgeschrieben haben.  APA / Herbert Pfarrhofer

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Foto DiePresse.com

Die Vize-Chefredakteurin der „Süddeutschen Zeitung“ zieht sich laut „Spiegel“ vorübergehend aus dem Tagesgeschäft zurück. Hintergrund sind Plagiatsvorwürfe gegen sie.

Zehn Jahre lang war Alexandra Föderl-Schmid Chefredakteurin der Tageszeitung „Der Standard”, bevor sie 2017 nach Deutschland wechselte, wo sie bis Montag als stellvertretende Chefredakteurin in der „Süddeutschen Zeitung” zahlreiche Artikel veröffentlichte. Nach Plagiatsvorwürfen hat sie sich nun „vorläufig“ aus dem Tagesgeschäft zurückgezogen. Wie der „Spiegel“ am Montag berichtete, soll sie nicht nur in der journalistischen Arbeit, sondern auch in ihrer Dissertation an der Universität Salzburg plagiiert haben. Dies ist nur der Höhepunkt der seit Wochen andauernden internen Querelen bei der Zeitung.

Bereits im Dezember 2023 waren Vorwürfe laut geworden. Föderl-Schmid soll in einigen ihrer Texte Formulierungen aus anderen Medien unsauber zitiert – in einem Fall sogar wörtlich abgeschrieben – haben. Diese Plagiatsvorwürfe wurde schon damals auf der Website des Branchenmagazins „Medieninsider” veröffentlicht. Wenige Tage später folgte ein Bericht über eine Redaktionskonferenz der „Süddeutschen”. Bei dieser soll Co-Chefredakteur Wolfgang Krach die Vorwürfe und die Reaktionen darauf als Verleumdung und Angriff auf seine Zeitung bewertet haben.

Auf der Suche nach dem „Maulwurf“

Nun veröffentlichte „Medieninsider” erneut einen Bericht über eine Redaktionsversammlung von über 100 Mitgliedern der „Süddeutschen Zeitung”. Dem Magazin liegen demnach Aussagen von mehreren Anwesenden dieses Treffens vor. Offenbar kam bei der Versammlung heraus, dass sich die Chefredaktion auf die Suche nach einem „Maulwurf” gemacht hätte – ein Redaktionsmitglied soll an den „Medieninsider” Informationen ausgeplaudert haben. Konkret ging es um Aussagen von Wolfgang Krach.

Mit Zustimmung des Betriebsrats hätte die IT der „Süddeutschen Zeitung” die Arbeitsgeräte der Redaktionsmitglieder nach Kommunikation mit dem „Medieninsider“ durchsucht. Festnetztelefonverbindungen sowie Netzwerke und die E-Mail-Kommunikation der Redaktionsmitglieder sollen ausgewertet worden sein. Außerdem habe man nach Audio- und Videodateien gesucht. Dass Textnachrichten allgemein analysiert oder E-Mails eingesehen wurden, werde von den Verantwortlichen hingegen bestritten. Auch hätte man keine Firmenhandys durchsucht.

Chefredaktion beklagt „Vertrauensbruch“

Laut dem Bericht begründet der Betriebsrat die Durchsuchungen mit dem Recht des Arbeitgebers auf eine gewisse Einsicht in Arbeitsgeräte. Ob korrekt vorgegangen wurde, hätte der Betriebsrat allerdings nicht überprüft. Gründe für dessen Abwesenheit bei den Durchsuchungen liegen dem Medien-Magazin nicht vor, wohl aber wird ein gemeinsames Statement der „Süddeutschen” zitiert: „Redaktionsausschuss, Betriebsrat und Chefredaktion sind sich einig darin, dass der Schutz des Redaktionsgeheimnisses für unsere Arbeit unabdingbar ist. Deshalb steht es für uns außer Frage, dass wir Kolleginnen und Kollegen, die das Redaktionsgeheimnis verletzen, versuchen ausfindig zu machen.“ In einem weiteren Statement sollen sich die Chefredakteure dafür ausgesprochen haben, „keinerlei Angriffe auf den Schutz der Pressefreiheit” zu tolerieren.

Die interne Suche nach dem „Maulwurf” ist laut „Medieninsider“ allerdings ergebnislos verlaufen. Co-Chefredakteurin Judith Willmer spreche dennoch von einem „Vertrauensbruch”, auch Krach habe Misstrauen gegenüber der Kollegenschaft geäußert. Auch der Umgang der Chefredaktion mit Meinungsäußerungen der Redaktionsmitglieder soll auf der Redaktionsversammlung diskutiert worden sein. (caro)

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