Wirbel beim FCK: Fake News vom Betzenberg

Es gab eine Zeit, in der öffentliche Falschmeldungen noch einen liebevollen tierischen Kosenamen hatten. Die „Ente“, die „Zeitungsente“ besser gesagt, wurde meist eher belächelt als beklagt – und fiel letztlich vor allem auf den Absender der fehlerhaften Information negativ zurück. Heute sind aus den Enten von damals aber längst „Fake News“ geworden, und so wirklich spaßig findet die niemand mehr. Zumal ihre Absender nicht mehr nur Zeitungen oder andere Medien sind. Das Internet hat die Zahl der Absender potenziert.

Und damit zum Fußball: Da nämlich gab es eine Zeit, in der der 1. FC Kaiserslautern zu den besten Fußballvereinen Deutschlands gehörte. Und weil das im Grunde auch heute noch der Anspruch ist auf und um den berühmten Betzenberg herum, ist man dort seit einigen Jahren ziemlich angespannt. Derzeit, da der FCK mal wieder im Tabellenkeller der zweiten Liga festhängt und am Freitagabend (18.30 Uhr im F.A.Z.-Liveticker zur zweiten Bundesliga und bei Sky) einen anderen strauchelnden Riesen, den FC Schalke 04, zum Kellerduell empfängt, sogar besonders. Das haben die vergangenen Tage gezeigt.

Was war passiert? Am vergangenen Sonntag hatte der FCK beim Zweitliga-Tabellenführer FC St. Pauli 0:2 verloren. Für den Klub, vor dem 10. Spieltag noch Tabellendritter, war es bereits die siebte Niederlage nacheinander, der Frust ist bei Fans und Spielern durch den Sturz auf Tabellenplatz 15 groß. Nach dem Spiel hatten dann unter den Anhängern einige abenteuerliche Geschichten die Runde gemacht.

Unter anderem in einer Whatsapp-Nachricht, die vielfach weitergeleitet wurde, und im wichtigsten Onlineforum für FCK-Fans war davon zu lesen, dass es eine Revolte in der Kabine gegeben habe. Ein Teil der Mannschaft hätte sich gegen den erst im Dezember verpflichteten Trainer Dimitrios Grammozis gestellt, und dieser sei daraufhin vom Verein freigestellt worden.

Ein etwas zu aufgeregter Verein

Nun konnte man durchaus Schmunzeln über ein paar ungewöhnliche Formulierungen, Rechtschreibfehler oder sonstige Ungereimtheiten in den zum Beispiel als eine Art Pressemitteilung getarnten Falschmeldungen. So stand da etwa, dass der Klub „nach Informationen des SWR“ Grammozis „entlassen“ habe, nur um abzuschließen mit dem Satz: „Fragt nicht woher diese Info ist!“ (sic!).

Doch offenbar nahm die Sache trotz alledem derart an Fahrt auf, dass sich der FCK schon am Montag zu einer öffentlichen Klarstellung durch Sport-Geschäftsführer Thomas Hengen genötigt sah. Am Mittwoch schimpfte dann auch der betroffene Grammozis, sprach von „Lügen“, „Rufmord“ und „unterster Schublade“.

Das Ganze könnte man nun als Lehrstück über die Tücken der modernen Medienlandschaft abhaken. Oder als etwas zu aufgeregte Episode in einem wieder einmal etwas zu aufgeregten Verein. Trotzdem bräuchte es letztlich wohl vor allem einen Sieg gegen die auf Tabellenplatz 14 nur unwesentlich besser platzierten Schalker, damit sie auch in Kaiserslautern wieder etwas entspannter feststellen können: Ente gut, alles gut.

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