Fastenzeit: Warten auf Ostern

15 Feb 2024

Gestern haben wir das „Halleluja“ im Garten begraben. Jedes Jahr, zu Beginn der Fastenzeit, darf bei uns jeder ein Halleluja-Bild malen, das wir dann am Aschermittwoch in einer Schachtel im Garten vergraben. Unter Papst Gregor dem Großen (590-604) wurde das Halleluja in der Fastenzeit abgesetzt. Dieser Verzicht deutet auf das kommende österliche Hochfest hin, an dem der große Jubelruf Halleluja wieder erklingt.

Fastenzeit - Figure 1
Foto Tagespost

In der Tradition der Kirche verzichten wir seitdem während der Fastenzeit auf das Gloria und den Halleluja-Ruf. Ausnahmen sind hier das Hochfest des heiligen Josef am 19. März, das Fest Verkündigung des Herrn am 25. März sowie der vierte Fastensonntag Laetare. Meine Kinder verstehen das allerdings besser, wenn sie ganz praktisch mitmachen können. Deswegen wurden gestern Buntstifte, Papier und der Spaten ausgepackt. An Ostern wird unser „Schatz“ dann ganz feierlich ausgegraben und darf unser Haus schmücken.

Das ist allerdings nur der Anfang vieler kleiner Traditionen, die wir bei uns zu Hause in der Fastenzeit leben. Es ist eine Zeit des Wartens und der Vorbereitung. Dabei geht es uns nicht vorwiegend darum, auf etwas zu verzichten (wie zum Beispiel Süßigkeiten – obwohl das natürlich ein super Fastenopfer ist), sondern etwas zu finden, das uns dabei hilft, uns geistlich auf dieses Osterfest vorzubereiten.

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Die Fastenzeit sollte uns näher zu Jesus bringen. Eine tägliche optische Erinnerung an diese besondere Zeit des Wartens und der Vorbereitung gibt es bei uns dadurch, dass wir alle Darstellungen Jesu mit einem Tuch verhängen und auch unsere häusliche Dekoration ein wenig auf diese Zeit abstimmen. Violett ist dabei die passende liturgische Farbe, dazu wähle ich meistens trockene Äste oder Sukkulenten, Steine und Sackleinen als Tischläufer.

Ein etwas anderer Fastenkalender

Als meine Kinder noch jünger waren, kam bei uns ein anschaulicher Fastenzeitkalender zum Einsatz. Er zeigt auf, wie lange die Zeit bis Ostern noch ist – eine Art Fastenzeitschaubild. Dafür nimmt man zum Beispiel 40 Steine (für die Fastentage) und 7 Blumen oder 7 Kerzen oder andere schöne Dinge (für die Fastensonntage) und legt jeden Tag ein weiteres Element zum Fastenzeitschaubild dazu.

Fastenzeit - Figure 2
Foto Tagespost

Nun ist es so, dass 40 Tage für meine Kinder – und wahrscheinlich nicht nur meine – eine lange, lange Zeit sind. Als Fastenopfer ein Ding zu wählen, das sie für so eine lange Zeit nicht tun oder zusätzlich tun, fällt ihnen noch sehr schwer. Etwas für einen Tag lang zu tun fällt da viel leichter.

Deswegen versuchen wir uns dieses Jahr an einem alternativen Fastenkalender: Wir nehmen ein Glas und werfen in dieses Glas 40 Zettel. Auf diese Zettel schreiben wir 40 verschiedene Dinge, die den drei Grundelementen der Fastenzeit entsprechen: Beten, Fasten und Almosen geben (vgl. Mt 6,2-18). Einige Beispiele dafür: Heute keine Süßigkeiten, in die Kirche gehen und ein Vater Unser beten, heute keine digitalen Medien, jemanden zum Essen einladen, der sonst alleine wäre, Fürbittzeit mit der ganzen Familie, zusammen ein geistliches Buch lesen, einen Psalm gemeinsam beten und vieles mehr. Jeden Tag werden wir dann einen Zettel aus dem Glas ziehen und als ganze Familie umsetzen. Das Element des Wartens verdeutlichen wir auch durch Folgendes: Jeden Tag vor dem Essen zählen wir gemeinsam die Anzahl der Tage, die es noch bis Ostern dauert. Das ist für meine Kinder ein Training in der Geduld, vor allem am Anfang der Fastenzeit, wenn es noch 40, 39, 38, 37... lange Tage sind.

Weniger ist manchmal mehr

Ein festes Element der Fastenzeit ist für uns der Kreuzweg geworden. Er bietet unserer Familie die Möglichkeit, ganz anschaulich nachzuerleben, wie Jesus für uns den Weg zum Kreuz und in den Tod gegangen ist und uns die Hoffnung von Ostern gebracht hat. Kreuzwege gibt es in unterschiedlichster Ausführung. In meiner Heimat Bayern gibt es einige sehr schöne, auch kürzere Wanderungen entlang der Stationen eines Kreuzwegs. Aber auch in sehr vielen Kirchen ist es möglich, den Kreuzweg anhand von Bildern nachzugehen. Natürlich kann man das Ganze auch nach Hause in den Garten oder den Hausflur verlegen. Dazu stellt man einfach 14 Kreuze oder Bilder des Kreuzwegs auf und geht den Weg mit Jesus zusammen. Seit einigen Jahren laden wir dazu gerne Freunde und Familie ein und machen einen kleinen Ausflug in die Natur, um einen Kreuzweg zu gehen. Wir laufen von Station zu Station, reden mit den Kindern über das, was da dargestellt wird, lesen dazu aus einem Kreuzwegbuch für Kinder und singen zwischen den Stationen ein Lied.

Fastenzeit - Figure 3
Foto Tagespost

Die Fastenzeit ist auch immer eine Zeit des Nachsinnens. Das versuche ich meinen Kindern zu vermitteln. Es ist zum Beispiel eine gute Möglichkeit ein geistliches Buch zusammen zu lesen und darüber zu reden. Bücher über Heilige gibt es viele, auch für Kinder. Sie schaffen die Möglichkeit, ins Gespräch zu kommen, was es bedeutet, ein heiliges Leben zu führen. Längere Bücher können in Kapitel aufgeteilt werden. Gute Ideen hierfür sind zum Beispiel: „Die Chroniken von Narnia“, – hier kann über Themen wie Opfer und Erlösung geredet werden, – die „Gott hat dich lieb Bibel“ oder natürlich ein Buch der Bibel. Aber auch die täglichen Schriftlesungen oder die sieben Bußpsalmen (Psalm 6, 32, 38, 51, 102, 130, 143) sind hier eine Erwähnung wert.

Mehr Fürbitten

Das Fürbittgebet wird uns diese Fastenzeit intensiver begleiten. Schon seit einigen Jahren sammeln wir die Weihnachtskarten, die wir jedes Jahr bekommen, in einem Korb. Zur Familiengebetszeit holen wir diesen Korb heraus: Jeder darf eine Karte ziehen und dann für diese Familie oder Person beten. In dieser Fastenzeit werden wir den Korb nun öfter herausholen und für die Menschen, die uns nahestehen, Fürbitte halten.

An guten Ideen mangelt es nicht. Jedoch: Auch wenn ich große Pläne habe, hat mir die Erfahrung gezeigt, dass wir dann oft nicht alle davon umsetzen. Aber das wirklich Wichtige dabei ist: Wir wollen Dinge auswählen, die uns helfen, näher an Jesus heranzurücken, ihm ähnlicher zu werden und uns geistlich auf Ostern vorzubereiten. Vielleicht ist das dann manchmal auch nur eine einzige kleine äußerliche Sache, die aber eine große Veränderung in unserem Inneren bewirkt und, hoffentlich, einen bleibenden Eindruck bei den Kindern hinterlässt.

Eine Druckvorlage für das Fastenglas findet sich unter diesem Link:sanktwerk.de/freebies-2

Anna Weber, Sozialpädagogin, verheiratet und Mutter von drei Kindern, schreibt auf ihrem Blog über das Kirchenjahr: www.sanktwerk.de/blog Info: Online-Vorbereitung auf die Erstkommunion

Ihr feiert bald Erstkommunion? Und ihr glaubt auch, dass dieses Fest die beste Vorbereitung verdient? In der Online-Erstkommunionvorbereitung könnt ihr, ergänzend zur Vorbereitung vor Ort, die wichtigsten Inhalte vertiefen. Herzlich willkommen zu drei spannenden und interaktiven Einheiten über die Freundschaft mit Jesus, die Eucharistie und die Beichte!

Informationen und Anmeldung:bit.ly/NET-Erstkommunion

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