Was die EZB-Zinssenkung jetzt für Sparer bedeutet

5 Stunden vor
EZB-Zinssenkung

Die Europäische Zentralbank hat den Einlagensatz um 0,25 Prozentpunkte gesenkt. Welche Auswirkungen das für Sparer und Wirtschaft hat.

Es macht den Anschein, als ob sich die Europäische Zentralbank um die Inflation vorerst keine Sorgen mehr machen muss. Die Teuerung in der Eurozone betrug im September nur noch 1,7 Prozent, nachdem sie vor einem Jahr noch 4,3 Prozent ausmachte. Sogar die Dienstleistungspreise, die in den vergangenen Monaten stets Jahreswachstumsraten von über vier Prozent erreichten, schwächten sich ab. Im September stiegen sie „nur“ noch um 3,9 Prozent.

Dennoch hat der EZB-Rat, der sich diesmal nicht in Frankfurt, sondern im slowenischen Ljubljana traf, die Leitzinsen am Donnerstag erneut gesenkt. Und zwar zum dritten Mal in diesem Jahr. Der Einlagenzinssatz, der seit einiger Zeit als der richtungsweisende Zinssatz betrachtet wird, sinkt um 0,25 Prozentpunkte auf 3,25 Prozent. Banken erhalten diesen Wert, wenn sie ihr Geld bis zum nächsten Tag bei der Zentralbank anlegen.

Für die EZB wird es vermutlich nicht die letzte Zinssenkung in diesem Jahr gewesen sein. Auch wenn sie sich, mit Vorankündigungen, bekanntlich nicht aus dem Fenster lehnt.

Keine Rezession?

In ihrer letzten Wirtschaftsprognose hatte die EZB ein Wirtschaftswachstum von 0,8 Prozent für die Eurozone erwartet. Im Vergleich zu China, das derzeit alle Hebel in Bewegung setzt, um ein Konjunkturplus von fünf Prozent am Jahresende zu erreichen, ist das jedoch gering. Die USA erwarten immerhin noch ein Wachstum von 2,5 Prozent für 2024.

Zwar zog die Nachfrage nach Firmenkrediten in der Eurozone aufgrund sinkender Zinsen erstmals seit zwei Jahren wieder an. Doch bleibe sie insgesamt schwach, wie die EZB noch zu Wochenbeginn mitteilte.

„Angesichts der Verzögerung, mit der die Geldpolitik wirkt, und der anhaltenden Wirtschaftsschwäche ist es höchste Zeit, die geldpolitische Restriktion zu beenden. Davon ist die EZB aber noch weit entfernt und die Zinsen werden selbst nach der für Dezember zu erwartenden Leitzinssenkung auf drei Prozent die Wirtschaftsentwicklung weiter bremsen“, kommentiert Sebastian Dullien vom gewerkschaftsnahen deutschen IMK-Institut.

Zwar rechnete die EZB zuletzt nicht mit einer Rezession in ihren Mitgliedsstaaten, doch entwickeln sich diese höchst unterschiedlich. Einige Länder leiden stärker als andere unter der Verlangsamung der Industriekonjunktur, war in den Protokollen der Notenbank zu lesen. „Insbesondere das schwache Wachstum in der größten Volkswirtschaft des Euroraums bremste das Wachstum im Euroraum“, heißt es in den Protokollen mit Blick auf Deutschland. Die Bundesrepublik rechnet heuer mit dem zweiten Rezessionsjahr in Folge, so wie Österreich auch.

„Der Fokus der EZB hat sich von einer zu hohen Inflation zu einem zu schwachen Wachstum verschoben“, sagte Paul Hollingsworth, Chefökonom für Europa bei BNP Paribas. „Aus der Perspektive des Risikomanagements ist es absolut sinnvoll, das Tempo der Lockerung zu beschleunigen, auch wenn die hohe Unsicherheit immer noch eine gewisse Vorsicht erfordert.“

Was heißt das für Sparer?

Für Sparer haben die Zinssenkungen der EZB freilich auch Auswirkungen. Einer Analyse des Vergleichsportals Durchblicker zufolge, sind die Tagesgeldzinsen seit Jahresbeginn von maximal drei Prozent auf inzwischen 2,8 Prozent gesunken. Für sogenanntes Festgeld, das für die Dauer von drei Jahren veranlagt wird, bekommt man inzwischen nur noch drei, statt wie früher vier Prozent. Möglicherweise auch ein Mitgrund, warum die Sparer nicht mehr so eifrig versuchen, gute Konditionen zu erhaschen. Die Sparzinsvergleiche bei Durchblicker langen zwischen Jänner und September im Vergleich zum Vorjahr um 42 Prozent. „Einige Banken haben die Zinssenkung der EZB noch nicht voll eingepreist. Das bedeutet, es sind jetzt noch gute Konditionen erhältlich, die deutlich über der September-Inflation von 1,8 Prozent liegen“, sagt Durchblicker-Experte Andreas Ederer.

Dafür haben es auch Kreditnehmer wieder besser. Für Fixzinskredite mit einer Laufzeit von 25 Jahren muss man im Vergleich zum Oktober des Vorjahres nur noch 3,3 statt 4,1 Prozent bezahlen. Variable Kredite kosten 4,375 Prozent. Fixzinskredite sind damit nach wie vor günstiger als variable, so Durchblicker. Die Nachfrage nach Immobilien-Darlehen ist dennoch verhalten.

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