Marktbericht EZB-Entscheid stützt den DAX

25 Jan 2024
EZB Zinsentscheid

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Keine Zinsüberraschung EZB-Entscheid stützt den DAX

Stand: 25.01.2024 16:01 Uhr

Die Anleger verarbeiten am Nachmittag den Zinsbeschluss der EZB, der keine Überraschungen brachte. Der DAX fängt sich nach der Entscheidung und grenzt seine Verluste vom Vormittag ein.

Die Tatsache, dass die EZB wie erwartet nicht an der Zinsschraube dreht und auch keine Hinweise darauf gibt, wann dies der Fall sein könnte, wird an der Börse positiv aufgenommen. Der Entscheid, den Leitzins unverändert bei 4,5 Prozent zu belassen, war genau so erwartet worden, Überraschungen blieben damit aus. Was für die Börse meist nicht das Schlechteste ist.

Der DAX, der im Tagestief bei 16.785 Punkten stand, grenzt seine Verluste ein und ringt aktuell mit seinem Schlusskurs bei knapp 16.900 Punkten. Der Index behält damit sein Rekordhoch bei 17.003 Punkten im Visier und trotzt damit auch einem schwächer als erwartet ausgefallenen ifo-Geschäftsklimaindex, der am Vormittag veröffentlicht wurde. Gleiches gilt für den MDAX, den Index der mittelgroßen Werte, der seine Verluste mittlerweile größtenteils aufgeholt hat.

EZB hält die Zinsen weiter hoch

Konkret beschlossen die Euro-Währungshüter der Europäischen Zentralbank (EZB) um Präsidentin Christine Lagarde heute auf ihrem ersten geldpolitischen Treffen 2024, den Schlüsselzins bei 4,50 Prozent zu belassen. Der am Finanzmarkt richtungsweisende Einlagensatz, den Geldhäuser für das Parken überschüssiger Gelder von der Notenbank erhalten, bleibt weiter auf dem Rekordniveau von 4,00 Prozent.

Lagarde erklärte auf ihrer anschließenden Pressekonferenz, im EZB-Rat sei man sich einig gewesen, dass es "zu früh sein", über Zinssenkungen zu sprechen. Konsens herrsche unter den Währungshütern auch darüber, dass der geldpolitische Kurs weiter an Daten und nicht am Kalender auszurichten sei, sagte sie auf die Frage, ob Zinssenkungen im März oder April vom Tisch seien. "Wir haben unsere Abhängigkeit von den Daten bestätigt", fügte sie hinzu.

Laut Lagarde ist die EZB auf einem guten Weg, die Inflation im Euro-Raum auf zwei Prozent zurückzubringen. "Wir werden wahrscheinlich viel mehr im April, Mai wissen," sagte sie jüngst am Rande des Weltwirtschaftsforums in Davos. An der Börse waren zum Jahreswechsel die Spekulationen auf rasche Zinssenkungen in diesem Jahr ins Kraut geschossen. Mehrere Währungshüter, darunter Lagarde und Bundesbank-Präsident Joachim Nagel haben sich zuletzt immer wieder gegen aus ihrer Sicht zu aggressive Zinssenkungserwartungen gestemmt.

"Die EZB hält erwartungsgemäß am Leitzinsniveau fest", sagte Ralf Umlauf von der Helaba in einer ersten Reaktion. Die Formulierungen im Statement seien außerdem im Kern unverändert geblieben. Er sieht darin ein Indiz dafür, dass die Leitzinsen so lange wie erforderlich auf einem ausreichend restriktiven Niveau bleiben werden.

"Wie Leim an der Nulllinie"

Für einen Dämpfer sorgten zuvor aktuelle Konjunkturdaten: Denn die Stimmung in der deutschen Wirtschaft hat sich zu Beginn des Jahres weiter verschlechtert und ist auf den tiefsten Stand seit mehr als dreieinhalb Jahren gefallen. Das ifo-Geschäftsklima sank im Januar zum Vormonat um 1,1 Punkte auf 85,2 Zähler, wie das ifo-Institut mitteilte. Es ist der zweite Rückgang in Folge, der den wichtigsten Frühindikator für die deutsche Wirtschaft auf den tiefsten Stand seit Mai 2020 drückt. "Die deutsche Wirtschaft steckt in der Rezession fest", kommentierte ifo-Präsident Clemens Fuest.

"Wie Leim klebt Deutschland derzeit wirtschaftlich an der Nulllinie", kommentiert Claus Niegsch, Branchenanalyst der DZ Bank. Das zeige auch der ifo-Index. "Das ist ein unbefriedigender Jahresstart und für die hiesige Konjunktur kann somit keine Entwarnung gegeben werden."

Wall Street eröffnet höher

Getragen von guten IBM-Zahlen vom Vorabend eröffnen die großen US-Aktienindizes mit Gewinnen. Der Leitindex Dow Jones gewinnt rund 0,3 Prozent und bleibt damit ebenso knapp unter seinem jüngsten Rekordstand, wie der marktbreite S&P-500-Index, der rund 0,5 Prozent gewinnt. Die Nasdaq steht im frühen Geschäft nur einen Wimpernschlag unter ihren Rekordniveaus, so dass neue Bestmarken jederzeit möglich sind.

Kurssprung bei IBM

Die Aussichten beim US-Computerriesen IBM bessern sich auch dank des konzerneigenen Fokus auf Software und Dienste. Umsatz und Barmittelzufluss sollen im neuen Jahr deutlicher wachsen als von Experten erwartet. Auch bei dem Geschäft mit Künstlicher Intelligenz (KI) zieht die Nachfrage laut Konzernchef Arvind Krishna an. Trotzdem wird IBM auch in diesem Jahr Arbeitsplätze streichen.

Im vierten Quartal habe das Unternehmen mit dem Zufluss von Finanzmitteln positiv überrascht, im Softwaregeschäft seien die Erwartungen aber höher gewesen, schrieb Jefferies-Analyst Brent Thill. Der Ausblick sei stark ausgefallen. Auch die Auftragsbücher für Cloudsoftware sähen gut aus.

Das Papier gewann zuletzt mehr als zehn Prozent auf 191,79 Dollar. Damit dürfte der Kurs an den positiven Trend der vergangenen Monate anknüpfen. Im Frühjahr 2023 hatte er zwischenzeitlich noch zwischen 120 und 130 Dollar gependelt.

Uneinheitliche Konjunkturdaten

US-Konjunkturdaten fielen durchwachsen aus. Während das BIP im vierten Quartal in einer ersten Veröffentlichung mit 3,3 Prozent robust ausfiel, stagnierten die Auftragseingänge der Industrie zum Jahresstart. Die Bestellungen für langlebige Güter wie Flugzeuge und Maschinen lagen im Dezember auf dem Niveau des Vormonats, wie das Handelsministerium mitteilte. Befragte Volkswirte hingegen hatten mit einem Anstieg um 1,1 Prozent gerechnet, nachdem es im November einen kräftigen Zuwachs von revidiert 5,5 Prozent gegeben hatte.

Die Zahl der wöchentlichen Erstanträge auf Arbeitslosenhilfe ist derweil überraschend stark gestiegen. In der vergangenen Woche nahm die Zahl der Hilfsanträge um 25.000 auf 214.000 zu, wie das Arbeitsministerium mitteilte. Volkswirte hatten im Schnitt einen Anstieg auf 200.000 erwartet.

Ölnotierungen steigen

Sowohl Öl der Sorte Brent als auch der US-Sorte WTI verteuert sich. Auslöser der jüngsten Gewinne sind zum einen neue Lagerdaten aus den USA. Nach Daten des Energieministeriums von gestern sind die nationalen Vorräte in der vergangenen Woche kräftig gefallen. Rückläufige Bestände können auf eine stärkere Nachfrage oder ein geringeres Angebot hinweisen und so für Preisauftrieb sorgen.

Für bessere Stimmung sorgt zum anderen, dass China zusätzliche Schritte zur Stützung seiner Wirtschaft unternimmt. Gestern hatte die Notenbank angekündigt, ihre Geldpolitik demnächst ein Stück weit zu lockern. Beobachter halten weitere Regierungsmaßnahmen für wahrscheinlich. China ist einer der größten Ölverbraucher der Welt. Am Devisenmarkt gibt der Euro zum Dollar nach und wird derzeit bei 1.0854 Dollar gehandelt.

Adidas wehrt sich gegen Vorwürfe wegen Verwendung von Känguru-Leder

Adidas wehrt sich gegen Vorwürfe von Tierschützern, für die Herstellung von Fußballschuhen würden Kängurus "grausam ermordet". Der Anteil von Känguru-Leder bei der Herstellung von Fußballschuhen liege inzwischen bei deutlich unter 0,5 Prozent, sagte ein Adidas-Sprecher. "Wir beziehen das Leder ausschließlich von Zulieferern, die von der australischen Regierung überwacht und zertifiziert werden, um sowohl das Tierwohl als auch den Artenschutz zu gewährleisten", betonte er. Die Erklärung des DAX-Konzerns kommt bei den Anlegern gut an, die Adidas-Aktie steht mit einem deutlichen Plus an der Indexspitze.

Tierschützer haben via Instagram für kommenden Montag zu einer Demonstration vor der Adidas-Firmenzentrale in Herzogenaurach aufgerufen. Adidas sei der einzige der großen Sportschuhhersteller, der noch auf Känguru-Leder zurückgreife, heißt es auf der Internetseite der Kampagne "kangaroosarenotshoes.org". Andere Hersteller machten vor, wie etwa veganes Leder als Alternative dienen könne.

Apple erstmals größter Smartphone-Verkäufer in China

Der iPhone-Konzern Apple ist in China nach Daten des US-Marktforschungsunternehmens IDC erstmals zum führenden Smartphone-Anbieter aufgestiegen. Mit einem Marktanteil von 20 Prozent übertrifft Apple im vierten Quartal die einheimischen Rivalen Honor (16,8 Prozent), Vivo (15,7 Prozent), Huawei (13,9 Prozent) und Oppo (13,7 Prozent). Apples Aufstieg an die Spitze, insbesondere angesichts der Konkurrenz durch Huawei und der schwachen Kaufstimmung, stelle einen "enormen Erfolg" dar, erklärte Arthur Guo, Analyst bei IDC China.

Daimler Truck will mit arabischer Energiefirma kooperieren

Der Nutzfahrzeughersteller Daimler Truck und die arabische Energiefirma Masdar prüfen eine Kooperation zur Lieferung von Wasserstoff aus erneuerbaren Energien nach Europa. Dazu unterzeichneten die Unternehmen eine Absichtserklärung. Die Vereinbarung unterstütze das Ziel der Vereinigten Arabischen Emirate (VAE), bis 2031 ein führender Produzent und Lieferant auf dem Markt von kohlenstoffarmem Wasserstoff zu werden.

Microsoft erreicht Marktwert von drei Billionen Dollar

Der US-Softwarekonzern Microsoft hat als zweites Unternehmen nach Apple beim Marktwert die Marke von drei Billionen Dollar geknackt. Der Konkurrent Apple lag gestern mit 3,02 Billionen Dollar Marktkapitalisierung im Ranking der wertvollsten Unternehmen aber knapp vorne. Microsoft profitiert derzeit dank seiner frühen Investitionen in den ChatGPT-Hersteller Open AI mehr als andere Tech-Konzerne vom Boom rund um Künstliche Intelligenz. Apple hatte im Januar 2022 erstmals drei Billionen Dollar Marktwert erreicht. Zur Eröffnung legt die auch im Dow Jones enthaltene Aktie weitere 0,6 Prozent zu.

Teslas Umsatz enttäuscht

Preissenkungen und Kaufanreize haben dem Autobauer Tesla die Bilanz verhagelt. Zudem erwartet der E-Auto-Pionier im laufenden Jahr eine Verlangsamung des Absatzwachstums. Der Konzern meldete am Mittwoch nach Börsenschluss für das vierte Quartal einen Umsatzanstieg um drei Prozent auf 25,2 Milliarden Dollar. Das war aber das geringste Wachstum seit mehr als drei Jahren und lag unter den Schätzungen von Experten von 25,6 Milliarden.

737 Max 9 soll wieder fliegen dürfen

Die nach einem aufsehenerregenden Zwischenfall stillgelegten Flugzeuge des Typs Boeing 737 Max 9 werden bald wieder in die Luft steigen dürfen. Die US-Luftfahrtbehörde genehmigte gestern das Verfahren für die von ihr angeordneten Inspektionen der Maschinen. Nach Angaben betroffener Airlines dauert eine solche Prüfung mehrere Stunden pro Flugzeug.

Gewinneinbruch bei Nokia

Eine Projektflaute im Netzwerkgeschäft hat dem angeschlagenen Telekomzulieferer Nokia im vergangenen Jahr einen Gewinneinbruch eingebrockt. Während der Umsatz um elf Prozent auf knapp 22,3 Milliarden Euro sank, brach der Überschuss um 84 Prozent auf 679 Millionen Euro ein. Auch im Schlussquartal lief es schlechter als im Vorjahreszeitraum. Das bereinigte Betriebsergebnis fiel aber höher aus als am Markt erwartet. Zudem macht das Unternehmen Hoffnung auf eine Geschäftsbelebung und kündigte einen weiteren Aktienrückkauf im Volumen von bis zu 600 Millionen Euro über zwei Jahre an.

Telefonica-Deutschland-Übernahme führt zur Löschung aus Indizes

Die nahende Komplettübernahme der Deutschlandtochter des spanischen Telekomkonzerns Telefonica hat auch Konsequenzen für dessen Indexnotierung. Telefonica Deutschland wird ab heute nicht mehr im MDAX und und TecDAX enthalten sein, wie der Indexanbieter Stoxx mitteilte. Mit dem Ablauf des Übernahmeangebots war die Beteiligung an der Tochter auf gut 93 Prozent gestiegen. Damit erfüllt Telefonica Deutschland nicht mehr die für die Notierung in den Indizes notwendige Bedingung eines Streubesitzanteils von mindestens zehn Prozent.

Dafür steigt der luxemburgische Industrierecycler Befesa den Index der mittelgroßen Werte MDAX auf. Dessen Platz im SDAX übernimmt der Büromöbelhändler Takkt.

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