Marktbericht DAX schwächer vor EZB-Zinsentscheid

14 Sep 2023
EZB-Zinsentscheid

marktbericht

Anleger zurückhaltend DAX schwächer vor EZB-Zinsentscheid

Stand: 14.09.2023 09:55 Uhr

Vor der Zinsentscheidung der EZB bleiben die Investoren zunächst in Deckung. Viele Anleger hoffen zwar, dass die Notenbank den Leitzins unverändert lassen wird - aber auch eine weitere Zinserhöhung ist möglich.

Vor der Zinsentscheidung der EZB bleiben die Investoren zunächst in Deckung. Viele Anleger hoffen zwar, dass die Notenbank den Leitzins unverändert lassen wird - aber auch eine weitere Zinserhöhung ist möglich.

Die Nervosität am Aktienmarkt ist hoch: Der DAX fällt zum Handelsstart um 0,3 Prozent auf 15.611 Punkte zurück. Gestern hatte der deutsche Leitindex 0,4 Prozent tiefer auf 15.654 Punkten geschlossen.

Unsicherheit besonders groß

Heute steht der Zinsentscheid der Europäischen Zentralbank (EZB) an, der um 14.15 Uhr verkündet wird. Die Inflation im Währungsraum betrug im August 5,3 Prozent. Das ist zwar deutlich weniger als der Inflationsgipfel von mehr als zehn Prozent im vergangenen Jahr. Allerdings wird das mittelfristige Ziel der EZB von zwei Prozent nach wie vor deutlich übertroffen.

Die Ungewissheit über die künftige EZB-Geldpolitik ist derzeit deshalb besonders groß: Es sei lange her, dass es so viel Unsicherheit darüber gab, ob die Zinsen weiter erhöht werden oder nicht, hieß es seitens der Helaba: "Auch innerhalb der EZB scheint Uneinigkeit zu bestehen, denn letztlich ist die Datenlage schwer zu bewerten. Während die konjunkturellen Aussichten getrübt sind, geht der Inflationsrückgang nur langsam vonstatten", schreiben die Helaba-Experten in ihrem Tagesausblick. Fachleute befürchten, dass die hohen Zinsen die ohnehin angeschlagene Konjunktur weiter belasten könnten.

"Die EZB hat vielleicht die letzte Chance, an der Zinsschraube zu drehen, da die Wirtschaftsdaten dies im November und Dezember nicht mehr zulassen könnten, weil sie sich zu sehr eingetrübt haben", kommentiert Jochen Stanzl, Chef-Marktanalyst bei CMC Markets. "Es wird spannend heute Nachmittag." Unterdessen weist Commerzbank-Analyst Michael Leister darauf hin, dass zuletzt wieder mehr Marktteilnehmer einen Zinsschritt einpreisen würden.

Schwache US-Vorgaben

Die Stimmung an der Wall Street bleibt angesichts der hohen Inflation in den USA gedämpft. Der Dow-Jones-Index der Standardwerte schloss gestern 0,2 Prozent tiefer auf 34.575 Punkten. Der technologielastige Nasdaq rückte dagegen 0,3 Prozent auf 13.813 Punkte vor. Der breit gefasste S&P 500 legte 0,1 Prozent auf 4.467 Punkte zu.

Die Verbraucherpreise in den USA stiegen im August überraschend stark um 3,7 Prozent. Die von der US-Notenbank Federal Reserve stärker beachtete Kerninflation aber ging zurück. Hier werden die stark schwankenden Energie- und Lebensmittelpreise ausgeklammert. Alles in allem lasse der Inflationsdruck spürbar nach, und das sei eine gute Nachricht für die Fed, kommentierte Volkswirt Thomas Gitzel von der VP Bank in Liechtenstein. Die US-Notenbank wird in der kommenden Woche über ihre Zinspolitik beraten.

"Die überwiegende Mehrheit der Marktteilnehmer geht weiterhin davon aus, dass die Fed in der kommenden Woche die Leitzinsen unverändert bei 5,5 Prozent belässt", schreibt Ulrich Stephan, Chefanlagestratege für Privat- und Firmenkunden bei der Deutschen Bank. "Den Kampf gegen die Inflation damit als beendet zu erklären, könnte sich jedoch auch vor dem Hintergrund der jüngsten Ölpreisanstiege als verfrüht erweisen", so seine Einschätzung.

Japans Börsen legen zu

Die Erleichterung über den Abwärtstrend der US-Kerninflation hat die Kauflaune der Anleger in Japan beflügelt. Der 225 Werte umfassende Nikkei-Index kletterte heute um 1,5 Prozent auf 33.179 Punkte. Der breiter gefasste Topix-Index gewann 1,2 Prozent.

Am chinesischen Aktienmarkt hielten sich die Investoren zurück. Die Börse in Shanghai lag 0,2 Prozent im Minus. Der Index der wichtigsten Unternehmen in Shanghai und Shenzhen verlor 0,4 Prozent. Im Fokus standen vor allem die chinesischen Autobauer. Die Untersuchungen der EU-Kommission zur chinesischen Subventionspraxis im Elektroautomarkt drückten die Aktien der Hersteller aus der Volksrepublik ins Minus.

Chipdesigner Arm geht an die Börse

Es wird der bislang größte Börsengang des Jahres: Der Chipdesigner Arm verkauft seine Aktien mit 51 Dollar am oberen Rand der angepeilten Spanne. Bei 95,5 Millionen platzierten Anteilsscheinen fließen dem Arm-Eigentümer, dem japanischen Softbank-Konzern, damit fast 4,9 (4,5 Mrd Euro) Milliarden Dollar zu. Die Arm-Papiere sollen ab heute in New York gehandelt werden.

Nordex erhält in Spanien Auftrag von Baywa

Der Münchener Mischkonzern Baywa setzt beim Bau eines Windparks in Spanien auf die Turbinen vom Anlagenbauer Nordex. Baywa habe einen Auftrag zur Lieferung und Errichtung von 24 Turbinen erteilt, teilte Nordex mit. Der Vertrag umfasse auch die Wartung der Anlagen für 25 Jahre. Ab Sommer nächsten Jahres sollen die Anlagen mit einer installierten Leistung von 5,9 Megawatt errichtet werden, die Inbetriebnahme ist im Frühjahr 2025 geplant. Der Park in Nordspanien entwickelt Baywa gemeinsam mit dem spanischen Unternehmen CEAR.

Alphabet entlässt Mitarbeiter aus Rekrutierungsteam

Die Google-Mutter Alphabet entlässt Hunderte von Mitarbeitern aus ihrem globalen Rekrutierungsteam. Die Maßnahme sei nicht Teil einer großangelegten Kündigungswelle, teilte Google mit. Eine große Mehrheit des Teams solle für die Besetzung wichtiger Positionen beibehalten werden. Alphabet hatte im Januar rund 12.000 Stellen abgebaut und damit seine Belegschaft um sechs Prozent verringert. Alphabet ist das erste "Big-Tech"-Unternehmen, das in diesem Quartal Mitarbeiter entlässt, nachdem Konkurrenten wie Meta, Microsoft und Amazon Anfang 2023 einen aggressiven Stellenabbau vorgenommen hatten.

Banken-Konsortium für Douglas-IPO ausgewählt

Die Kosmetik-Gruppe Douglas treibt Insidern zufolge die Vorbereitungen für ihren Börsengang voran. Das Bankenkonsortium, das einen Sprung auf das Börsenparkett vorbereiten solle, sei ausgewählt worden, sagte eine mit dem Vorgang vertraute Person gegenüber der Nachrichtenagentur Reuters. Zu den Banken gehörten Goldman Sachs, Citigroup, Unicredit, Deutsche Bank, UBS, hieß es. Douglas wollte die Angaben nicht kommentieren. Douglas peilt Insidern zufolge einen Börsengang für das kommende Jahr an.

Chevron-Streik in Australien könnte sich auf LNG-Versorgung in Europa auswirken

Heute beginnt ein zweiwöchiger Generalstreik bei zwei großen LNG-Projekten des US-Energiekonzerns Chevron in Australien. Australien ist der weltgrößte Exporteur von Flüssiggas. Bei den Tarifverhandlungen geht es um Löhne und Arbeitsbedingungen in den Chevron-Werken Gorgon und Wheatstone, die mehr als fünf Prozent der weltweiten LNG-Produktion ausmachen.

Die Hauptabnehmer des australischen Flüssiggases sitzen zwar in Asien. Händler gehen jedoch davon aus, dass eine Lieferunterbrechung den Wettbewerb verschärfen würde, da asiatische Kunden mit Europa um die Ladung konkurrieren würden, was zu Preisschwankungen auf dem europäischen Gasmarkt führen würde.

Mehr lesen
Ähnliche Nachrichten
Die beliebtesten Nachrichten der Woche