Minus 0,25 Prozentpunkte: EZB senkt Leitzins weiter

2 Stunden vor

Minus 0,25 Prozentpunkte

Die Europäische Zentralbank (EZB) hat den Leitzins zum dritten Mal in diesem Jahr gesenkt. Wie die Zentralbank am Donnerstag mitteilte, wird der auf dem Finanzmarkt richtungsweisende Einlagenzins um 0,25 Prozentpunkte auf 3,25 Prozent verringert. Die Inflation in der Euro-Zone ging indes im Vergleich zum Vorjahreszeitraum zurück und liegt nun auf dem niedrigsten Stand seit dreieinhalb Jahren.

EZB - Figure 1
Foto ORF

Online seit gestern, 14.29 Uhr (Update: gestern, 16.55 Uhr)

Der Hauptrefinanzierungssatz, zu dem sich Banken Geld leihen können, wurde im selben Umfang gesenkt, teilte die EZB am Donnerstag weiters mit: auf das neue Niveau von 3,40 Prozent. Der Spitzenrefinanzierungssatz liegt nun bei 3,65 Prozent.

Die europäischen Leitbörsen nahmen die EZB-Entscheidung positiv auf. Der Euro Stoxx 50, der deutsche DAX und der britische FTSE 100 legten zu. Die Zentralbank unter Präsidentin Christine Lagarde hatte im Juni die Zinswende eingeleitet und im September nachgelegt. Die aktuelle Senkung ist damit die dritte in diesem Jahr.

Drei zentrale Leitzinsen

Der Beschluss über die Zinssenkung fiel laut Lagarde einstimmig. Auf die künftige Zinsentwicklung wollte sich Lagarde nicht konkret festlegen. „Wir werden weiterhin einen datenabhängigen Ansatz verfolgen“, sagte die EZB-Chefin. Man werde „von Sitzung zu Sitzung“ entscheiden. „Wir legen uns nicht im Voraus auf einen bestimmten Zinspfad fest“, fügte Lagarde hinzu.

Die Zentralbank steuert die Geldpolitik in der Euro-Zone über drei zentrale Leitzinsen: den Haupt- und Spitzenrefinanzierungssatz sowie den Einlagenzinssatz. Der Einlagezins legt fest, zu welchem Zinssatz Banken bei der EZB kurzfristig überschüssige Gelder parken können.

Der Hauptrefinanzierungssatz bestimmt, zu welchem Zinssatz sich Geschäftsbanken Geld von der EZB leihen können. Zu welchen Konditionen sich Geschäftsbanken sehr kurzfristig Geld von der Zentralbank leihen können, gibt der Spitzenrefinanzierungssatz an.

Lagarde: „Schleppendes Wachstum“

Mit der Zinsentscheidung will die EZB die Konjunktur beleben. Die Wirtschaft in der Euro-Zone entwickelte sich laut EZB-Präsidentin Lagarde nicht so gut wie erwartet. „Die neuesten Daten deuten auf ein schleppendes Wachstum hin“, sagte die Französin nach dem Zinsbeschluss des EZB-Rats in der slowenischen Hauptstadt Ljubljana.

So hätten die Haushalte weniger konsumiert als angenommen. „Die Unternehmen weiten ihre Investitionen nur langsam aus, während die Investitionen in Wohnimmobilien weiter sinken.“ Unterm Strich deute das darauf hin, dass die Wirtschaftsaktivität etwas schwächer ausgefallen sei als erwartet, sagte Lagarde. Allerdings dürfte sich die Konjunktur nach und nach bessern. So könnten die Exporte von einer weltweit anziehenden Nachfrage profitieren.

Inflationsrate im Euro-Raum fiel auf 1,7 Prozent

Stunden vor Bekanntgabe der Zinssenkung hatte das EU-Statistikamt Eurostat die aktuellen Inflationszahlen für die Euro-Zone bekanntgegeben. Waren und Dienstleistungen verteuerten sich im September nur noch um durchschnittlich 1,7 Prozent im Vergleich zum Vorjahresmonat.

Inflation bei 1,8 Prozent

Der Preisauftrieb in Österreich ist im September im Vergleich zum Vorjahresmonat auf 1,8 Prozent gesunken. Das war der niedrigste Wert seit gut dreieinhalb Jahren, wie die Statistik Austria am Donnerstag bekanntgab.

Die Energiepreise sanken um 6,1 Prozent gegenüber dem Vorjahresmonat und sorgten mit dafür, dass die Teuerungsrate auf den niedrigsten Stand seit rund dreieinhalb Jahren gedrückt wurde. Sie liegt nunmehr klar unter dem Zielwert der Zentralbank von zwei Prozent. Im August lag sie mit 2,2 Prozent noch darüber. Nicht eingedämmt werden konnte bisher die Teuerung in Gastronomie und Hotellerie. Sie lag im September bei 3,9 Prozent. Im August waren es noch 4,1 Prozent gewesen.

Österreich: Geringste Teuerung seit 2021

In Österreich sank der Preisauftrieb im September im Vergleich zum Vorjahresmonat auf 1,8 Prozent. Das war der niedrigste Wert seit April 2021, wie die Statistik Austria am Donnerstag bekanntgab. Gegenüber dem Vormonat August verringerte sich das durchschnittliche Preisniveau um 0,1 Prozent.

Der Rückgang habe vor allem mit den im Jahresvergleich günstigeren Treibstoff- und Heizölpreisen zu tun. „In der Gastronomie lagen die Preisanstiege weiterhin über der allgemeinen Teuerung, während die Nahrungsmittelpreise zwar weniger stark als die Gesamtinflation wuchsen, zuletzt aber wieder deutlich zulegten“, sagte Statistik-Austria-Chef Tobias Thomas.

Beim täglichen Einkauf war die Inflation im September stärker zu spüren als die Gesamtinflation, beim Wocheneinkauf dafür weniger stark. Der Mikrowarenkorb, der den täglichen Einkauf widerspiegelt und überwiegend Nahrungsmittel sowie Tageszeitungen und den Kaffee im Kaffeehaus enthält, verteuerte sich im September im Jahresabstand um vier Prozent. Das Preisniveau des Miniwarenkorbs, der den wöchentlichen Einkauf inklusive Dienstleistungen und Treibstoffe abbildet, stieg um nur 0,9 Prozent.

Mehr lesen
Ähnliche Nachrichten