Zinswende: EZB senkt Leitzins um 0,25 Prozentpunkte
Zinswende
Die Europäische Zentralbank (EZB) senkt zum vierten Mal in diesem Jahr ihren Leitzins, und zwar um einen Viertelpunkt von 3,25 auf 3,00 Prozent. Darüber habe es am Donnerstag Einigkeit unter den Währungshütern gegeben, so EZB-Chefin Christine Lagarde. Ihre Wachstums- und Inflationsprognosen schraubte die Zentralbank nach unten.
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Der Zinssatz, zu dem sich Geschäftsbanken frisches Geld bei der EZB besorgen können, sinkt von 3,40 auf 3,15 Prozent. Der Einlagensatz gilt mittlerweile als Leitzins für die Euro-Zone. Mit ihrem Beschluss hält die Zentralbank an ihrem Ansatz der vorsichtigen, kleinen Zinsschritte nach unten fest.
Alle Währungshüter der EZB stimmten der Senkung laut Lagarde zu. „Es gab einige Diskussionen, möglicherweise 50 Basispunkte zu erwägen, aber alle waren sich insgesamt einig, dass 25 Basispunkte tatsächlich die richtige Entscheidung seien“, sagte Lagarde. Zuletzt hatte es unter den Währungshütern eine Diskussion gegeben, wie weit die EZB die Zinsen noch senken sollte.
Die Euro-Wächter um Lagarde hatten im Juni die Zinswende eingeleitet und im September und Oktober weitere Lockerungsschritte folgen lassen. Zu ihrem weiteren Vorgehen im nächsten Jahr erklärte die EZB, der EZB-Rat sei entschlossen, für eine nachhaltige Stabilisierung der Inflation beim mittelfristigen Zielwert von zwei Prozent zu sorgen.
Die Festlegung des angemessenen geldpolitischen Kurses werde von der Datenlage abhängen und von Sitzung zu Sitzung entschieden. Die nächste Zinssitzung der Währungshüter ist für den 30. Jänner geplant.
Unsichere ZeitenDie EZB bewegt sich derzeit in einer zunehmend unsicheren Gemengelage. Die Inflation befindet sich nach Einschätzung der Währungshüter auf dem Weg, nächstes Jahr die Zielmarke von zwei Prozent zu erreichen – das ist die gute Nachricht. Im November lag die Teuerung bei 2,3 Prozent, was weit entfernt war von Raten von mehr als zehn Prozent wie noch im Herbst 2022.
Auch die Prognose der EZB verspricht für das laufende Jahr eine Teuerungsrate von 2,4 (bisher: 2,5) Prozent. Für 2025 gehet sie von 2,1 (bisher: 2,2) Prozent Inflation aus, für 2026 unverändert von 1,9 Prozent.
Aber die zuletzt eher schwachen Konjunkturdaten aus der Euro-Zone sorgen im EZB-Rat zunehmend für Zweifel. Dazu haben die politischen Unsicherheiten angesichts der Regierungskrisen in Deutschland und Frankreich zugenommen, den beiden größten Volkswirtschaften im Euro-Raum. Überdies drohen in der zweiten Amtszeit des designierten US-Präsidenten Donald Trump neue Zölle, was Handelskonflikte auslösen und die Wirtschaft zusätzlich belasten würde.
Weniger Wachstum erwartetInzwischen geht die EZB in ihrem Ausblick von einem geringeren Wachstum aus. Der Anstieg der Wirtschaftsleistung betrage in diesem Jahr 0,7 Prozent. Im September waren sie noch von 0,8 Prozent ausgegangen. Für 2025 wird jetzt mit einem Wachstum des Bruttoinlandsprodukts (BIP) von 1,1 (bisher: 1,3) Prozent gerechnet.