Kleinerer Schritt: EZB erhöht Leitzins erneut

4 Mai 2023
EZB Leitzins

Kleinerer Schritt

Der Rat der Europäischen Zentralbank (EZB) drosselt bei seiner siebenten Zinserhöhung in Folge etwas das Tempo und hat am Donnerstag eine Anhebung der Leitzinsen im Euro-Raum um 0,25 Prozentpunkte beschlossen. Zuvor hatte es drei Anhebungen um 0,50 Punkte gegeben.

Online seit gestern, 14.49 Uhr (Update: gestern, 16.27 Uhr)

Der Leitzins, zu dem sich Geschäftsbanken frisches Geld bei der EZB besorgen können, steigt damit auf 3,75 Prozent. Parken Banken Geld bei der EZB, erhalten sie dafür künftig 3,25 Prozent Zinsen, wie die Notenbank in Frankfurt mitteilte. Wer einen Kredit ausständig hat, wird damit künftig höhere Zinsen zahlen müssen, außer man hat einen Fixzinssatz vereinbart. Für Spareinlagen könnten sich die Zinsen erhöhen – allerdings werden die Sparzinsen von Banken oft langsamer und weniger stark angehoben.

Der jüngste Zinsbeschluss der EZB basiert laut Präsidentin Christine Lagarde auf einer großen Übereinstimmung der Währungshüter. Es sei letztlich ein „Balanceakt“ gelungen, der auf „fast einmütiger Zustimmung“ basiere, sagte die Französin. Alle hätten übereingestimmt, dass eine Anhebung nötig sei und eine Pause nicht infrage komme.

Einige wollten größeren Schritt

Niemand sei daher für unveränderte Zinsen gewesen. Einige hätten jedoch einen stärkeren Schritt in Höhe von einem halben Prozentpunkt für angebracht gehalten, räumte Lagarde ein.

Die aktuellen Lohnabschlüsse im Euro-Raum bergen laut Lagarde das Risiko einer hartnäckig hohen Inflation. „Die jüngsten Tarifabschlüsse haben die Inflationsrisiken erhöht“, sagte Lagarde am Donnerstag auf der Pressekonferenz nach der Zinserhöhung der Europäischen Zentralbank (EZB) in Frankfurt.

EZB hebt Leitzins an

Der Rat der Europäischen Zentralbank (EZB) drosselt bei seiner siebenten Zinserhöhung in Folge etwas das Tempo und hat am Donnerstag eine Anhebung der Leitzinsen im Euro-Raum um 0,25 Prozentpunkte beschlossen. Zuvor hatte es drei Anhebungen um 0,50 Punkte gegeben.

Mit den im vergangenen Juli begonnenen Zinserhöhungen versuchen die Währungshüter, die hohe Inflation einzudämmen. Höhere Zinsen verteuern Kredite. Das kann die Nachfrage bremsen und hohen Teuerungsraten entgegenwirken. Die EZB strebt mittelfristig für den Euro-Raum Preisstabilität bei einer Teuerungsrate von zwei Prozent an. Erst am Vortag hatte auch die US-amerikanische Notenbank Fed ihre Zinsen erneut angehoben.

Weniger Sorge wegen Banken

Nach ihrer letzten Zinssitzung Mitte März hatte die EZB keine klaren Signale für die nächste Sitzung gegeben. Die Unsicherheit war damals angesichts der Bankenturbulenzen in den USA und der Schweiz groß. Seither hat die Unsicherheit in Europa nachgelassen. Die EZB hatte damals den Leitzins trotz der Turbulenzen um 0,50 Prozentpunkte angehoben.

Fachleute erwarten weitere Erhöhungen

In ersten Reaktionen rechneten mehrere Analysten mit einem weiteren Zinsschritt schon im Juni. Dieser sei programmiert, da weiter „deutliche Preissteigerungen, vor allem im Dienstleistungsbereich, zu erwarten sind“, so etwa der Chefökonom von HQ Trust gegenüber Reuters.

Ähnlich auch die Einschätzung Ralf Umlaufs von Helaba: Die EZB setze den Antiinflationskurs fort und „dürfte dabei noch nicht das Ende der Fahnenstange erreicht haben“. Darauf deute eine Passage im Begleittext zur Zinsentscheidung hin, wonach die künftigen Entscheidungen des EZB-Rates „sicherstellen werden, dass die Leitzinsen auf ein ausreichend restriktives Niveau gebracht werden, um eine Rückkehr der Inflation zum mittelfristigen Ziel von zwei Prozent zu erreichen“.

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