Explosion in Kölner Café: Mutmaßlicher Täter stellt sich

26 Sep 2024
Der Einsatzleiter der Berufsfeuerwehr blickt auf die zerstörte Fassade der Ladenzeile mit Wohnhaus. Nach einer Explosion ist ein Café im Erdgeschoss eines Mehrfamilienhauses in Köln vollständig ausgebrannt. © Sascha Thelen/dpa

In Köln kam es erneut zu einer Explosion. Ein Café im Erdgeschoss eines Mehrfamilienhauses ist ausgebrannt. Jetzt hat sich der mutmaßliche Täter gestellt.

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Foto Ruhr Nachrichten

4 Min Lesezeit

Update 25.9., 14 Uhr: Aufgrund erster Ermittlungen hat sich am Vormittag ein Tatverdacht gegen einen Mann erhärtet, der Bezüge zu dem ausgebrannten Café hat. Während der laufenden Fahndung hat sich der Beschuldigte am Mittag im Beisein seines Rechtsbeistands bei der Polizei gestellt. Die Ermittlungen zu einem mutmaßlich zweiten Flüchtigen dauern an.

Sofern sich die bisherigen Erkenntnisse bestätigen, sind Zusammenhänge zu den Explosionen in den vergangenen Wochen nicht gegeben. Weitere Auskünfte erteilen Polizei und Staatsanwalt mit Blick auf die laufenden Ermittlungen nicht.

Mutmaßlicher Täter stellt sich – keine Verbindung zu weiteren Explosionen Polizei: „Noch keine Ermittlungserfolge“

Was die jüngste Explosion in der Nacht betrifft, so gibt es laut Polizei keine Anhaltspunkte, die auf Bezüge zu den Explosionen in der vergangenen Woche hindeuten. Aber selbst wenn es keine Verbindung geben sollte: Die Serie von Explosionen ist für die Einwohner der viertgrößten deutschen Stadt beunruhigend und in dieser Form beispiellos.

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Ein Grund für den schleppenden Verlauf der Ermittlungen ist, dass sich sowohl die in Untersuchungshaft sitzenden Verdächtigen als auch die Opfer mit Informationen zurückhalten. Sie seien „im eigenen Interesse nicht darum bemüht, in Vernehmungen die Karten offen auf den Tisch zu legen“, berichtete Esser. Vermutlich befürchten sie Racheakte. In den Niederlanden heißt es in diesem Zusammenhang seit langem: „Wie praat, die gaat.“ Wer redet, der geht. Und wenn man an den, der geredet hat, gerade nicht herankommt, weil er zum Beispiel in Haft ist, dann müssen eben Familienmitglieder oder andere Menschen aus dem persönlichen Umfeld dafür büßen.

Ob solche Zustände auch in Nordrhein-Westfalen schon erreicht sind, ist unklar. Polizei und Staatsanwaltschaft betonen immer wieder, dass es sich bisher nur bei einem Teil der Verdächtigen um Niederländer handelt und es noch Gegenstand der Ermittlungen ist, ob und wie die unterschiedlichen Taten überhaupt miteinander zusammenhängen.

500 bis 600 Detonationen jährlich in den Niederlanden

Denkbar ist auch, dass Kriminelle, die mit dem ursprünglichen Tatgeschehen gar nichts zu tun haben, die Explosionen für ihre eigenen Zwecke nachahmen. In den Niederlanden jedenfalls würden Explosionen mit Feuerwerk und selbst gebastelten Sprengsätzen mittlerweile weit über das Drogenmilieu hinaus ausgeführt, erläuterte der Kriminologe Cyrille Fijnaut. Dort gehe es um 500 bis 600 Detonationen jährlich: „Eine enorme Plage.“

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Eine der größten Sorgen der Kölner Polizei ist, dass bei den Konflikten unter den Kriminellen auch völlig unbeteiligte Bürger Schaden nehmen könnten. „In den Niederlanden wird auch keine Rücksicht auf Unbeteiligte genommen, da werden auch Unbeteiligte teilweise lebensgefährlich verletzt und getötet“, hatte Esser schon vor einiger Zeit gewarnt. Auch vor diesem Hintergrund laufen die Ermittlungen, wie es immer wieder heißt, „auf Hochtouren“.

Update 25.9., 8.40 Uhr: Der Tatort wurde mit rot-weißem Flatterband abgesperrt, die Ermittler sicherten Spuren. Das Café habe erst vor ein paar Monaten eröffnet, die Besitzer seien derzeit im Urlaub, so schilderte es die Mitarbeiterin einer nah gelegenen Bäckerei. Inwieweit auch andere Geschäfte und Wohnungen in dem Haus beschädigt wurden, ist der Polizei zufolge nicht bekannt. Die Ermittlungen dauern an, die Polizei sucht nach Zeugen.

„Beispiellose Fälle der Gewalt und Schwerkriminalität“

Polizei und Staatsanwaltschaft ermitteln zurzeit zu einer Serie von Sprengungen, die Köln zuletzt erschütterten. So hatte es in der vergangenen Woche innerhalb weniger Tage zwei Explosionen in der Innenstadt gegeben. Eine ereignete sich vor einem Modeladen in der Ehrenstraße, Zeugen sahen einen etwa 1,80 Meter großen Mann davonlaufen.

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Ein weiterer Brandsatz explodierte am Hohenzollernring vor einer Diskothek. Auch am Wochenende war es in Köln und Umgebung zu mehreren Vorfällen gekommen.

„Wir stehen hier als Polizei Köln aktuell vor großen Herausforderungen durch beispiellose Fälle der Gewalt und Schwerkriminalität, die es bis dato in Köln so noch nicht gegeben hat“, sagte der Chef der Kölner Kriminalpolizei, Michael Esser, in der vergangenen Woche. Mehr als 60 Ermittlerinnen und Ermittler bearbeiteten den Komplex.

Ermittler vermuten Zusammenhang zu verschwundenen Drogen

Hintergrund der Taten sind demnach Auseinandersetzungen unter Banden. „Es gibt offensichtlich im Milieu offene Rechnungen, die noch beglichen werden“, sagte Esser. Eine dieser offenen Rechnungen bezieht sich nach Einschätzung des Oberstaatsanwalts Ulrich Bremer von vergangener Woche auf das Verschwinden von schätzungsweise 300 Kilogramm Cannabis. Die Gruppierung, die um diese Drogen geprellt worden sei, versuche nun, das Cannabis zurückzubekommen oder Schadenersatz zu erhalten. In diesem Kontext seien auch zwei Geiselnahmen von Ende Juni/Anfang Juli in Hürth bei Köln und im Kölner Stadtteil Rodenkirchen zu sehen.

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Einige Medien sprechen im Kontext der Taten von der „Mocro-Mafia“. Staatsanwaltschaft und Polizei verwenden den Begriff jedoch nicht.

Feuerwehr Köln evakuiert 20 Anwohner

Update 25.9., 7.40 Uhr: Die Feuerwehr hat nach der Explosion in einem Kölner Café etwa 20 Menschen aus ihren Wohnungen evakuiert. Als die Rettungskräfte eintrafen, stand das Lokal in Vollbrand, wie ein Sprecher der Feuerwehr Köln sagte.

Ungefähr nach einer Stunde, gegen 4 Uhr, war das Feuer demnach gelöscht. Im Anschluss konnten die Bewohner in ihre Wohnungen zurückkehren. Anwohner im Stadtteil Pesch hatten in der Nacht um kurz vor 3 Uhr von einem lauten Knall berichtet. Kurz danach brannte das Café, Scheiben waren zersplittert.

Erstmeldung 25.9., 6 Uhr: Nach einer Explosion ist ein Café im Erdgeschoss eines Mehrfamilienhauses in Köln in NRW vollständig ausgebrannt. Anwohner im Stadtteil Pesch berichteten in der Nacht um kurz vor 3 Uhr von einem lauten Knall, wie die Polizei mitteilte. Kurz darauf stand das Café in Flammen, Fensterscheiben waren zersplittert. Die Feuerwehr konnte den Brand löschen, doch die Lokalität war bereits stark beschädigt.

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Zwei Verletzte nach Explosion in Köln

Zwei Bewohner des mehrstöckigen Mehrfamilienhauses wurden laut Polizeiangaben leicht verletzt und mit Verdacht auf eine Rauchgasvergiftung vor Ort behandelt. Im Anschluss wurden sie von den Rettungskräften wieder entlassen. Durch die Explosion selbst wurde niemand verletzt.

Während der Löscharbeiten wurde das Gebäude evakuiert, im Anschluss konnten die Bewohner in ihre Wohnungen zurückkehren.

In Köln hatte es in der jüngeren Vergangenheit eine Serie von Sprengungen gegeben. Hintergrund dieser Taten sollen Auseinandersetzungen unter Banden sein. Ob die jüngste Explosion in Verbindungen zu der Serie steht, ist laut dem Polizeisprecher bislang unklar.

dpa

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