Heimgekehrter US-Journalist: Gershkovich soll Putin vor seiner ...

2 Aug 2024

Heimgekehrter US-Reporter Gershkovich bei der Ankunft in Washington: Ein leeres Feld für eigene Bemerkungen

Evan Gershkovich - Figure 1
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Alex Brandon / AP

Es dürfte die Story seines Lebens werden: 16 Monate musste der US-Journalist Evan Gershkovich in einem russischen Gefängnis ausharren, in der Nacht zu Freitag kam er im Rahmen des Gefangenenaustausches frei. Kurz vor der Freilassung versuchte der Reporter, seinem Job wieder nachzukommen – und hat den russischen Präsidenten Wladimir Putin um ein Interview gebeten. Das berichtete das »Wall Street Journal« , für das Gershkovich arbeitet.

Der 32-Jährige habe demnach im Gefängnis ein offizielles Gnadengesuch an Putin ausfüllen müssen. Das Formular habe auch ein leeres Feld für eigene Bemerkungen enthalten. Dieses habe Gershkovich nicht wie erwartet leer gelassen, sondern »in dem förmlichen Hochrussisch, das er sich in 16 Monaten Haft angeeignet hatte« ausgefüllt. In der letzten Zeile habe er Putin dann einen Vorschlag gemacht: Wäre er nach seiner Freilassung bereit, sich für ein Interview zusammenzusetzen? Über eine Antwort des russischen Präsidenten war zunächst nichts bekannt.

Auf der Recherchereise festgenommen

Der Russlandkorrespondent des »Wall Street Journal« war Ende März 2023 auf einer Reportagereise in Jekaterinburg am Ural vom russischen Geheimdienst FSB festgenommen worden. Mitte Juli wurde er in einem umstrittenen Prozess wegen angeblicher Spionage zu 16 Jahren strenger Lagerhaft verurteilt. Das »Wall Street Journal« wies die Anschuldigungen gegen Gershkovich zurück. Die US-Regierung forderte über Monate seine Freilassung.

Russland, Belarus und mehrere westliche Länder hatten in einer beispiellosen Aktion  unter Beteiligung des türkischen Geheimdienstes MIT auf dem Flughafen von Ankara insgesamt 26 Gefangene ausgetauscht. Im Gegenzug für die Freilassung politischer Gefangener und Kremlkritiker ließen Deutschland, die USA und Partnerländer einen verurteilten Mörder  und unter Spionageverdacht stehende Häftlinge aus Russland gehen.

Gershkovich, der ehemalige US-Soldat Paul Whelan und die US-amerikanische Journalistin Alsu Kurmasheva kamen in der Nacht zu Freitag in den USA an, zuvor waren bereits 13 Personen in Köln gelandet.

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Anmerkung der Redaktion: In einer früheren Version hieß es, Gershkovich sei Ende 2023 verhaftet worden. Tatsächlich wurde er Ende März 2023 verhaftet. Wir haben die Angaben korrigiert.

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