Evan Gershkovich steht wegen angeblicher Spionage vor Gericht
In Russland hat der Prozess gegen den seit mehr als einem Jahr inhaftierten US-Reporter Evan Gershkovich wegen angeblicher Spionage begonnen. Der Angeklagte sei zum Prozessbeginn in den Verhandlungssaal in Jekaterinburg am Ural gebracht worden, teilte die staatliche Nachrichtenagentur Ria Nowosti am Mittwoch mit.
Bilder zeigen den 32 Jahre alten Korrespondenten der Zeitung »Wall Street Journal« in einem Glaskäfig im Gericht. Der Prozess selbst findet unter Ausschluss der Öffentlichkeit statt.
Nach Angaben der russischen Generalstaatsanwaltschaft soll Gershkovich im Auftrag des US-Geheimdienstes CIA geheime Informationen gesammelt haben. Es sei um die Produktion und Reparatur von Rüstungsgütern in der Fabrik Uralvagonzavod in Nischni Tagil gegangen. Gershkovich sei bei seinem illegalen Tun nach allen Regeln der Konspiration vorgegangen, hieß es.
Gershkovich und die Zeitung haben die Vorwürfe dementiert.
Nicht bewiesene VorwürfeAuch die US-Regierung hatte mit deutlichen Worten auf die bisher nicht bewiesenen Vorwürfe reagiert. »Die Anklage entbehrt jeglicher Grundlage«, sagte der Sprecher des US-Außenministeriums, Matthew Miller, in Washington. »Journalismus ist kein Verbrechen. Die Vorwürfe gegen ihn sind falsch, und die russische Regierung weiß, dass sie falsch sind. Er sollte sofort freigelassen werden.«
Gershkovich war Ende März 2023 auf einer Recherchereise in Jekaterinburg festgenommen worden. Viele Medien haben seine Freilassung gefordert. US-Präsident Joe Biden versprach, sich für ihn einzusetzen. Die Verhandlung in Jekaterinburg zweieinhalb Flugstunden östlich von Moskau dürfte es zusätzlich erschweren, den Prozess zu beobachten.
Laut Kreml laufen Gespräche zu einem Gefangenenaustausch um Gershkovich. Die Inhaftierung von US-Bürgern in Russland zieht oft komplizierte Verhandlungen zwischen Moskau und Washington über eine Freilassung oder einen Austausch nach sich. Trotz der gespannten russisch-amerikanischen Beziehungen gab es in der Vergangenheit immer wieder Gefangenenaustausche. dpa
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