FMA zieht bei Euram-Bank nun doch einen eigenen Schlussstrich

2 Stunden vor

Obwohl die Wiener Privatbank sich am Dienstagnachmittag für eine freiwillige Selbstauflösung entschieden hatte, beendet nun die Aufsicht das Bankgeschäft der Euram. Die Selbstabwicklung sei nicht „plausibel“ dargestellt worden.

Wien. Die Aktionäre der European American Investment Bank (Euram) haben sich am Dienstagnachmittag auf ihrer Hauptversammlung gegen eine Kapitalspritze und für die Selbstauflösung der Bank entschieden. Darüber hatte die „Presse“ am Dienstagabend berichtet. Schon länger stand die Bank im Visier der Finanzmarktaufsicht (FMA). Diese hatte der Wiener Privatbank bereits zu Beginn des Jahres jegliches Neugeschäft untersagt. Der Grund: Mangel bei der Prävention von Geldwäsche.

Die FMA zieht jedoch jetzt einen eigenen Schlussstrich. Es sei keine „erfolgreiche Selbstabwicklung schlüssig und plausibel dargestellt“ worden. Demnach wird der Euram-Bank mit „sofortiger Wirkung die Fortführung“ des Geschäftsbetriebs untersagt. „Daraus folgt auch ein behördlicher Zahlungsstopp“, heißt es von der FMA weiter. Der von der Aufsicht eingesetzte Verwalter Gerd Konezny wird nun zum Regierungskommissär des Kreditinstitutes zum Schutz der Gläubigerinteressen erklärt.

Euram-Kunden wollten noch Überweisungen tätigen

Zuvor hatten Kunden versucht, Überweisungen zu tätigen oder ihre Konten zu schließen. Den Aufträgen wurde aber nicht Folge geleistet, wie die „Presse“ in der vergangenen Woche berichtete. Das Geld auf den Konten wird bis zu 100.000 Euro von der Einlagensicherung gemäß den gesetzlichen Bestimmungen erstattet. Betroffene müssen selbst aktiv werden und sich bei der Einlagensicherung mit einem neuen Konto melden, damit die Einlagensicherung ihnen ihr Geld zurückgeben kann.

Prinzipiell verläuft dieser Prozess sehr rasch. Denn der Gesetzgeber schreibt vor, dass die ESA binnen sieben Tagen zur Auszahlung bereit sein muss. Sobald der Bankkunde ein neues Bankkonto bekannt gibt, erfolgt die Übertragung der Summe innerhalb von zwölf Stunden. Ein neues Konto zu eröffnen, kann seine Zeit in Anspruch nehmen. Jedoch wird bei den meisten Euram-Kunden vermutet, dass sie bereits andere Konten besitzen. Sie erhalten einen persönlichen Brief mit einem entsprechenden Zugangscode. Das könnte natürlich bei Auslandsadressen etwas länger dauern.

Wie „Die Presse“ erfuhr, handelt es sich um etwa 37 Millionen Euro gedeckte Einlagen und um etwa 290 Millionen Euro ungedeckte Einlagen. Das liegt daran, dass die wenigen Kunden hohe Beträge auf dem Konto haben.

Weiterhin Prüfung auf Geldwäsche

Laut der FMA kann unter besonderen Voraussetzungen ein Betrag bis zu 500.000 Euro erstattet werden. „Die Einlagensicherung arbeitet bereits eng mit der Euram-Bank zusammen, um die ordnungsgemäße Auszahlung zu organisieren. Die Einlagensicherung muss dabei auch allfällige Geldwäscheprüfungen berücksichtigen.“ Zuletzt hatten der von der FMA eingesetzte Verwalter und zwei Teams einer Unternehmensberatung von den Kunden überbordende Herkunftsnachweise gefordert, teils mehrere Jahrzehnte zurückreichend.

Die ernste wirtschaftliche Lage der Bank habe im Wesentlichen zwei Ursachen. „Erstens die gravierenden Mängel in der Geldwäscheprävention, die das Neugeschäftsverbot erforderlich machen und damit künftige und neue Erträge der Bank bis auf weiteres ausschließen. Zweitens der enorme Wertberichtigungsbedarf im Kreditportfolio, welcher aus der Kreditvergabepraxis der Bank der letzten Jahre resultiert“, so die FMA in ihrer Aussendung.

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