Modekette Esprit auch in Österreich pleite

5 Tage vor

Eine Wiederaufnahme der Unterstützung durch die Esprit-Gruppe ist nicht zu erwarten. Die österreichische Esprit-Tochter sieht daher nach derzeitigem Informationsstand keine Fortführungsmöglichkeit. APA / dpa / Sebastian Kahnert

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Foto DiePresse.com

Nach Deutschland hat nun auch die Österreich-Tochter des Modekonzerns Konkurs angemeldet. Alle Esprit Shops und Franchise-Filialen sollen geschlossen werden, betroffen sind 173 Angestellte.

Nach der Eröffnung des Insolvenzverfahrens über die Europa-Niederlassung des internationalen Modekonzerns Esprit mit Sitz in Deutschland Mitte Mai hat heute, Donnerstag, auch die österreichische Tochtergesellschaft, die Esprit Handelsgesellschaft m.b.H., beim Landesgericht Salzburg Konkurs angemeldet.

Betroffen sind 173 Dienstnehmerinnen und Dienstnehmer, deren Gehälter noch bis Mai ausbezahlt wurden. Das Unternehmen verfügt noch über zwölf eigene Filialen. 13 Franchisenehmer nutzen die Marke und betreiben 23 weitere Filialen, sind aber gesellschaftsrechtlich nicht mit der Esprit Handelsgesellschaft m.b.H. verbunden.

Das aktuelle Aktivvermögen der Esprit Handelsgesellschaft m.b.H. beträgt zu Liquidationswerten rund 4,9 Mio. Euro, die Passiva belaufen sich nach derzeitigem Stand – ohne etwaige Schadenersatzforderungen aus Bestandsverträgen – auf insgesamt rund 8,4 Mio. Euro. Eingebracht wurde der Insolvenzantrag durch die Geschäftsführung vertreten durch Stapf Neuhauser Rechtsanwälte.

Gravierende Fehlplanungen

Die österreichische Esprit-Tochter hat im Zeitraum von Jahresbeginn bis zum 20. Juni bei einem Umsatz von 8,9 Mio. Euro einen operativen Verlust in Höhe von 4,9 Mio. Euro erlitten. Im Gesamtjahr 2023 hatte das Unternehmen noch einen Umsatz von 29,56 Mio. Euro erwirtschaftet, im Jahr zuvor waren es noch 37,4 Mio. Euro.

Ursache für den starken Umsatzrückgang waren gravierende Fehlplanungen im Konzern. Kollektion, Distribution und Vertrieb wie auch die Verwaltung der Österreich-Tochter wurden mehr oder minder zur Gänze zentral gesteuert. Mit der Insolvenz von sieben deutschen Esprit-Gesellschaften am 15.5.2024 wurden nahezu alle Unterstützungsleistungen und alle Warenlieferungen an die österreichische Tochter per sofort europaweit eingestellt. Von den Managementfehlern in der Gruppe sind sämtliche europäischen Ländergesellschaften betroffen. Die Ländergesellschaften für Dänemark und Finnland sowie die Retail-Gesellschaften für Benelux und in der Schweiz haben bereits Insolvenz angemeldet. Weitere Insolvenzanmeldungen in anderen Ländern sind in Vorbereitung.

Goldene Jahre sind Geschichte

Eine Wiederaufnahme der Unterstützung durch die Esprit-Gruppe ist nicht zu erwarten. Die österreichische Esprit-Tochter sieht daher nach derzeitigem Informationsstand keine Fortführungsmöglichkeit. Folgt der zu bestellende Insolvenzverwalter dem Antrag der Geschäftsführung, sollen die verbliebenen Lagerbestände rasch abverkauft, die Filialen geschlossen, die Mietverträge gekündigt und das Unternehmen liquidiert werden.

Esprit war seit 1995 in Österreich tätig. Auf seinem wirtschaftlichen Höhepunkt im Jahr 2010 beschäftigte das Unternehmen in Österreich 610 Mitarbeiter und betrieb 26 eigene Filialen und 60 Partner-Stores. (APA)

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