Kuba im Katastrophenmodus: Erst Hurrikan Rafael, jetzt zwei ...
Havanna. Nachdem Hurrikan Rafael am vergangenen Mittwoch mit Windgeschwindigkeiten von bis zu 185 Stundenkilomtern im Westen Kubas für schwere Zerstörungen gesorgt hat, laufen die Wiederaufbauarbeiten auf Hochtouren. Am Sonntag folgte der nächste Schlag, als zwei starke Beben mit einer Stärke 6 auf der Richterskala den Osten der Insel erschütterten.
Rafael, der die Stärke 3 von 5 auf der Saffir-Simpson-Skala erreichte, legte Kubas Stromnetz zum zweiten Mal innerhalb weniger Wochen lahm. Die schweren Winde zerstörten eine Hauptleitung zwischen Havanna und Artemisa und sorgten für zahlreiche Schäden in der Landwirtschaft und an Gebäuden. Laut einem Bericht des kubanischen Zivilschutzes wurden in Havanna 654 Gebäude beschädigt und 28 komplett zerstört. Über 400 Strommasten wurden umgerissen und dutzende Bäume entwurzelt. In den westlichen Provinzen kam es zu schweren Schäden in der Landwirtschaft. Mehrere Tausend Hektar Anbaufläche und diverse Mastbetriebe wurden verwüstet.
Aufgrund der rechtzeitigen Vorbereitungen, in deren Rahmen 98.000 Personen durch den Zivilschutz in Sicherheit gebracht wurden, gab es keine Todesopfer. Auch in Folge der Erdbeben kam laut letzten Informationen niemand ums Leben, es gab allerdings vier Verletzte.
Knapp drei Tage nach dem Blackout konnte das Stromnetz am frühen Samstagmorgen wiederhergestellt werden. In Havanna haben inzwischen 95 Prozent der Kunden wieder Strom. In Artemisa und Pinar del Río sind aufgrund der lokalen Schäden allerdings mehr als 90 Prozent der Haushalte noch immer im Dunkeln. In mehreren Provinzen ereigneten sich lokale Proteste. Auch die Wasserversorgung ist vielerorts noch nicht wiederhergestellt, weshalb Tanklastwagen zum Einsatz kommen. Zentral- und ostkubanische Provinzen schickten Elektrikerbrigaden in den Westen, um die Arbeiten dort zu unterstützen.
Auf den Hurrikan folgten schließlich Erdbeben. Das erste Beben ereignete sich am Sonntagmorgen um 10.50 Uhr Ortszeit und war in den Provinzen Santiago de Cuba, Guantánamo, Granma, Holguín und Ciego de Ávila zu spüren. Das Epizentrum befand sich im karibischen Meer, etwa 48 Kilometer südöstlich der Stadt Pilón in der Provinz Granma. Das zweite Beben mit einer Stärke von 6,7 auf der Richterskala war um 11.49 Uhr. "Es kam zu Erdrutschen, Schäden an Häusern und Stromleitungen. Wir bitten die Bevölkerung in diesen Regionen, sich in offenen Gebieten aufzuhalten. Wir werden mit der Bewertung der Schäden und den Reparaturarbeiten beginnen. An erster Stelle steht die Rettung von Menschenleben", schrieb Kubas Präsident Miguel Díaz-Canel kurz darauf auf X.
Laut ersten Berichten haben sich durch die zwei Beben, denen mehrere Nachbeben folgten, vor allem in der Provinz Granma Schäden ereignet. In Pilón wurden 200 Gebäude beschädigt, drei stürzten ein. Auch die Struktur von Leuchttürmen, Radaren und Übertragungsmasten in der Region ist betroffen.
Mehrere Länder und die Vereinten Nationen kündigten in Folge der Katastrophenwelle ihre Unterstützung an. Venezuela schickte ein Schiff mit 300 Tonnen Hilfsgütern. Russland kündigte an, einen Sofortkredit im Wert von 60 Millionen US-Dollar für den Erwerb von Treibstoff zur Verfügung zu stellen. Die EU schickte am Sonntag gemeinsam mit den Vereinten Nationen ein Flugzeug mit Hilfsgütern. Mexiko, Kolumbien, Bolivien und China kündigten ebenfalls Hilfslieferungen an.
Am Montag konnte landesweit der Schulbetrieb wieder aufgenommen werden.
Rafael war der zweite Hurrikan, der dieses Jahr auf Kuba traf. Erst Ende Oktober sorgte der Kategorie-1-Hurrikan Oscar in der östlichen Provinz Guantánamo inmitten eines landesweiten Blackouts für acht Todesfälle und Verwüstungen.