Nach Erdbeben in Tirol: Wie hoch ist die Erdbeben-Gefahr in ...

27 Jan 2024
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Stand: 27.01.2024, 05:00 Uhr

Von: Tanja Banner

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Dass die Erde an der Grenze zu Bayern bebt, überrascht Fachleute nicht. Doch wie groß ist die tatsächliche Erdbeben-Gefahr in Deutschland?

Erdbeben in Tirol - Figure 1
Foto Merkur Online

München – Die Erde in Tirol, nahe der bayerischen Grenze, hat in den letzten Tagen mehrmals gebebt – ein Phänomen, das Experten nicht überrascht. Dr. Joachim Wassermann vom Geophysikalischen Observatorium Fürstenfeldbruck der LMU München bestätigt dies auf Anfrage von merkur.de von IPPEN.MEDIA: „Grundsätzlich ist der gesamte Alpenbogen bekannt für kleinere bis moderate Erdbeben, die in relativ geringer Tiefe stattfinden“.

Der Fachmann erklärt, dass die seismische Aktivität auf die anhaltende Kollision des afrikanischen Kontinents mit dem europäischen Kontinent zurückzuführen ist, „Die adriatische Mikro-Platte wird sowohl unter den Apennin als auch unter Alpen und Dinariden geschoben – diese Einengung wird durch eine post-glaziale Hebung der Zentralalpen ergänzt“, so Wassermann. Spannungen, die durch diese beiden Mechanismen aufgebaut würden, könnten entweder durch plastisches Kriechen oder durch Erdbeben abgebaut werden.

Wo das Erdbeben-Risiko in Deutschland besonders hoch ist

Laut dem Forscher gibt es in Deutschland weitere Regionen, die für Seismologen im Zusammenhang mit Erdbeben relevant sind: Der Oberrheingraben (erstreckt sich von Basel bis nach Frankfurt), die Niederrheinische Bucht in Nordrhein-Westfalen, die Linie Regensburg-Leipzig, die schwäbische Alb und die Vulkaneifel.

In Deutschland ist die Erdbebengefahr eher mäßig. Trotzdem wackelt die Erde in manchen Regionen immer wieder. (Symbolbild) © Jan-Peter Kasper/dpa

„Im Bereich der Nord-Alpen existieren einige prominente Störungs- oder Verschiebungsbahnen, die immer wieder reaktiviert werden“, führt Wassermann aus und nennt die Inntal- und die Saalach-Störungen als Beispiele. Darüber hinaus existierten auch mehrere kleinere Störungen, „in deren Umgebungen ereignen sich immer wieder zum Teil kräftige Erdbeben“, erzählt der Fachmann. Auch die jetzt aktivierte und „durchaus bekannte“ Störung zwischen St. Johann in Tirol und Waidring gehöre dazu.

Experte: Deutschland hat eine „mäßige Erdbebengefährdung“

Doch wie steht es wirklich um die Gefahr von Erdbeben in Deutschland? Wassermann gibt dazu Auskunft: „Insgesamt zeichnet sich Deutschland durch eine mäßige Erdbebengefährdung aus“. Die meisten Erdbebengebiete in Deutschland, so der Fachmann, stehen in Zusammenhang mit der Kollision von Europa und Afrika. „In Deutschland und dessen direkter Umgebung traten in der Vergangenheit Erdbeben bis zu einer Magnitude 6.0 auf. Dies ist auch, wenn auch mit einer relativ geringen Wahrscheinlichkeit, in Zukunft möglich“. Aber auch alter Vulkanismus, wie etwa in der Vulkaneifel, kann Ursache für Erdbeben sein.

Wassermann erinnert an das Roermond-Erdbeben im April 1992, das mit einer Stärke von 5,9 das stärkste Beben in Mitteleuropa seit 1756 war. Es ereignete sich in der Niederrheinischen Bucht, die laut dem Experten „das wohl mit Abstand gefährdetste Gebiet in Deutschland“ ist.

Ist eine Vorhersage von Erdbeben möglich?

Bei großen Erdbeben im Ausland sterben häufig zahlreiche Menschen. Deshalb arbeitet die Forschung mit Hochdruck an der Möglichkeit, Erdbeben vorherzusagen. Doch bisher ist das nicht möglich.

In Deutschland gibt es keine Erdbebenprävention

Trotz der mäßigen Erdbebengefahr in Deutschland wird hierzulande keine besondere Erdbebenprävention betrieben, sagt der Fachmann. „Ausgenommen sind hierbei bauliche Maßnahmen, die in den besonders gefährdeten Gebieten zu treffen sind“. Dass man nicht in ganz Deutschland auf Erdbebenschutz achtet, hat einen Grund: „Es ist schlicht zu teuer, einen derartigen Aufwand für solch geringe Wahrscheinlichkeiten zu betreiben“. In anderen Ländern Europas ist die Erdbebengefahr deutlich höher als in Deutschland. (tab)

Die Redakteurin hat diesen Artikel verfasst und anschließend zur Optimierung nach eigenem Ermessen ein KI-Sprachmodell eingesetzt. Alle Informationen wurden sorgfältig überprüft. Hier erfahren Sie mehr über unsere KI-Prinzipien.

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