Elvis Festival Bad Nauheim: Eine Sache bleibt tabu

Bad Nauheim. Die Fans von Elvis Presley treffen sich bald wieder in seiner G.I-Heimat. Beim European Elvis Festival gibt es aber eine strikte Regel.

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Nicht nur im fernen Memphis wird alljährlich zu seinem Todestag dem King gedacht, auch im hessischen Bad Nauheim, wo Elvis einst als G.I. residierte, feiert man im August stets das European Elvis Festival (EEF). Neben Termin und prallgefülltem Programm eint Bad Nauheim und Memphis auch dies: In Elvis’ hessischer Soldatenheimat kann man noch heute auf seinen Spuren wandeln. Mit dem Hotel Grunewald gibt‘s in Bad Nauheim sogar noch jene Herberge, in dem Presley und sein Clan einst eine ganze Etage mieteten. Der Clou: Das legendäre Elvis-Zimmer mit der Nummer zehn ist bis heute original erhalten geblieben – sogar die amerikanische „Klobrille“, die sich Elvis aus der Heimat kommen ließ, ist noch da.

Verantwortlich für das Programm des European Elvis-Festivals ist – in Kooperation mit der Stadt – die Elvis Presley Gesellschaft (EPG), der größte deutsche Fanclub, gegründet 1978 am ersten postumen Geburtstag Presleys. Zum 47. Todestag des King of Rock’n’Roll wird als Special Guest die Cousine Elvis Presleys, Donna Kay Presley, erwartet, die im Rahmen eines Bühnentalks am Samstag ihre persönlichen Erinnerungen an ihren berühmten Cousin mit den Fans teilen will. Bei einer Elvis-Party am Freitagabend in der mondänen Trinkkuranlage des Kurorts wird die niederländische Rock’n’Roll Band The Explosion Rockets auftreten.

Terry Mike Jeffrey singt beim European Elvis Festival in Bad Nauheim die Lieder des King. © HO | Bad Nauheim Stadtmarketing und Tourismus GmbH

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Diese „Kleiderordnung“ gilt beim Elvis Festival in Bad Bauheim

Musikalischer Stargast ist Bassist Jerry Scheff, der einst mit Elvis gemeinsam auf der Bühne stand. Er sprang für den eigentlich gebuchten Presley-Pianisten Glen D. Hardin ein, der aus gesundheitlichen Gründen absagen musste. Am Mikro steht bei der großen Samstagabendshow nicht etwa ein sogenannter Elvis Tribute Artist, wie Elvis-Imitatoren inzwischen genannt werden (wollen), sondern Terry Mike Jeffrey, ein musikalischer Allroundkünstler aus den USA. Er singt zwar die Songs des King, erinnert aber äußerlich nicht an ihn. EPE-Vorsitzende Maria Hesterberg erklärt, warum: „Im offiziellen Festival-Programm werden Sie keinen Imitator finden. Wir wollen Künstler auf der Bühne sehen, die zwar Elvis-Fans sind, aber ihre eigene Karriere gemacht haben.“ Insbesondere in einem Punkt ist die EPG strikt: „Der Jumpsuit ist Elvis vorbehalten und keinem anderen.“

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Mit Jumpsuit sind die strassbesetzten Overalls gemeint, die Elvis in den 70er-Jahren nicht zuletzt bei seinen zahllosen Auftritten in Las Vegas trug. Das ikonische Kleidungsstück dient Tribute Artists und Elvis-Interpreten (so die deutsche Ableitung) auf der ganzen Welt als Erkennungszeichen ihrer Zunft. Bei manchen Imitatoren macht der glitzernde Anzug bereits 50 % ihrer Show aus. Die besten Tribute-Artists haben diverse Modelle im Schrank – schließlich hat sich auch Elvis selbst immer wieder neue Designs entwerfen lassen. Auch bei der Elvis-Week in Memphis treten Elvis-Kopien im Jumpsuit auf. Vom 23.-28.7.2024 gastiert in der Kölner Philharmonie eine Show aus den USA mit gleich drei Top-Elvissen.

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Elvis-Imitatoren wie Shawn Klush, die im klassischen Elvis-Jumpsuit auftreten, haben im offiziellen Programm des Elvis Festivals in Bad Nauheim keine Chance. © ATG Entertainment | Shawn Klush

Zum Tagesprogramm am zweiten Festivalzentrum, dem Hotel Dolce, gehört auch der programmatisch betitelte „Music Contest“. Hier werden ebenfalls die Songs des King gesungen, aber auch hier gilt die Kleiderordnung: „Das steht auch im Aufruf, alles ist erlaubt, nur kein Jumpsuit“, so Maria Hesterberg. Dennoch können Bad-Nauheim-Besucher am Festival-Wochenende auch klassischen Imitatoren lauschen, also Sängern im funkelnden Las-Vegas-Habit des King. „Jenseits des offiziellen Programms gibt es natürlich auch Auftritte von Imitatoren, etwa im Theater am Park,“ erklärt die PG-Vorsitzende. „Jeder hat sein Publikum, und das soll auch so sein.“

Elvis Presleys Cousine ist Stargast beim Festival in Bad Nauheim

Highlight für leidenschaftliche Elvis-Fans ist fraglos der Auftritt von Donna Presley. „Sie ist eine Cousine von Elvis väterlicherseits. Sie kann tatsächlich aus der familiären Perspektive etwa über Elvis erzählen,“ so Hesterberg. Donna Presley verbrachte seit ihrem zehnten Lebensjahr die Sommerferien auf Graceland, dem legendären Anwesen ihres berühmten Cousins, und kann daher manche Anekdote aus dem schillernden Alltag des Superstars berichten.

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Elvis-Stadt Bad Nauheim: In der Villa Grunewald am Elvis-Presley-Platz kann man noch in Elvis altem Zimmer nächtigen. © Frank Rumpenhorst/dpa | Frank Rumpenhorst

Ein weiterer Star des Festivals ist die Stadt selbst. „Es ist tatsächlich der einzige Ort, an dem Elvis außerhalb der USA gelebt hat. Allein das macht Bad Nauheim schon besonders“, weiß Maria Hesterberg. In den Jahren 1958 bis ‘60 weilte der King ganze 17 Monate im 40 Kilometer nördlich von Frankfurt gelegenen Bad Nauheim. Stationiert war „Private ­Elvis“ im benachbarten Friedberg, seine Freizeit genoss der Rekrut jedoch lieber im noblen Heilbad. Hier enstanden berühmte Fotomotive vom Rock‘n‘Roller in Uniform, etwa vor der Burgpforte, die entsprechend jeder Fan für ein Selfie nachstellen muss.

Die Elvis-Bronze in Bad Nauheim zeigt den King so, wie er im März 1959 an derselben Stelle am Brückengeländer lehnte. © Stephan Kill | Stephan Kill

Ein weiteres Motiv derselben Fotosession aus dem März 1959 hat sich vor drei Jahren wieder im Stadtbild materialisiert. Als der Fotograf damals auf den Auslöser drückte, lehnte Elvis lässig am Geländer einer kleinen Fußgängerbrücke im Park an der Dankeskirche. Nun steht er wieder dort, exakt so wie damals, nur aus Bronze statt aus Fleisch und Blut. Nach der Vorlage des historischen Fotos entwarf ein Mülheimer Unternehmen die Vorlage der Statue im 3D-Drucker. Zu verdanken hat die Elvis-Stadt das 1A-Selfie-Motiv zwei Fans aus der EPE. „Da haben unsere beiden Mitglieder Maike Berger und die Angela Storm wirklich Himmel und Hölle in Bewegung gesetzt, das ist nicht hoch genug anzuerkennen,“ ist Maria Hesterberg voll des Lobes – und überzeugt: „Ich glaube, es gibt niemanden, der in Bad Nauheim gewesen, der sich nicht mit der Elvis-Bronze hat fotografieren lassen.“

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Was Sie schon immer über Elvis Presley wissen wollten ...

Maria Hesterberg ist nicht nur Vorsitzende der Elvis Presley Gesellschaft und schreibt in dieser Funktion regelmäßig für das Vereinsmagazin „Graceland“, sie hat auch ein Buch über ihr Idol verfasst. „Elvis – Populäre Irrtümer und andere Wahrheiten“ klärt auf 120 Seiten manches Missverständnis, lüftet Geheimnisse und verrät unbekannte Fakten über jenen Mann, der noch fast 50 Jahre nach seinem Tod für Schlagzeilen gut ist. Wussten Sie etwa, dass Elvis Karate-Fan war und den Schwarzen Gürtel hatte? Oder dass er sich die Haare schwarz gefärbt hat, weil er Fan von Tony Curtis war? Auch dass Elvis in den 60ern zwei Jahre lang Rancher war und sich 40 Pferde kaufte, dürfte nicht jedem bekannt sein. Und dann erklärt die Fanclub-Vorsitzenden sogar noch, warum Elvis zu Unrecht als King of Rock‘n‘Roll gilt ... Erhältlich ist das im Klartext Verlag erschienene Buch (ISBN 978-3-8375-2415-4) für 16,96 € hier.

„Elvis – Populäre Irrtümer und andere Wahrheiten“ verrät Unbekanntes über den King. © HO | Klartext Verlag

22. European Elvis Festival – die Infos: Termin: 16.-18.8.2024Ort: Bad NauheimFestivalzentren: Hotel Dolce (Elvis-Presley-Platz 1); Trinkkuranlage (Ernst-Ludwig-Ring 1)Das gesamte Programm gibt es hier.Der Eintritt zu den Festivalzentren kostet 8 Euro. Karten für die weiteren Programmpunkte gibt es hier. Infos zum parallel stattfindenden „Elvis Weekend“ in der Nachbarstadt Friedberg gibt es hier.
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