Auch „El Chapo“-Sohn: Mexikanische Drogenbosse in Texas gefasst

26 Jul 2024

Auch „El Chapo“-Sohn

Zwei Anführer des mächtigen mexikanischen Drogenkartells Sinaloa sind in den USA festgenommen worden. Ismael Zambada Garcia, Mitgründer des Kartells und bekannt als „El Mayo“, sowie Joaquin Guzman Lopez, ein Sohn des anderen Mitgründers „El Chapo“, seien am Donnerstag (Ortszeit) im Bundesstaat Texas festgenommen worden, so US-Justizminister Merrick Garland.

El Mayo - Figure 1
Foto ORF

Online seit heute, 6.11 Uhr (Update: 12.23 Uhr)

Garland bezeichnete das Kartell als eine der gewalttätigsten und mächtigsten Drogenhandelsorganisationen der Welt. Zwei US-Beamte sagten gegenüber Reuters, Zambada und Guzman Lopez seien nach der Landung in einem Privatflugzeug in El Paso in Texas festgenommen worden. Mexikanischen Medienberichten zufolge stellten sich Zambada und Joaquin Guzman Lopez freiwillig den Behörden.

US-Behörden hatten zunächst keine näheren Angaben zu den Umständen der Festnahmen des 76-jährigen Zambada und des 38-jährigen Lopez gemacht. Laut US-Medien soll der „El Chapo“-Sohn seinen Gefährten in die Falle gelockt haben. Die „New York Times“ zitierte US-Behördenmitarbeiter mit der Information, Guzman habe Zambada „unter falschen Vorwänden“ dazu gebracht, das Flugzeug zu besteigen.

Undatierte Fotos von Ismael „El Mayo“ Zambada Garcia

Der Sender Fox News berichtete, Guzman habe Zambada gesagt, die Maschine werde innerhalb Mexikos in südliche Richtung fliegen. Stattdessen sei sie nach Norden über die US-Grenze geflogen. Nachdem die Maschine in El Paso gelandet sei, habe sich Guzman im Gegensatz zu Zambada von sich aus gestellt.

15. Mio. Dollar Belohnung

Das US-Außenministerium hatte eine Belohnung von bis zu 15 Millionen US-Dollar (rund 13,8 Mio. Euro) für Informationen ausgesetzt, die zur Festnahme Zambadas führen könnten. Gegen Zambada liegen mehrere Anklagen in den USA vor, unter anderem wegen Verschwörung zur Herstellung von Kokain, Heroin, Methamphetamin und Fentanyl, zu Mord und Geldwäsche.

„El Mayo und Guzman Lopez reihen sich ein in eine immer länger werdende Liste von Anführern und Verbündeten des Sinaloa-Kartells, die das Justizministerium in den Vereinigten Staaten zur Rechenschaft zieht“, sagte Garland weiter. Beide hätten die kriminellen Machenschaften des Kartells, darunter die Herstellung der Droge Fentanyl, die in den USA für eine verheerende Gesundheitskrise sorgt, angeführt.

El Mayo - Figure 2
Foto ORF
Auch Joaquin Guzman Lopez, einer der Söhne „El Chapos“, wurde festgenommen

Nach Angaben der US-Gesundheitsbehörde CDC gab es im vergangenen Jahr mehr als 107.000 Todesfälle durch Überdosierung. Etwa 70 Prozent davon waren auf Fentanyl zurückzuführen. Fentanyl ist ein starkes Schmerzmittel, das unter anderem Krebspatientinnen und -patienten erhalten, mit dem aber auch illegal gehandelt wird. Das synthetische Opioid wirkt 50-mal stärker als Heroin. Mit vor allem in China hergestellten Chemikalien wird es häufig in Mexiko produziert und von dort in die USA geschmuggelt.

Sinaloa-Kartell mit „El Chapo“ gegründet

Zambada ist einer der bedeutendsten Drogenhändler in der Geschichte Mexikos und hat das Sinaloa-Kartell gemeinsam mit „El Chapo“ gegründet, der 2017 an die Vereinigten Staaten ausgeliefert wurde und eine lebenslange Haftstrafe in einem Hochsicherheitsgefängnis verbüßt. Nach „El Chapos“ Auslieferung wurde sein kriminelles Imperium von vier seiner Söhne übernommen – bekannt als „Los Chapitos“ oder „Little Chapos“ (dt.: „die kleinen Chapos“) –, die seine Fraktion des Kartells übernahmen und zu einigen der größten Exporteure von Fentanyl in die Vereinigten Staaten wurden.

Der jüngste von ihnen, Ovidio Guzman, wurde festgenommen und im September von Mexiko an die USA ausgeliefert. Nach Angaben der US-Strafvollzugsbehörde wurde er erst vor zwei Tagen aus der Haft entlassen – ohne dass es ein Gerichtsverfahren und Verurteilung gegeben hätte. Auch „El Mayos“ Sohn, Vicente Zambada Niebla, ist in den USA wieder frei. 2019 wurde er dort zu 15 Jahren Haft verurteilt, er kooperierte später mit den Justizbehörden und wurde vorzeitig freigelassen.

„El Mayo“ lieber im Hintergrund

Die auf Recherchen zur organisierten Kriminalität spezialisierte Denkfabrik Insight Crime beschrieb „El Mayo“ als „einen der berühmtesten Drogenhändler in der Geschichte Mexikos“. Zambada hielt sich nach Angaben dieser Fachleute im Hintergrund und widmete sich lieber den Geschäften als der Gewalt.

Neben zahlreichen kleineren Banden gibt es in Mexiko zwei große Drogenkartelle, die aus den Bundesstaaten Sinaloa und Jalisco stammen. Sie liefern sich gewalttätige Auseinandersetzungen um die Kontrolle des Drogenhandels und der Schlepperei von Migrantinnen und Migranten, die in die USA gelangen wollen. Die Festnahmen von Drogenbossen führen häufig für eine Zeit zu einer Zunahme der Gewalt. Im vergangenen Jahr wurden in Mexiko, das rund 126 Millionen Einwohnerinnen und Einwohner hat, mehr als 30.000 Morde registriert.

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