Spektakuläre Wende: Kolo Muani wechselt doch nach Paris
Das Wechseltheater schien zum deutschen Transferschluss um 18 Uhr beendet. Dann die irre Wende: Randal Kolo Muani verlässt die Frankfurter Eintracht. Ursprünglich war der vom Franzosen auch per Streik angestrebte Transfer zu Paris St. Germain nicht zustande gekommen. Zwar hatte PSG sein ursprüngliches Angebot auf insgesamt 90 Millionen Euro erhöht. Doch Hugo Ekitike, den die Eintracht als Ersatz für Kolo Muani eingeplant hatte, sollte rund 35 Millionen Euro kosten. Das war den Frankfurtern nach Informationen der F.A.Z. zu teuer. Das Gesamtpaket aus Ablöse und Gehalt hätte die Dimensionen gesprengt.
Im weiteren Verlauf des Abends aber – in Frankreich konnten am Schlusstag 1. September noch Transfers bis 23 Uhr abgewickelt werden – verbesserte PSG sein Angebot für Kolo Muani ein weiteres Mal auf rund 95 Millionen Euro. „Aus wirtschaftlichen Gründen mussten wir diesem Transfer zustimmen“, sagte Eintracht-Sportvorstand Markus Krösche um kurz vor Mitternacht. Der 24 Jahre alte Kolo Muani, der sich schon seit dem Beginn seines Trainingsstreiks am Mittwoch in Paris befindet, kann also doch noch wie von ihm erhofft zukünftig im Millionen-Ensemble von PSG auf Torejagd gehen. Einen Nachfolger für Kolo Muani gibt es aber nicht. Krösche konnte lediglich bis 18 Uhr Spieler verpflichten. Die Eintracht geht mit den drei Angreifern Omar Marmoush, Jessic Ngankam und Lucas Alario in die weitere Saison.
Zuvor hatte es am Freitag gute Nachrichten zum Thema Conference League gegeben. Wieder warten international attraktive Gegner. Am Tag nach dem Play-off-Sieg gegen Lewski Sofia hatte die Eintracht spannende, Nerven aufreibende Stunden verlebt. Transfers wurden getätigt, die Sinne für das bevorstehende Bundesliga-Heimspiel am Sonntag (15.30 Uhr/DAZN) gegen den 1. FC Köln geschärft – und nach Monaco geschaut. Dort verfolgten am Nachmittag live vor Ort Vorstandsmitglied Philipp Reschke und Vorstandsberater Rainer Falkenhain die Auslosung zur Gruppenphase der Conference League. Das Ergebnis nach der Ziehung: Für die Eintracht geht es vom 21. September an kreuz und quer durch Europa. Griechenland, Finnland, Schottland: Die Mannschaft von Trainer Dino Toppmöller bekommt es mit PAOK Saloniki, HJK Helsinki und FC Aberdeen zu tun.
Dass auch in dieser Saison wieder fleißig durch Europa getingelt werden kann und die Eintracht als erster deutscher Klub überhaupt nach der Champions League und der Europa League nun auch den dritten Wettbewerb Conference League kennenlernt, liegt an dem Kraftakt gegen Lewski. Das spät herausgeschossene 2:0 durch die Tore von Jessic Ngankam (79. Minute) und Ellyes Skhiri (85.) – zugleich das erste Pflichtspiel ohne Kolo Muani – soll dabei als „Booster“ wirken, wie es Toppmöller am Freitagmittag in den Katakomben der Arena sagte. „Dieser Sieg kann uns körperliche und mentale Frische bringen“, sagte der Frankfurter Fußballlehrer, der binnen kurzer Zeit zwei erste Etappenziele erreicht hat: Er hat mit seiner runderneuerten Mannschaft ebenso die erste Runde im DFB-Pokal wie auch die beiden Play-off-Spiele zur Teilnahme an der Gruppenphase der Conference League überstanden. Der 42-Jährige quittierte das Weiterkommen gegen Sofia mit Wohlgefallen – und mit ganz viel Stolz „auf unsere Gruppe. Wir haben gesehen, was wir als Einheit leisten können.“ Toppmöller schwärmte am Freitag von der „phänomenalen Entwicklung“, die die Eintracht in den vergangenen Jahren seit dem Relegationsspiel gegen Nürnberg genommen habe.
Beim 2:0 gegen Sofia hatte Toppmöller das Personalkarussell ordentlich in Schwung gebracht. Das Modell mit Paxten Aaronson von Beginn an sowie den später eingewechselten Hugo Larsson und Ngankam wertete er als vollen Erfolg. „Die jungen Spieler sind hungrig auf Eintracht Frankfurt“, sagte der Trainer. Er wiederholte sein Mantra, dass derzeit alles im Fluss sei. „Alles ist ein Prozess. Das braucht eine gewisse Zeit, um in die Automatismen reinzukommen.“ Was schon funktioniert: Mario Götze hat sich Toppmöllers Aufruf, torgefährlicher zu werden und durch Assists zu glänzen, zu Herzen genommen. Seine Vorarbeit vor dem Führungstor durch Ngankam war ein Paradebeispiel für die Schaffenskraft des kreativen Antreibers. „Mario ist ein unglaublich intelligenter Spieler. Ihm muss man im letzten Drittel viel Freiraum geben.“
Starres Positionsspiel vor allem in der Offensive will Toppmöller nicht sehen, wie er in der Nachbetrachtung und vorausblickend auf die Partie gegen Köln sagte, die Kristijan Jakic wegen seiner gegen Sofia erlittenen Gehirnerschütterung verpassen wird. „Wir wollen selbständige, kreative Entscheidungen.“ Die Entscheidung, sich von Rafael Borré zu trennen, stand schon länger fest. Der Mann, der dank seiner Tore beim Europa-League-Finale in Sevilla „Heldenstatus“ bei der Eintracht genießt, bleibt der Bundesliga erhalten. Am Freitag, als Toppmöller zum Spielersatztraining bat und sich ausgesprochen positiv über Kapitän Sebastian Rode äußerte, der nach einer Verletzungspause wieder erste Wahl für die Startelf sein kann, saß der Kolumbianer im Flugzeug nach Bremen. Bei Werder wird er leihweise für eine Saison am Ball sein.
Unterdessen hat erwartungsgemäß der französische U-21-Nationalspieler Niels Nkounkou seine Heimat verlassen, um in Frankfurt ein neues Kapitel aufzuschlagen. Der 22 Jahre alte Linksverteidiger wechselt von der AS St. Etienne zur Eintracht, bei der er einen Vertrag bis Mitte 2028 unterschrieben hat. „Niels ist ein hochtalentierter Spieler, der durch seine Dynamik, Durchsetzungskraft und Zielstrebigkeit besticht“, sagte Sportdirektor Timmo Hardung, der sicher ist: „Insbesondere auf seiner Position werden diese Elemente unser Spiel bereichern.“