Eintracht Frankfurt bringt sich gegen Mainz 05 selbst um den verdienten Lohn. Zwei dicke Torwart-Patzer und ein abgefälschter Schuss sorgen für hessische Winter-Tristesse. Die soll aber nur von kurzer Dauer sein.

Rasmus Kristensen schlägt die Hände über dem Kopf zusammen.

Das Spiel gegen Mainz war für die Eintracht zum Haareraufen. Bild © Imago Images

Was bitte war das für ein letztes Pflichtspiel 2024 von Eintracht Frankfurt? Diese Frage konnten die Hessen selbst nicht wirklich beantworten. "Ich habe noch nie in meiner Karriere solch ein Spiel erlebt", sagte nach dem 1:3 gegen Mainz 05 am Samstag nicht etwa einer der vielen Jungspunde im SGE-Dress, sondern Aushilfskapitän Robin Koch. Und der 28-Jährige hat schon einiges erlebt in seiner Karriere.

Im Weihnachtsduell gegen den ungeliebten Nachbarn aus Mainz wähnten sich aber nicht nur die 58.000 Zuschauer irgendwann im komplett falschen Film. Die Eintracht hatte stark begonnen, von den 05ern war offensiv überhaupt nichts zu sehen. Und ohne auch nur einen einzigen Torschuss abgefeuert zu haben, führten die Gäste plötzlich mit 1:0.

Videobeitrag

Eintracht PK Toppmöller

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Ende des Videobeitrags Santos erinnert an Piplica

Kaua Santos, der für den erkrankten Kevin Trapp zwischen den Pfosten stand, spielte einen Katastrophenball auf den bedrängten Ellyes Skhiri, der Mittelfeldspieler wiederum grätschte das Spielgerät in hohem Bogen zurück in Richtung Santos, der sich das Ei dann selbst ins Netz legte (16. Minute). Einen ähnlich kuriosen Treffer hatte man zuletzt 2002 gesehen, als sich Tomislav Piplica (Energie Cottbus) den Ball ins eigene Tor köpfte.

Für den bedauernswerten Santos kam es 22 Jahre später aber noch schlimmer. Auch das 0:3 ging zu einem großen Teil auf die Kappe des Brasilianers. Wieder entschied sich der junge Keeper für einen (zu) kurzen Pass, statt den Ball kompromisslos rauszuhauen. Den folgenden Schuss von Jea-Sung Lee konnte er zwar noch parieren, Paul Nebel traf im zweiten Versuch aber zur Vorentscheidung (58.). Bereits zuvor hatte der junge Friedberger Nebel das 2:0 erzielt, seinen Schuss hatte Koch unhaltbar abgefälscht (27.).

Nun könnte man denken, Santos ("Für Kaua tut’s mir sehr leid", Sportvorstand Markus Krösche) trage allein Schuld an dieser Niederlage zum Jahresschluss, das aber ist maximal die halbe Wahrheit: Auch vorne war der Wurm drin – und das, obwohl die SGE ab der 21. Minute in Überzahl agierte (Nadiem Amiri sah nach grobem Foulspiel Rot).

"Das Spiel zu erklären, ist extrem schwer"

Nnamdi Collins zum Beispiel entschied sich für einen Querpass, statt allein vor Mainz-Torwart Robin Zentner abzuschließen (7.), Can Uzun traf den Ball fünf Meter vor dem halbleeren Tor nicht richtig (49.). "In 99 von 100 Fällen macht Can den rein", resümierte Trainer Dino Toppmöller im Anschluss. "Heute war es eben nicht so."

Die Eintracht machte viel richtig, aber eben keine Tore. Die Mainzer machten deren drei bei ganzen drei Schüssen aufs Tor. Der "xGoals"-Wert, also die Tore, die man bei diesem Spielverlauf hätte erwarten können, betrug 3,5 auf Frankfurter und 0,59 auf Mainzer Seite.

Die Eintracht gab mehr Schüse ab (30:8), spielte mehr Pässe, sprintete mehr, hatte 17:2 Ecken und 62 Prozent Ballbesitz. Am Ende aber feierten die Mainzer zur Musik von Haftbefehl in den Frankfurter Katakomben. Es war eine verkehrte Welt im Waldstadion. Oder, wie Kapitän Koch es nannte: "Das Spiel zu erklären, ist extrem schwer."

Neues Jahr, neues Glück

Als unglücklichen Zufall können die Hessen das 1:3 allerdings auch nicht abtun. Zu oft waren die Leistungen in den vergangenen Wochen eher wechselhaft, hatten die Ergebnisse nicht mehr gestimmt. Seit fünf Spielen ist die SGE wettbewerbsübergreifend inzwischen sieglos. Die Winterpause, sie hätte aus hessischer Sicht wohl gerne schon vor zwei Wochen beginnen dürfen.

"Wenn du fünfmal vor Weihnachten nicht gewinnst, fühlt sich das natürlich nicht gut an", gab auch Toppmöller einen Einblick in das Innenleben der Kabine. Das schlechte Gefühl nach dem Mainz-Spiel werde bei den Spielern bestimmt auch noch zwei, drei Tage anhalten. "Aber wenn sie die Enttäuschung aus diesem Spiel abgeschüttelt haben, können sie auf ein sehr gutes erstes Halbjahr zurückblicken." Im neuen Jahr wolle man "mit neuer Energie neu angreifen". Die verkehrte Welt soll so schnell wieder in die richtigen Bahnen gelenkt werden.