DTM Spielberg: Der Leader ist (vorerst) Pessimist

13 Stunden vor
DTM

Noch vier Rennen an zwei Wochenenden im DTM-Finale und es spitzt sich der Dreikampf Kelvin van der Linde (Abt-Audi, 170 Punkte) gegen Mirko Bortolotti (SSR-Lamborghini, 163) und Maro Engel (Winward-Mercedes, 155) zu.

Der gebürtige Johannesburger, 2017 Sieger der 24 Stunden auf dem Nürburgring, sieht seine Führung am Wochenende auf dem Red Bull Ring in Gefahr, wie er im Gespräch mit LAOLA1 bestätigt. Und er verrät auch, welche Pläne er – beruflich wie privat – so hat…

Das letzte, wohl entscheidende Wochenende, ist traditionell in Hockenheim (19. und 20. Oktober).

LAOLA1: Wie wird sich der finale Dreikampf aus deiner Sicht entwickeln?

Kelvin van der Linde: Ich gehe auch davon aus, dass es ein Dreikampf mit Mirko und Maro wird, aber BMW hat auch noch etwas zu sagen - Speziell auf dem Red Bull Ring! Der ist eher eine Strecke für BMW, Ferrari und Porsche. Auch Mercedes und Lamborghini darf man nicht ausschließen. Von den drei Erstplatzierten in der Meisterschaft war im Vorjahr keiner in Spielberg in den Top Ten. Es wird also interessant.

LAOLA1: Deine Chancen?

van der Linde: Ich fürchte, ich werde am Wochenende nicht um den Sieg kämpfen können. Es sei denn, es gibt Regen. Deshalb schaue ich jeden Tag auf die Wetter-App. Ich kann mir aber dennoch nicht vorstellen, dass ich im Regen auf dem Red Bull Ring so dominant sein kann wie zuletzt beim Sieg auf dem Nürburgring.

LAOLA1: Ist die eingestellte Werkunterstützung von Audi für euch ein Nachteil?

van der Linde: Wir haben auch ohne sie gute Leistungen gebracht. Das Auto ist fertig entwickelt. Bei einem neuen Modell wäre es schwieriger ohne Hersteller-Input.

LAOLA1: Wie schätzt du deine älteren und erfahreneren Kontrahenten Bortolotti und Engel ein?

van der Linde: Auch wenn ich der Jüngste unter den Titelaspiranten bin, haben wir alle genügend GT3-Erfahrung gesammelt. Im Prinzip fahren wir ja seit zehn Jahren in dieser Kategorie gegeneinander.

LAOLA1: Deine österreichischen Gegner kennst du ja auch lang genug?

van der Linde: Clemens Schmid lernte ich näher kennen, weil wir ja im Akkodis-Lexus im WEC (Langstrecken-WM) ein Auto teilen. Thommy Preining ist der amtierende Champion, für den es aber heuer nicht so rund gelaufen ist. Es wäre wohl mehr für ihn drin gewesen. Der Luggi Auer durchlebt eine schwierige Saison. Er war eigentlich immer ein Meisterschaftskandidat. Ich hatte ihn vor der Saison eher als Titelanwärter auf der Rechnung als seinen Teamkollegen Maro.

LAOLA1: Wie erlebt man ein Rennen gegen den Bruder (Sheldon van der Linde, Ex-Champion, ist BMW-Werkfahrer, Anm.)?

van der Linde: Das ist spannend. Klar versuchen wir, möglichst sauber zu kämpfen, aber wir fahren auch für unterschiedliche Hersteller und müssen das Maximum herausholen. Auf dem Sachsenring sah man zuletzt, dass es zwischen uns keine Schonung gibt.

"Bregenz gefällt mir wegen der Ruhe und den vielen Trainingsmöglichkeiten. Es überrascht nicht, dass dort viele Sportler eine Heimat fanden."

van der Linde über seinen Umzug nach Bregenz

LAOLA1: Du fährst auch in der LMGT3 in der Langstrecken-WM WEC. Wo siehst du deine weitere Karriere?

van der Linde: Ich hatte gehofft, dass sich mit dem Einstieg bei Lexus im WEC eine Chance auf einen Hypercar-Platz ergibt, aber da haben fast alle Fahrer langfristige Verträge. Der siebente Platz in Le Mans im Lexus war nicht schlecht, aber es wäre kaum mehr möglich gewesen gegen die neuen Ferrari, Porsche usw. Ich erwarte 2025 keine Überschneidungen zwischen WEC und DTM, somit wäre es schön, durch ein Doppelprogramm im Rhythmus zu bleiben. Fixiert ist noch nichts, aber der Plan ist sicher, in der DTM zu bleiben – egal, wie diese Saison jetzt ausgeht. Und ich möchte mit Abt weitermachen, weil wir eine lange Geschichte zusammen haben. Außerdem bin ich stolz, jetzt Red-Bull-Sportler zu sein. Das war schon ein Jugendtraum…

LAOLA1: Du hast als Teenager Markenpokale in Südafrika gewonnen, meist als jüngster Pilot, und bist in Europa in den GT-Sport gekommen. War eine Formel-Karriere nicht geplant oder nicht möglich?

van der Linde: Meine Familie finanzierte am Anfang meinen Rennsport, und das war nur in Markenpokalen wie VW-Cup möglich. Später kamen dann Preisgelder dazu, mit denen ich meinen Aufstieg ins GT Masters ermöglichen konnte. Für eine Karriere im Formel-Sport fehlte einfach das Geld. Aber ich bin stolz, dass wir – auch Bruder Sheldon – seit Jahren Profirennsport betreiben können und dafür nichts mitbringen müssen.

LAOLA1: Wie oft kommst du noch in deine Heimat?

van der Linde: Ich versuche immer, einmal im Jahr zurück nach Südafrika zu kommen und meine Eltern in Johannesburg zu besuchen. Deshalb verzichte ich gern auf ein paar Tage Skifahren hier im Winter, weil ich dann zwei Mal Sommer habe (lacht).

LAOLA1: Hast du Vorbilder?

van der Linde: Ja, Ayrton Senna, weil er ein kompletter Champion war und so viele Menschen begeistern konnte. In der DTM waren sicher Bernd Schneider und Mattias Ekström Vorbilder. Eki hatte ja einen ähnlichen Weg wie ich, er kam in ein fremdes Land, lernte die Sprache, setzte sich durch. Im gleichen Team…

LAOLA1: Glaubst du an eine Formel-1-Rückkehr nach Südafrika, wo 1993 letztmalig gefahren wurde?

van der Linde: Die halte ich für sehr unwahrscheinlich. Es hat mehrere Versuche gegeben, die alle im Sand verliefen. Ich hatte auch eine Hoffnung, als die Formel E nach Kapstadt kam. Aber es blieb bei einem Rennen, weil es in der Organisation trotz großen Zuschauerinteresses nicht ganz klappte. Kyalami wäre mit einem Umbau als einzige Strecke möglich. Aber da gibt es keine konkreten Pläne. Die Formel 1 ist wohl aus finanziellen Gründen eine Nummer zu groß.

LAOLA1: Du bist ja beim Übersiedeln vom Allgäu nach Bregenz…

van der Linde: Bregenz gefällt mir wegen der Ruhe und den vielen Trainingsmöglichkeiten. Es überrascht nicht, dass dort viele Sportler eine Heimat fanden. Ich kann die Wohnung von Mikkel Jensen (dänischer Peugeot-Werkfahrer, Anm.) direkt übernehmen, weil er nach Monaco zieht. 

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