DTM Nürburgring: Sheldon van der Linde gewinnt - Maro Engel ...
Sheldon van der Linde gewinnt das Sonntagsrennen der DTM auf dem Nürburgring. Maro Engel verpasst Siegchance nach Kollision mit Rene Rast. Viel Trubel bei Manthey-Porsche.
Robert Seiwert18.08.2024, 14:51 UhrRennbericht
Robert Seiwert
Ressortleiter MotorsportRobert schrieb schon vor seiner MSM-Zeit für Sport-Fachmedien. Berichtet seit 2011 über DTM, Daytona, Le Mans und Co. direkt von der Rennstrecke.MEHR
Kelvin am Samstag, Sheldon am Sonntag: Die Van-der-Linde-Brüder haben dem DTM-Rennwochenende auf dem Nürburgring ihren Stempel aufgedrückt. Nach dem Sieg von Kelvin van der Linde (Abt-Audi) im regnerischen Samstagslauf, setzte sich Sonntag unter trockenen Bedingungen sein jüngerer Bruder Sheldon (Schubert-BMW) durch. Nürburgring und die van der Lindes, das ist eine Liebesbeziehung: 2022 standen Kelvin und Sheldon sogar gemeinsam auf dem Podium.
Zu einem neuerlichen Brüder-Podest kam es heute knapp nicht: Kelvin fuhr auf den vierten Platz und verteidigte damit seine Führung in der DTM-Meisterschaft. Der von Platz sechs gestartete Deutsch-Südafrikaner fiel beim Start zunächst auf P12 zurück, kämpfte sich im turbulenten Rennen aber tapfer nach vorne. Für Kopfzerbrechen sorgte Kelvin nur bei den TV-Zuschauern: Wegen eines defekten Transponders an seinem Abt-Audi R8 LMS GT3 hüpfte van der Linde im Live-Timing ständig hin und her.
Maro Engel verpasst DTM-Sieg nach Kollision mit Rene RastZwischen das schnelle Brüderpaar quetschten sich Maro Engel (Winward-Mercedes) und Marco Wittmann (Schubert-BMW) auf die Plätze zwei und drei. Mercedes-AMG-Fahrer Engel erzielte zwar seinen zweiten Podestplatz an diesem Wochenende, dürfte sich aber über die verpasste Siegchance ärgern. Nach der Pole Position im spektakulären Qualifying am verregneten Morgen, führte Engel das Feld nach dem Rennstart an und ließ sich auch von zwei Safety-Car-Phasen - ausgelöst durch Technik-Ausfälle von Nicki Thiim und Arjun Maini - nicht aus der Ruhe bringen.
Während der Boxenstopp-Phase kollidierte Engel in Kurve 1 mit Rene Rast (Schubert-BMW), der den Winward-Mercedes nach der Boxenausfahrt mit kalten Reifen auf seinem BMW M4 GT3 traf. Engel konnte die Fahrt nach seinem Dreher zwar auf Platz zwei fortsetzen, verlor die Führung aber an den späteren Sieger van der Linde.
Rast, der für den Kontakt mit drei Penalty Laps bestraft wurde sich einen Reifenschaden zuzog: "Ich bin aus der Box rausgefahren, war in Führung vor dem Bremspunkt und Maro sollte wissen, dass ich auf kalten Reifen bin. Ich habe spät gebremst, war vorne und dann auf einmal von außen kommt Maro und lenkt ein. ich kann mich nicht in Luft auflösen und auf kalten Reifen hast du halt nicht die Verzögerung, kannst nicht lenken. Ich bin der Meinung, er hat den Kontakt verursacht, nicht ich. Ich konnte nirgendwo hin, konnte nichts machen. Er hat auch mein Rennen versaut, also echt schwierig."
Engel dürfte die Situation 'etwas' anders bewerten, sagte bei der Sieger-Pressekonferenz aber nur: "Es gibt nicht viel zu sagen. Die Bilder sprechen für sich. Es war ein sehr gutes Rennen und die Kämpfe mit Sheldon waren hart und fair. Nach dem Stopp sah es gut aus, ich hatte einen ordentlichen Vorsprung. Dann passierte der Vorfall. Wir können die Zeit nicht zurückdrehen und sollten happy sein mit dem zweiten Platz."
Teamorder und 0,5-Sekunden-Strafe: Trubel bei Manthey-PorscheHinter dem Viertplatzierten Kelvin van der Linde sorgte Ayhancan Güven (Manthey-Porsche) mit Platz fünf für eine faustdicke Überraschung. Der bisher eher glücklose Türke hatte das Rennen nur vom 19. und damit vorletzten Startplatz aufgenommen. Güven zählte zu den letzten Fahrern, die ihren Pflicht-Boxenstopp absolvierten, was ihn weit nach vorne spülte. Gegen Rennende wurde er vom Manthey-Team angehalten, seinen Vordermann und Teamkollegen Thomas Preining nicht zu überholen.
Als sich der amtierende DTM-Champion in der vorletzten Runde mit Thierry Vermeulen (Emil-Frey-Ferrari) duellierte, nutzte Güven seine Chance, fuhr an beiden Autos vorbei und übernahm die fünfte Position. Preining erhielt nach dem Zieleinlauf eine 0,5-Sekunden-Ersatzstrafe anstelle eines angeordneten Platztauschs wegen Abdrängens und fiel hinter Vermeulen auf Platz sieben zurück. Ricardo Feller (Abt-Audi), Mirko Bortolotti (SSR-Lamborghini) und Franck Perera (GRT-Lamborghini) komplettierten die Top-10.
Das sechste Rennwochenende der DTM-Saison 2024 steigt in zwei Wochen auf dem Sachsenring (06.-08. September).
DTM Nürburgring: So lief das Rennen am SonntagDie Startaufstellung: Im spannendsten DTM-Qualifying der GT3-Ära kam alles zusammen: Zeitstress wegen Nebel, ein irrer Reifen-Poker und ein Pole-Duell im Abstand von sieben Tausendstelsekunden. Maro Engel setzte auf Regenreifen und lag damit an seinem Winward-Mercedes-AMG GT3 goldrichtig - seine erste Pole Position der Saison und die dritte seiner DTM-Karriere. Ricardo Feller ließ an seinem Abt-Audi ebenfalls während des Qualifyings zum zweiten Mal Regenreifen aufziehen und stürmte damit zu Startplatz zwei. Marco Wittmann und Luca Stolz, beide auf Slick-Reifen, teilten sich die zweite Reihe. Auf den Startplätzen fünf bis acht: Mirko Bortolotti, Kelvin van der Linde, Thomas Preining und Sheldon van der Linde.
Der Start: Für Clemens Schmid war das Rennen noch vor der Einführungsrunde wegen technischer an seinem Dörr-McLaren Probleme beendet - und das ausgerechnet am Geburtstag des Österreichers.
Beim fliegenden Start behielt Pole-Setter Maro Engel die Nase seines Winward-Mercedes vorn. Der Zweitplatzierte Ricardo Feller musste sich hart gegen den heranstürmenden Marco Wittmann verteidigen. Hinter dem Duo machte Sheldon van der Linde Druck. Der von P8 gestartete BMW-Pilot überholte sogar Teamkollege Wittmann in der ersten Runde und übernahm Platz drei. Bruder Kelvin van der Linde fiel vom sechsten bis auf den zwölften Rang zurück. Bitter: Der von P4 gestartete Luca Stolz wurde schon beim Start umgedreht. Ein Bombenstart gelang hingegen Rene Rast: Der Schubert-Pilot stürmte mit seinem BMW M4 GT3 von P12 bis auf Platz sechs nach vorne.
Die erste Rennhälfte: In Runde 3 musste Nicki Thiim seinen qualmenden SSR-Lamborghini wegen eines technischen Problems am Streckenrand abstellen. Die Rennleitung schickte das Safety Car raus. Kurz zuvor hatte Sheldon van der Linde den zweiten Platz von Ricardo Feller übernommen.
Beim Re-Start gab es keine Positionswechsel auf den vorderen Rängen: Engel blieb vor Sheldon van der Linde, Ricardo Feller, Marco Wittmann, Mirko Bortolotti, Rene Rast und Thomas Preining. In Runde 10 saugte sich van der Linde auf Start/Ziel an Engel heran und in Turn 1 kam es zu einem leichten Kontakt, bevor sich der BMW-Fahrer außen an Engel vorbeischieben wollte. Der Mercedes-Pilot ging aus diesem sehenswerten Duell jedoch als Sieger hervor, während sich van der Linde am Funk über die Fahrweise seines Kontrahenten beschwerte.
Dahinter boxte sich Rene Rast mit Kontakt vorbei an Mirko Bortolottis Lamborghini auf Platz fünf. Das gefiel der Rennleitung nicht, und so musste Rast seine Position wieder abtreten. "Bullshit!", kommentierte der BMW-Star am Funk. Wenig später drehte sich Arjun Maini wegen eines Defekts an seinem HRT-Mercedes und blieb auf der Strecke stehen. Das löste die zweite Safety-Car-Phase des Rennens in Runde 13 aus.
Beim Re-Start zur 16. Runde konnte sich Maro Engel leicht von Sheldon van der Linde absetzen und als Führender durch die erste Kurve fahren. Rene Rast beschwerte sich über Mirko Bortolottis Verhalten ("Moving under braking!). Das 'Problem' erledigte sich von selbst, weil Bortolotti kurz danach ebenso zum Boxenstopp reinkam wie Sheldon van der Linde, Thomas Preining und Maximilian Paul.
Spitzenreiter Maro Engel reagierte und ließ eine Runde später (Runde 17) frische Slick-Reifen aufziehen. Auch Ricardo Feller absolvierte seinen Pflicht-Reifenwechsel. Nach der Boxenausfahrt behauptete Engel die Führung vor Sheldon van der Linde, während Rene Rast in Runde 19 die Reifen wechseln ließ. Dann Kontakt in Kurve 1! Rast mit seinen kalten Reifen erwischte Engel an der Seite und drehte den Mercedes auf der Strecke.
Der weitere Rennverlauf: Engel fiel durch die Kollision auf den virtuellen zweiten Platz zurück, während Sheldon van der Linde die Führung übernahm. Rene Rast musste wegen eines Reifenschadens die Box ansteuern und kassierte drei Penalty Laps. Bei all dem Trubel ging etwas unter, dass sich Marco Wittmann durch die Boxenstopps bis auf P3 verbessert hatte. Bis zur 23. Runde hatten alle Fahrer mit Ausnahme von Thierry Vermeulen ihre Pflicht-Boxenstopps absolviert.
Wittmann wurde in Runde 24 von Jack Aitken mit dessen frischen Reifen aufgehalten. Thomas Preining nutzte die Situation und fuhr innen an beiden vorbei, erhielt dabei aber einen Schlag von Aitken und verlor mehrere Positionen. "Idiot", machte Preining aus seiner Stimmung kein Geheimnis, während der Brite eine Penalty Lap kassierte. Vermeulen, von P17 gestartet, kehrte nach seinem Stopp als Vierter zurück auf die Strecke und musste sich mit kalten Reifen nur Kelvin van der Linde geschlagen geben.
Ayhancan Güven bekam auf P7 in Runde 34 am Teamfunk mitgeteilt, die "Reihenfolge zu halten" - zu diesem Zeitpunkt lag der Manthey-Pilot hinter Teamkollege Thomas Preining. Dann blieb es eine ganze Weile ruhig, bis in der vorletzten Runde 40 Vermeulen den Grello-Porsche des Österreichers angriff - in dieser Situation rutschte Güven an beiden Autos vorbei auf Platz fünf! An dieser Reihenfolge änderte sich bis zum Zieleinlauf nichts mehr.
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