Landespolitik: LH Drexler offenbar vor Rückzug
Landespolitik
Am Dienstag soll die neue Landesregierung von FPÖ und ÖVP präsentiert werden. Mittlerweile verdichten sich die Anzeichen, dass Christopher Drexler (ÖVP) nicht mehr Teil des Regierungsteams sein wird. Am Vormittag überschlugen sich in der steirischen ÖVP die Ereignisse.
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Offizielle Bestätigung für den bevorstehenden Rückzug des Landeshauptmanns gibt es noch keine. Aus ÖVP-Kreisen ist aber zu hören, dass Drexler nicht mehr der neuen Landesregierung angehören wird.
Dem Vernehmen nach wird er aber in der Landespolitik bleiben und könnte künftig den Sessel des zweiten Landtagspräsidenten einnehmen.
Druck aus Wirtschaftsbund und BezirkenOffenbar wurde der Druck aus den eigenen Reihen zu groß. Vor allem vonseiten des Wirtschaftsbundes und der Bezirksobleute gab es zunehmend Kritik am Vorgehen des Landeshauptmannes, dass er – entgegen seiner ursprünglichen Äußerungen – auch weiterhin der Landesregierung angehören möchte.
Dass vor allem der ÖVP-Wirtschaftsflügel und die Basis aus den Bezirken Kritik übten, liegt auch daran, dass beide im Frühjahr Wahlen schlagen müssen. Es stehen sowohl Gemeinderats- als auch Wirtschaftskammerwahlen an.
Weiterer Fahrplan noch nicht bekanntWie es in der ÖVP weitergeht und wer als Landeshauptmann-Stellvertreter in die Koalition mit der FPÖ geht, steht noch nicht fest. Das soll sich im Parteivorstand, der am Montagnachmittag tagt, entscheiden. Dem Vernehmen nach hat der derzeitige Gesundheitslandesrat Karlheinz Kornhäusl gute Chancen, diese Funktion zu übernehmen. Das ist umso interessanter, als Kornhäusl bis Sonntag eigentlich als „Wackelkandidat“ innerhalb des ÖVP-Regierungsteams galt.
Nicht ausgeschlossen wird aber auch, dass jemand, der nicht dem aktuellen Regierungsteam der ÖVP angehört, künftig federführend in der steirischen ÖVP tätig sein könnte. Ein Name, der vor Beginn des Parteivorstandes zu hören war, ist Manuela Khom. Sie ist derzeit Landtagspräsidentin und Bezirksparteiobfrau von Murau. Außerdem gehört sie dem Wirtschaftsbund an und ist steirische Chefin der ÖVP Frauen.
Landeshauptmann seit 2022Drexler wurde am 15. März 1971 in Graz geboren. Er besuchte das Kepler-Gymnasium und war bereits in jungen Jahren politisch aktiv. Zuerst als Obmann der ÖVP-nahen Schülerunion, später als Landesobmann der Jungen ÖVP.
Drexler schloss 1995 das Studium der Rechtswissenschaften ab. Zu diesem Zeitpunkt war er bereits im ÖAAB verankert, dessen Landesobmann er 17 Jahre lang sein sollte. Parallel dazu wurde er 2003 Klubobmann seiner Fraktion im Landtag und ab 2014 Mitglied der Landesregierung. Zuerst als Gesundheitslandesrat, fünf Jahre später kam mit der Kultur sein Wunschressort dazu. Seine politische Karriere krönte der heute 53-Jährige, als er Hermann Schützenhöfer am 4. Juli 2022 als Landeshauptmann der Steiermark nachfolgte.
Unliebsame ForderungenDem politischen Diskurs war Drexler nie abgeneigt, wie etwa mit seiner Forderung nach einer Höchstgeschwindigkeit von 160 km/h auf den Autobahnen. Auch innerparteilich kratzte er an Tabus. So sprach sich Drexler bereits vor 20 Jahren für die gleichgeschlechtliche Ehe aus. Auch sein lautes Nachdenken über ein Ende der Neutralität Österreichs kam in der Partei nicht überall gut an, ebenso wie sein damit zusammenhängender Vorschlag den Nationalfeiertag zu verlegen.
Zudem stand Drexler als Gesundheitslandesrat wie kein anderer für das umstrittene Leitspital Liezen. Vor allem diese Tatsache kostete der ÖVP in der Region Stimmen. Auch konnte der redegewandte Intellektuelle im Umgang mit der Bevölkerung nie an seine volksnahen Vorgänger anschließen. Die Wahlniederlage am 24. November kommentierte Drexler mit den Worten, er sehe sich als Bauernopfer der Republik.
Privat ist Drexler in dritter Ehe mit Iris Müller-Guttenbrunn verheiratet, die im Kabinett des damaligen Finanzministers Gernot Blümel tätig war. Er hat vier Kinder aus zwei weiteren Ehen und lebt seit Juli 2020 im oststeirischen Passail.