Drei Haselnüsse für Aschenbrödel: Alles über den Weihnachtsfilm
Trier · Was "Dinner for One" für Silvester ist, ist der Märchenfilm "Drei Haselnüsse für Aschenbrödel" für Weihnachten - ein echter Klassiker eben. Seit nun fast 50 Jahren zaubert die tschechisch-ostdeutsche Koproduktion ein Lächeln in die Gesichter der Kinder und ein Strahlen in die Augen von Erwachsenen.
Passt wie angegossen: Der Prinz (Pavel Travnicek) zieht Aschenbrödel (Libuse Safrankova) im Film "Drei Haselnüsse für Aschenbrödel" den verlorenen Schuh an (undatierte Filmszene).
Foto: WDR/DegetoDa werden Termine verschoben und kleine Leckereien vorbereitet, nur weil Aschenbrödel im Fernsehen kommt. Grund genug, das Märchen einmal vorzustellen. Dafür haben wir im Archiv gekramt und präsentieren Ihnen diesen Beitrag aufgefrischt und aktualisiert.
Was ist denn nun so anders, so besonders an diesem Aschenbrödel? Der gravierendste Unterschied zur herkömmlichen Märchenfigur "Aschenputtel" bei den Gebrüdern Grimm: Dieses Mädchen kuscht nicht und ergibt sich nicht in ihr Schicksal. Dieses Aschenbrödel ist emanzipiert und nimmt sein Leben selbst in die Hand. Es reitet und ist eine Meisterin im Bogenschießen. Es gibt keine blutigen Schuhe, keine brutalen Verwandten und keinen Kürbis, der wie in der Disney-Verfilmung zur Kutsche wird. Dieses Aschenbrödel reitet auf seinem Pferd Nikolaus zum Ball. Und es nimmt den Prinzen nicht, weil er sie will. Nein, dieses Mädchen gibt dem Prinzen erst einmal Rätsel auf, die er lösen muss, um sie für sich zu gewinnen. Das einzig Magische im Film sind drei Zauber-Haselnüsse, die sie ein wenig unterstützen - auf der Suche nach der wahren Liebe. Doch auch hier entscheidet das Mädchen, wann und ob es diese einsetzt.
Eine weitere Besonderheit: Das Ost-Märchen bezaubert seit seiner Erstaufführung im Jahr 1974 Ost- und Westfans gleichermaßen. Die Fernsehmacher haben den Wert des Filmes erkannt und zeigen diesen an den Festtagen rund um die Uhr.
Wer sein Lieblingsmärchen verpasst hat, schaut es sich eben etwas später noch einmal an und dann noch einmal und noch einmal. Wie ein Weihnachtsgeschenk, das man immer wieder auspacken möchte. Im Jahr 2008 lief "Drei Haselnüsse für Aschenbrödel" insgesamt elf Mal im deutschen Fernsehen. In diesem Jahr kann das beliebte Märchen ab dem 3. Dezember ebenfalls mehrmals im Fernsehen angeschaut werden.
Kaum vorstellbar: Der Film sollte eigentlich ein Sommermärchen werden. Aber im Winter hatten die Mitarbeiter der Deutschen Film AG, kurz Defa, nichts zu tun.
Um die Kapazitäten auszuschöpfen, musste Regisseur Václav Vorlícek den Film im Winter drehen. Allein die ostdeutsche (Plan-) Filmwirtschaft verhalf dem Film also zu einer fantastischen Winterlandschaft, die heute einfach nicht mehr wegzudenken ist. Und wer möchte schon die Filmszene missen, in der Aschenbrödel, alias Libuse Safránková, durch den verschneiten Wald reitet, während ihr Blick sich im Winterhimmel und der verschneiten Landschaft verliert. Nicht nur das Aschenbrödel als starke, mutige Identifikationsfigur macht den Film so sympathisch. Auch der unbekümmerte Prinz, der lieber auf die Jagd geht anstatt zu heiraten, gibt dem Film eine überaus menschliche Note. Wenn er im Film seinem Vater (König, gespielt vom kürzlich verstorbenen Rolf Hoppe) vorwirft, ihm auf dem Ball nur "unbekannte Miezen" vorzuführen, bleibt ein Schmunzeln nicht aus. Überhaupt hat der Film viel Witz.
So bleiben der dicke Lehrmeister des Prinzen, der Präzeptor (Jan Libícek), und das gewaltige "Kleinröschen" (Helena Rùzicková), das den Prinzen im feuerroten Kleid zum Tanz "abführt", in positiver Erinnerung. Und selbst Tierfreunde kommen auf ihre Kosten, denn Aschenbrödels Gefährten sind der Hund Kasper, das Pferd Nikolaus und die treue Eule Rosalie.
Vielleicht ist es eben diese Mischung aus Menschlichkeit, Witz, Romantik und natürlich die Tatsache, dass das Gute siegt, die den Film letztendlich zum Kult werden ließ. Dazu kommen positive Kindheitserinnerungen an den Film, die bis ins Erwachsenenalter anhalten und so an die Kinder weitervererbt werden.
Nicht umsonst haben sich alle, die nicht genug von ihrem Aschenbrödel bekommen können, mittlerweile auf einer Internetseite organisiert. Dort tauschen sich echte Fans miteinander aus, zeigen ihre eigens nach dem Film hergestellten Kostüme und Selbstkreiertes wie eine Aschenbrödelbarbie, das Schmuckcollier und Hochzeiten in Aschenbrödelmanier. Oder man verabredet sich dort zum Aschenbrödelball, der alljährlich im Sauerland gefeiert wird.
Initiatorin Kathrin Miebach ist selbst Fan seit ihrer Kindheit. Im Jahr 2001 hat sie die Seite online gestellt. Seitdem haben Millionen Fans die Seite besucht und durch ihre Beiträge mitgestaltet.
Und wie oft hat Miebach den Film gesehen? "Mindestens 200-mal", gesteht sie. Natürlich hat der Film auch männliche Fans. Einer davon hat seine Liebe zum Film auf den Punkt gebracht: "Ein Märchen, eine Illusion, eine Liebe die das ganze Jahr über glimmt und im Winter auflodert!"
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