Politik: Doskozil präsentiert „Hausverstand“
Politik
Landeshauptmann Hans Peter Doskozil hat am Mittwoch im Martinsschlössl in Donnerskirchen seine Autobiografie „Hausverstand“ präsentiert. Darin geht es um Politisches, aber auch um persönliche Themen.
Online seit gestern, 16.51 Uhr (Update: gestern, 18.00 Uhr)
„Hausverstand – Mein Leben, meine Politik“ – so lautet der Titel des neuen Buches von Doskozil – mehr dazu in Doskozil veröffentlicht Autobiografie. Es gehe darum, ihn als Politiker, aber auch als Menschen besser zu verstehen, auch abseits vom politischen Tagesgeschäft. Es wolle erklären, wie Entscheidungen getroffen werden, darauf habe die Bevölkerung einen Anspruch, so Doskozil.
Lebensweg politisch und privatDas Buch zeichnet den Lebensweg Doskozils nach – vom Aufwachsen in Kroisegg über die Schulzeit und Doskozils Weg zur Polizei bis hin zur Politik. Sowohl im Buch als auch bei der Präsentation geht es da auch um persönliche Themen wie Doskozils Gesundheit und um die Langlebigkeit von Freundschaften. „Das Schöne ist aber dran, dass man immer wieder, wenn man sich trifft, bestätigt bekommt, dass man sich trotzdem auf diese Menschen, auf diese Freunde, noch verlassen kann. Und da rede ich wirklich vom privaten Bereich und nicht vom politischen Bereich.“
Doskozils Autobiografie Rückblicke und KritikPolitisch gibt es einen Rückblick auf schicksalshafte Tage wie etwa die Flüchtlingstragödie in Parndorf und das Fiasko rund um die Bewerbung als Bundesparteivorsitzender. Kritik gibt es, wie so oft, an der Entwicklung der Sozialdemokratie im Allgemeinen. Mit Werner Faymann seien zuletzt Wahlergebnisse mit 27 oder 28 Prozent erzielt worden, und jeder habe gejammert, so der Landeshauptmann. „Und jetzt diskutieren wir, ob wir einen Zweier haben davor oder nicht, und es regt niemanden auf, und da entsteht ein gewisses Gefühl der Normalität für eine Situation, die für die Sozialdemokratie nicht normal sein darf.“
Schummeln in Latein: „Im Leben holt einen alles ein“Im Buch „Hausverstand“ gibt Doskozil durchaus freimütig zu, in der Schule nicht der allerbeste Schüler gewesen zu sein – und daraus aber auch seine Lehren gezogen zu haben. „In Latein wäre ich in der fünften Klasse fast durchgefallen, weil ich in der vierten auf das Können meines Sitznachbarn vertraut hatte, der seine und meine Schularbeiten schreiben konnte. Unser Lehrer schaute gnädig darüber hinweg und gab mir eine Zwei. Dann bekamen wir einen neuen Lehrer, ich hatte ein Jahr nichts gelernt und kannte mich vorn und hinten nicht aus. Es warmir eine Lehre: Im Leben holt einen alles ein“, so Doskozil in einem der ersten Kapitel des Buches.
„Unverschämtes Angebot“ von Wolfgang BrandstetterErnster wird es, wenn Doskozil über seine Differenzen mit Unternehmer Michael Tojner und Ex-Justizminister Wolfgang Brandstetter berichtet. Brandstetter ist für Tojner unter anderem als Anwalt tätig. Doskozil und Tojner liegen seit Jahren im Clinch im Zuge einer Betrugsanzeige gegen Tojner, rund um gemeinnützige Wohnbauträger des Burgenlandes – mehr dazu in Tojner-Immobilien um 140 Mio. Euro beschlagnahmt und Gesfö & Co: Neue Details zu Tojner-Ermittlungen.
Doskozil bei der Buchpräsentation mit Moderatorin Nicola LöwensteinKurz bevor Doskozil im Frühjahr 2019 als Landeshauptmann des Burgenlandes angelobt wurde, machte ihn Brandstetter ein „eigentlich unverschämtes Angebot“, so Doskozil in seinem Buch. Er zitiert darin Brandstetter sinngemäß mit folgenden Worten:
„Wir wollen doch nicht streiten, Tojner gibt dem Land Burgenland vier Millionen Euro als Abgeltung und ‚Morgengabe‘ zu deinem Amtsbeginn, das ist doch schon am Beginn ein schöner Erfolg, und das Verfahren wird nicht bei der Wirtschafts- und Korruptionsstaatsanwaltschaft, sondern in Eisenstadt abgehandelt. Du willst doch gar nicht streiten, und übrigens du weißt schon, dass du als Landeshauptmann keine Immunität besitzt, es kann das eine das andere ergeben, eine Anzeige folgt der anderen und wer weiß, was dabei herauskommt.“ Brandstetter habe ihn mit diesen Worten aber erst recht darin bestärkt, „die Machenschaften eines Michael Tojner, sondern auch die Rolle eines Wolfgang Brandstetter aufzudecken“, so Doskozil.
„Informelle Eliten, Bünde und verborgene Hierarchien“Doskozil spricht in seinem Buch auch über „informelle Eliten, Bünde und verborgene Hierarchien“ – und dabei konkret über ein Abendessen, zudem er eingeladen wurde, in einer Wohnung in Wien.
„Wer mich dorthin eingeladen hat und wer Teil dieser kleinen Runde von vier Personen war, ist nicht relevant. Nur so viel: Es waren auch Parteifreunde dabei, die es wohl gut meinten. Sie wollten mich für die Sache und das Anliegen der Freimaurer begeistern und hofften, mich quasi einzuführen oder anzuwerben“, so Doskozil. Seine Distanz zum „Projekt Freimaurer“ – so die Formulierung im Buch – sei aber „unübersehbar“ gewesen, so Doskozil. Das Buch „Hausverstand – Mein Leben. Meine Politik“ erscheint am Donnerstag.