Doskozil präsentiert sein Buch: „Gar nicht so schwer, sich zu öffnen“

10 Jul 2024

"Hausverstand". Der Landeshauptmann bei der Buchpräsentation im Martinsschlössl Donnerskirchen.

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Foto: Gregor Hafner

In „Hausverstand“ erzählt der Landeshauptmann von seinen Überzeugungen und Projekten – und wie er privat so tickt. Auch bei der Präsentation der Biographie gab Hans Peter Doskozil persönliche Einblicke: „Das Buch soll aber keine Selbsttherapie sein.“

Hans Peter Doskozil in eigenen Worten, das ist ab heute in der politischen Biographie nachzulesen, und das gab’s auch bei der mittäglichen Buchpräsentation im Martinsschlössl in Donnerskirchen. Im Publikum viele Wegbegleiter aus dem Team der burgenländischen SPÖ, auf der Bühne der Landeshauptmann und sein Buch.

Zur Begrüßung erwähnte Markus Honsig vom „ecoWing Verlag“, dass man unter anderem auch Ex-ÖVP-Chef Reinhold Mitterlehners Autobiographie im Programm habe und mittlerweile in fünfter Auflage verkaufe: „Wir sind überzeugt, dass sich dieses Buch ebenso gut verkaufen wird.“

Wie es dazu kam, erzählte Doskozil im Gespräch mit Moderatorin Nicola Löwenstein. Vor zwei Jahren sei der Verlag mit der Idee auf ihn zugekommen, jetzt habe man es zu Ende gebracht. Die Veröffentlichung im Vorfeld der Nationalratswahl will der Landeshauptmann nicht überbewertet wissen, und: Er plane nach wie vor keine „Rückkehr“ in die Bundespolitik.

„Störfaktor in der Partei“

In diesem Zusammenhang wurde natürlich über SPÖ-Interna und die begleitenden Diskussionen gesprochen (siehe auch weiter unten im „Blick ins Buch). Dass er polarisiere, das wisse und verstehe er auch, sagte Doskozil. In „Hausverstand“ wird auch offen Kritik geübt, unter anderem an einigen „Spitzengewerkschaftern“.

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Foto: Gregor Hafner

„Als gewisser Störfaktor in der eigenen Partei bekämpft zu werden“, das sei jedoch eine Position gewesen, mit der er sich in der Auseinandersetzung um den SPÖ-Vorsitz vor einem Jahr zu beschäftigen gehabt habe.

Viel Raum wurde – so wie auch im Buch – dem persönlichen Antrieb des Landeshauptmannes gegeben: Ganz offen spricht Doskozil seine Kehlkopf-Erkrankung an, wie er mit seiner Stimme umgeht. „An sich bin ich nicht der Typ, der sich so sehr öffnet, aber ich habe die Erfahrung gemacht, dass es gar nicht so schwer ist.“

Das Buch und das Ansprechen persönlicher Themen solle „keine Selbsttherapie sein“, gerade wenn es um eine gesundheitliche Beeinträchtigung geht, wolle er damit aber „zu einem gewissen Grad Vorbild sein“. Persönlich verfasst hat Doskozil die Kapitel rund um die Diagnose, zu seinem verstorbenen Freund, dem Journalisten Kurt Kuch, aber ebenso politische Themen wie die Korruptionsbekämpfung oder seine Sicht der Dinge, beispielsweise in einer heftigen SPÖ-Präsidiumssitzung.

Spende statt Autoren-Honorar

Generell werde man als Politiker in der öffentlichen Diskussion „vielleicht manchmal verkürzt wahrgenommen“, die Öffentlichkeit habe aber „ein Recht darauf, Einblick in die Dynamiken einer Partei und eines Politikers zu bekommen“.

In diesem Sinn werden im Buch auch die „Dosconomics“ erklärt, wie der Landeschef selbst die Maßnahmen nennt, die andere dem Land als „Verstaatlichung“ auslegen würden. Das Ziel der Biographie sei es also auch „mit logischem Denken und Hausverstand zu erklären, was dahinter steckt“. 11.000 Exemplare hat der „ecoWing Verlag“ in der ersten Auflage gedruckt, die Nachfrage sei groß, wird berichtet. Das Autoren-Honorar des Landeshauptmannes wird, wie berichtet, an „pro mente“ gespendet.

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Erster Blick ins Buch

„Der Tag, als ich geboren wurde“, heißt das erste Kapitel, und der Landeshauptmann bleibt seiner Linie auch bei der Betitelung der Kapitel treu: Fast alle beginnen mit dieser Formulierung: „Der Tag, ... als ich meine Ausbildung zum Polizisten antrat ... als ich eine Anzeige gegen Eurofighter einbrachte ... als die SPÖ die absolute Mehrheit im Land zurückholte“.

Zwei Kapitel-Titel tanzen aus der Reihe: „Das Jahr der Diagnose“ und „Was mir mein irakischer Friseur über Integration erzählte“. Das zeigt, dass der Landeschef auf den knapp 200 Seiten nicht nur erzählt und teils selbst aufgeschrieben hat, was ihn politisch antreibt, sondern auch, wie er privat tickt.

Es beginnt bei der Erinnerung an die Kindheit und an den Geruch des frisch gemähten Rasens am Sportplatz in Kroisegg, geht über die eingangs überraschende Erklärung, dass der junge Jörg Haider („als er noch nicht der fremdenfeindliche Rechtspopulist war“) auch den jugendlichen Hans Peter Doskozil beeinflusst haben könnte, und reicht bis zu burgenländischen Modellen wie dem Mindestlohn „als persönliches Anliegen“.

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Doskozil im Buch ... über seine Überzeugungen ...

Foto: Faksimile: BVZ, Quelle: ecoWing Verlag, Millendorfer Wolfgang

Stichwort persönlich: Auch in dieser Hinsicht gibt's von Doskozil im Buch klare Worte. Am stärksten wohl bei der eingangs erwähnten Diagnose: das Unbehagen im Hals, das sich als Verknorpelung im Kehlkopfbereich herausstellte.

Über die erste Operation, der noch weitere folgen sollten, schreibt Doskozil: „Ich habe mich selbst immer wieder aufgerafft, positiv zu bleiben und den Mut nicht zu verlieren.“ Gelassenheit hilft auch, wenn es um die Stimme geht. Am Ende des Kapitels überrascht der Landeshauptmann erneut: „Auch wenn der Kehlkopf irgendwann vielleicht raus muss, bedeutet das nicht das Ende als Politiker.“

Das richtet er mit einem „Freundschaft“ auch „manchem liebem Parteigenossen“ aus. Abrechnung soll das Buch aber keine sein, wiewohl Doskozil den Tag Revue passieren lässt, „als ich – für 48 Stunden – SPÖ-Chef war“ und mit einigen anderen Konfliktthemen aufräumt.

... und über die absolute SPÖ-Mehrheit bei der Landtagswahl 2020.

Foto: Faksimile: BVZ, Quelle: ecoWing Verlag, Millendorfer Wolfgang

Das reicht von der Meinung, dass die SPÖ „nicht mehr die Partei des sogenannten kleinen Mannes“ sei bis hin zu Beobachtungen aus der ersten Reihe im einstigen Machtkampf zwischen Werner Faymann und Christian Kern. Natürlich kommen auch die frühere SPÖ-Chefin Pamela Rendi-Wagner und Andreas Babler als Doskozils Herausforderer in der Vorsitz-Diskussion im Buch vor.

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