Doskozil auf 200 Seiten: Klartext und „Hausverstand“
„Hans Peter Doskozil schreibt ein Buch. Will er also doch zurück in die Bundespolitik? Nein, ganz sicher nicht. Dieses Kapitel meines Lebens ist für mich eindeutig abgeschlossen, ohne Wehmut und ohne Ärger. Im Gegenteil: Ich freue mich auf die nächsten Jahre im Burgenland, sofern ich gewählt werde, weil ich noch viel vorhabe.“ Die Richtung in seiner Autobiographie gibt der Landeshauptmann gleich selbst in der Einleitung vor.
Mit Spannung erwartet wird das Buch, das am 11. Juli im ecoWing Verlag erscheint, aber auf jeden Fall. Denn es wird auch nicht damit hinterm Berg gehalten, dass Doskozil mitunter polarisiert, ebenso wenig wie mit der Tatsache, dass er Erfolge feiert und so manches seiner Konzepte im Burgenland als „Best-Practice-Beispiel“ für Österreich sieht.
Das Buch erscheint am 11. Juli im ecoWin Verlag.
Foto: ecoWing Verlag
Dass die Autobiographie, die zum Teil in persönlichen Gesprächen mit dem Landeschef entstanden ist und zum Teil von ihm selbst geschrieben wurde, diesen Sommer herauskommt, mag zum einen der zeitlichen Nähe zur nächsten Landtagswahl geschuldet sein, zum anderen liegt es an der Entstehungsgeschichte: Schon vor zwei Jahren sei der ecoWing Verlag mit der Idee an ihn herangetreten, sein Politik-Modell und die persönliche Geschichte dahinter zu einem Buch zu machen, erzählte Doskozil jetzt.
Dann kam die Bewerbung um den SPÖ-Bundesvorsitz, und das Buchprojekt wurde auf Eis gelegt. Nach dem Motto „Angefangenes soll man fertig machen“ wurde es in den vergangenen Monaten finalisiert. Vorausgeschickt wird außerdem noch, dass es sich um keine Abrechnung mit der SPÖ handle. Die Vorgänge rund um die Vorsitzwahl im Duell gegen Andreas Babler beschreibt Doskozil aber aus seiner Sicht sehr wohl.
Was liest man nun im Doskozil-Buch auf 200 Seiten? Zunächst über die Stationen am Weg vom Polizisten zum Verteidigungsminister und späteren Landeshauptmann und wie ihn die Sozialdemokratie prägte, „über sein Verhältnis zu Macht und Populismus, zu Hausverstand und Sachverstand“, wie es in der Vorab-Ankündigung heißt, aber ebenso über seine Kehlkopferkrankung und wie er gelernt hat, damit zu leben.
„Gegen den Filz“Eine zentrale Rolle nimmt auch Doskozils Freundschaft zum 2015 verstorbenen Aufdecker-Journalisten Kurt Kuch, mit dem sich der Landeshauptmann bis heute im Kampf gegen Korruption und den „Filz in Österreich“ verbunden sieht. Hier erinnern Episoden wie die Klage rund um die Eurofighter-Beschaffung oder die Anzeige gegen Immobilien-Investor Tojner an den streitbaren Politiker Doskozil.
Mit der Migration wird ein weiteres zentrales Thema angesprochen – am Beispiel von Doskozils irakischem Friseur „und was er von ihm über Integration lernt“. Das Ziel des Buches ist in dieser Hinsicht auch ein politisches, wird festgehalten.
Und nicht zuletzt gibt es noch ein caritatives Ziel: Mit dem Verlag ist vereinbart, dass kein Autorenhonorar an Doskozil fließen wird und der Betrag zur Unterstützung des therapeutischen Angebots an „pro mente Burgenland“ gespendet wird.
Doskozil in eigenen Worten.
Foto: Daniel Novotny
„Ich weiß, dass ich bei manchen Medien und Parteifreunden das Image habe, der Quertreiber zu sein, der vieles anders sieht und sich mit seiner Meinung nicht zurückhält. Dass wir im Burgenland höchst innovative politische Ansätze verfolgen und tatsächlich etwas verändern und reformieren, geht in der Zugespitztheit politischer Auseinandersetzungen oft verloren. (….)
Für mich ist dieses Buch Gelegenheit, einmal ausführlich über alles zu schreiben, was mich politisch bewegt und was im Burgenland gerade passiert. Vielleicht versteht mich der eine oder andere besser, wenn er dieses Buch gelesen hat.
Es gibt auch etwas sehr Persönliches, das ich mitgeben möchte: Ich habe in meinem Leben mit einigen Rückschlägen umgehen lernen müssen ‒ politischen, aber auch privaten. Wie viele Menschen in diesem Land muss ich mit einer gesundheitlichen Beeinträchtigung leben und arbeiten. Es kostet Kraft und man braucht viel positives Denken. Wenn ein Schicksal zu akzeptieren ist, hilft einem auch der Hausverstand nicht mehr weiter.“
„Meine Wahrnehmung von Korruption und merkwürdigen Vorgängen in Politik und Wirtschaft wurde nicht nur von Juristen und in meiner Zeit bei der Polizei geschärft, sondern maßgeblich von einem herausragenden Journalisten: Kurt Kuch, der als Aufdeckerjournalist beim Magazin News große Anerkennung in der ganzen Branche genoss, habe ich schon lange vor seiner Journalistenkarriere gekannt. Er stammte aus Oberwart und war im Gymnasium zwei Klassen unter mir. Er stieß sich immer an Ungerechtigkeiten, war empört über kleine Unsauberkeiten und große Sauereien …“