Borussia Dortmund: Nuri Sahin erfreut sich an Sieg über 1. FC ...
So eine Bundesligatabelle ist eigentlich nur eine Marginalie zu Beginn des vierten Spieltags, zumal für Klubs, die eine Partie mehr absolviert haben als der Rest. Aber Sebastian Kehl hatte am Freitagabend nach dem 4:2-Sieg von Borussia Dortmund über den 1. FC Heidenheim seine Freude an dem Tableau, das viele BVB-Fans auf den Displays ihrer Handys betrachteten.
„Jetzt sind wir erst einmal Tabellenführer – und das verdient“, sagte der Dortmunder Sportdirektor. Es ist eben schön, wenn sich das eigene Gefühl zu einem Fußballspiel und einer Entwicklung auch an Zahlen ablesen lässt. Zwar ist erfahrungsgemäß Vorsicht geboten mit dieser Mannschaft, die auch in der Vergangenheit gute Phasen und Momente hatte, und die These von der „verdienten“ Tabellenführung ist streitbar. Schließlich liegt das sehr zähe 0:0 in Bremen erst zwei Wochen zurück.
Aber an diesem Abend war auch Nuri Sahin sehr zufrieden: „Das war vor allem in der ersten Halbzeit die beste Leistung, die wir bisher gezeigt haben“, sagte der Trainer. Zumal sich einige grundlegende Entwicklungen abzeichneten, atmosphärisch und gerade beim Blick auf Spieler, die in der Vergangenheit haderten und die Erwartungen enttäuschten.
„Wir haben guten Fußball gespielt“
Offenkundig haben die Veränderungen des Sommers bei etlichen Spielern eine Art Befreiung bewirkt. Dass die Neuzugänge frische Impulse geben, war erwartet worden, etwas überraschend ist aber der Befund, dass mehrere Profis, die schon länger da sind, aber Probleme hatten, geradezu aufblühen: Ramy Bensebaini, Niklas Süle, Felix Nmecha und auch Karim Adeyemi, der gegen Heidenheim zwei Tore schoss und beeindruckend engagiert in der Defensive mithalf.
Es ist unklar, ob der Trainerwechsel der Hauptgrund ist, der Abschied von prägenden Figuren wie Mats Hummels und Marco Reus oder doch die neuen Leute im Kader. „Wir hatten ein gutes Gefühl auf dem Platz, weil wir guten Fußball gespielt haben“, sagte Pascal Groß, der wieder einmal als zuverlässiger Ballverteiler und allgegenwärtige Anspielstation für Struktur gesorgt hatte. Mehr als in den meisten Phasen und Momenten der jüngeren Vergangenheit wirkt der BVB wie eine echte Mannschaft, in der alle füreinander arbeiten.
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Das offenkundigste Symptom war der Versuch von Adeyemi, dem neuen Kollegen Serhou Guirassy ein Tor aufzulegen, der nach seiner Verletzung zum ersten Mal für die Borussia spielte, viel arbeitete, aber etwas glücklos agierte. Adeyemi hätte nach einer Stunde besser selbst das 4:1 geschossen, sein Akt der Selbstlosigkeit hielt das Spiel offen, das nach dem Elfmetertor von Maximilian Breunig zum 3:2 (74. Minute) noch einmal spannend wurde.
Erst als Emre Can in der Nachspielzeit per Handelfmeter zum 4:2 traf, war die Partie entschieden. Aber es war leicht, Adeyemi diesen Fehler zu verzeihen, weil die gute Absicht erkennbar war.
Adeyemi, der in der während seiner beiden Einsätze zuletzt für die deutsche U 21 fünf Tore geschossen hatte, erzielte gegen Heidenheim das 2:0 und das 3:1. „Bei mir geht es nur um das Selbstvertrauen“, sagte er. Und das ist gerade vorhanden.
Das gilt für viele Dortmundern, Süle zum Beispiel, der nicht nur äußerlich ein neuer Spieler ist, sondern sich auch fußballerisch einem richtig guten Niveau nähert. „Wir messen die Spieler an ihrer Arbeit gegen den Ball“, sagte Trainer Sahin, was eine kluge Botschaft an diese Mannschaft ist, in der Nachlässigkeiten beim gemeinschaftlichen Verteidigen in der Vergangenheit zu einem tiefsitzenden Dauerproblem geworden waren.
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Bensebaini blieb zwar genau wie Süle nicht ganz fehlerfrei, ist aber nach einem schwierigen ersten Jahr beim BVB plötzlich ein Profi, der mit seiner Energie und seiner Lust an der Offensive bestens zu diesem Klub zu passen scheint.
Obwohl der algerische Linksverteidiger erst am Donnerstag von einer anstrengenden Länderspielreise aus dem westafrikanischen Liberia zurückgekehrt war, stand er erstmals seit dem vergangenen Dezember in der Startelf. Weil er nach seinen Einwechslungen gegen Frankfurt und Bremen einfach gut gespielt hatte. Der teure Neuzugang Yan Couto saß hingegen nur auf der Bank.
Und mit Felix Nmecha glänzte ein dritter Problemspieler des vergangenen Jahres als Startelfspieler mit einer guten Robustheit und vielen auch spielerisch starken Momenten. Genauso prägend wie der neue Trainer und die Neuzugänge, sind damit Spieler schon länger bei Borussia Dortmund unter Vertrag stehen, was tatsächlich auf eine grundlegende Erneuerung dieser Mannschaft hindeutet.