„Politischer Selbstmord“: Stellt Dornauer der SPÖ die ...

2 Tage vor

Die SPÖ findet keine offizielle Position zu dem Jagdausflug des Tiroler Landesparteichefs. Politologe Anton Pelinka glaubt nicht, „dass Dornauer das in seiner gegenwärtigen Position überstehen kann“.

Dornauer - Figure 1
Foto DiePresse.com

Tirols Landeshauptmannstellvertreter Georg Dornauer (SPÖ) und Tirols Landeshauptmann Anton Mattle (ÖVP) (c) APA / Matthias Bliem-Sauermann

Nach der Veröffentlichung eines Jagdfotos von Tirols Landeshauptmannstellvertreter Georg Dornauer (SPÖ), auf dem er trotz Waffenverbots mit einem erlegten Hirsch sowie Signa-Gründer René Benko zu sehen ist, ringt der Tiroler SPÖ-Chef weiter um innerparteiliche Rückendeckung. Dem Vernehmen nach dürfte im Raum stehen, dass Dornauer entweder beim planmäßigen Landesparteirat kommenden Montag oder bei einem Landesparteivorstand die Vertrauensfrage stellen wird.

Die SPÖ-internen Krisensitzungen, insbesondere des Landtagsklubs, dauerten am frühen Dienstagnachmittag auch nach der schwarz-roten Regierungssitzung zum Budget weiter an. Eine offizielle Positionierung der Tiroler Roten, wie von Tirols Landeshauptmann Anton Mattle (ÖVP) gefordert, stand weiter aus. Intern soll es erheblichen Unmut geben.

Pelinka: Dornauer hat schlechten Stand

Für den SPÖ-Kenner und Politikwissenschafter Anton Pelinka habe Dornauer nun aber einen schlechten Stand, meinte er gegenüber dem Ö1-„Mittagsjournal“. Das Foto mit Benko, wodurch der Verdacht entstehe, dass er selbst den Hirsch geschossen habe, gleiche „politischem Selbstmord“. „Ich glaube nicht, dass Dornauer das in seiner gegenwärtigen Position überstehen kann“, sagte Pelinka. Dass es bisher keine Unterstützungserklärungen aus der SPÖ gegeben habe, sprach laut Pelinka eine deutliche Sprache: „Ich sehe momentan noch niemanden in der Tiroler SPÖ, der explizit für den Verbleib von Dornauer wäre und genügend Gewicht hätte, um Dornauer politisch zu retten.“ Das „Ende Dornauers“ sah er damit „auch und vor allem in der eigenen Partei.“

Ärger äußerte indes am Montag Koalitionspartner Mattle. Noch am Abend legte er nach und veröffentlichte ein Video auf seinen Social-Media-Kanälen, wobei er verärgert Unverständnis über Dornauers Verhalten zeigte: „Es ist Zeit, solche unangemessenen Eskapaden und Blödheiten zu unterlassen und sich auf die Arbeit für Tirol zu konzentrieren“, richtete er seinem Stellvertreter aus. Am Nachmittag hatte Mattle den Tiroler SPÖ-Chef zu sich zitiert und im Anschluss einen Verstoß gegen das Waffenverbot - gegen das Dornauer nicht verstoßen haben will, weil nicht er, sondern ein befreundeter Hotelier den Hirsch erlegt haben soll - als „rote Linie“ bezeichnet. Zu Rücktrittsaufforderungen seitens der ÖVP dürfte es dem Vernehmen nach jedoch nicht kommen.

Ebenfalls ruhig war es bisher in der Bundespartei, die am Montag mit Gesprächen mit ÖVP und Neos zur Findung einer neuen Koalition beschäftigt war. Mit einer Stellungnahme dürfte wohl erst nach einer Entscheidung in Tirol zu rechnen sein.

Abwerzger warnt vor „Regierunsgkrise“

Nicht um Worte verlegen war hingegen die Tiroler Opposition: FPÖ-Landesparteiobmann Markus Abwerzger nahm insbesondere Mattle in die Pflicht, dem er „Entscheidungsschwäche“ vorwarf. „Wieder zeigt er keine klare Kante“, nun drohe eine „Regierungskrise“. Liste Fritz-Klubobmann Markus Sint stellte indes eine unerlaubte Geschenkannahme Dornauers durch den Jagdausflug in den Raum. Es müsse geklärt werden, wer dafür bezahlt habe. Einen Misstrauensantrag gegen Dornauer bei der diese Woche anstehenden Landtagssitzung dürfte es laut APA-Informationen jedoch vorerst nicht geben.

Im Jahr 2019 war über Dornauer ein Waffenverbot verhängt worden, nachdem er sein Jagdgewehr mit angestecktem Magazin im Auto bei geöffnetem Fenster am Innsbrucker Flughafen liegen gelassen hatte. Security-Mitarbeiter entdeckten die Waffe des damaligen Oppositionspolitikers Dornauers schließlich. Die Bezirkshauptmannschaft erließ ein unbefristetes Waffenverbot, das anschließend vom Landesverwaltungsgericht bestätigt wurde. Damit war auch der Verlust der Tiroler Jagdkarte und der Einzug seiner Waffe verknüpft. Erst kürzlich hatte Dornauer bekundet, einen Antrag auf Aufhebung stellen zu wollen. (APA/Red.)

>>> Bericht im Ö1-„Mittagsjournal“

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