Georg Dornauer: Ein politischer Jagdunfall

3 Tage vor

Dem Tiroler Parteichef droht ein Strafverfahren, nachdem ein Jagdfoto von ihm und René Benko aufgetaucht ist. An einen Rücktritt denkt er trotzdem nicht. Montagnachmittag bekam Dornauer Schützenhilfe von einem Tiroler Hotelier.

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Foto DiePresse.com

War aus SPÖ-Sicht in schlechter (Jagd-)Gesellschaft: Georg Dornauer APA/APA/Roland Schlager

Er hat womöglich einen Bock zu viel geschossen. Georg Dornauer, routinierter Parteikritiker und immer für Aufregung gut, hatte gute Chancen auf einen Karrieresprung. Der Tiroler SPÖ-Chef und stellvertretende Landeshauptmann war zuletzt für den Posten des Verteidigungsministers im Gespräch. Betonung wohl auf „war“.

Denn am Montag veröffentlichte die „Krone“ ein Foto mit Folgen. Es zeigt einen erlegten Hirsch inmitten einer gut gelaunten und illustren Jagdrunde: Ex-Immobilien-Tycoon René Benko, ein Tiroler Hotelier – und eben Dornauer. Für Letzteren hagelt es jetzt heftige Kritik. Die Tiroler Neos fordern seinen Rücktritt, aber auch Vertreter der eigenen Landespartei schießen scharf, während sich die Bundespartei bis zum späten Nachmittag auf „Presse“-Anfrage noch nicht äußern wollte.

Verstoß gegen Waffengesetz?

Was ist nun das Problem? Tatsächlich gibt es zwei. Zum einen das strafrechtliche, das nun auch die Staatsanwaltschaft Graz auf den Plan rief. Diese prüft, ob auf „Basis der medialen Berichterstattung ein Strafverfahren einzuleiten ist“. Denn über den passionierten Jäger Dornauer wurde 2019 ein Waffenverbot verhängt. (Damit einher ging der Entzug der Jagdkarte und der Waffe.)

Der Grund: Dornauer hatte sein Gewehr samt Magazin im Auto bei offenem Fenster am Innsbrucker Flughafen liegen gelassen. Das Verbot ist laut der Innsbrucker Bezirkshauptmannschaft nach wie vor aufrecht. Ein Aufhebungsantrag sei – wiewohl kürzlich von Dornauer medial angekündigt – nicht eingelangt. Aus Sicht der BH ist daher ein Verstoß gegen § 50 des Waffengesetzes zu prüfen, so eine Sprecherin zur „Presse“. Dieser kann sogar eine Freiheitsstrafe nach sich ziehen. Zuständig für die Prüfung ist aber die StA Graz, weil die Jagdgesellschaft in steirischen Wäldern unterwegs war.

Dornauer, der den Jagdausflug, der im September stattgefunden haben soll, zuerst bestritt, dann zugab, verneint vehement, geschossen zu haben. Jagdkenner wiesen jedoch darauf hin, dass Dornauers Hut mit dem „Beutebruch“ traditionell den Schützen ausweist, Dornauer wiederum sagt, es sei gar „nicht mein Hut“. In der Dienstagausgabe der „Tiroler Tageszeitung“ bekommt er nun Schützenhilfe.

Schützenhilfe von Hotelier

Sein Co-Jäger, der Tiroler Hotelier, der seinen Namen nicht veröffentlicht sehen will, sagt: „Ich habe geschossen, nicht Dornauer.“ Dieser habe „keine Waffe“ getragen. Wer den Abschuss bezahlte oder ob eine Einladung vorlag, wollte der Hotelier nicht kommentieren. Laut „Kurier“ kommt nämlich ein weiteres Delikt in Frage: verbotene Geschenkannahme durch einen Amtsträger, da so ein Hirsch mehr als die erlaubten hundert Euro wert ist.

Neben den möglichen rechtlichen Problemen gibt es aber auch ein politisches, das für manche Parteigenossen fast schwerer wiegt: die Jagdgesellschaft an sich. Denn während die SPÖ in einem U-Ausschuss die „Bevorzugung von Milliardären durch ÖVP-Regierungsmitglieder“ untersuchen ließ, ging einer der ihren mit einem der Hauptdarsteller – Benko – auf die Pirsch.

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