Stranger than Fiction: Donald Trumps Politkarriere lief über TV und ...
Wie konnte dieser Mann zum Fernsehstar avancieren? Im Sommer 2003 fanden die Produzenten einer geplanten neuen Realityshow in der Chefetage des Trump Tower nicht das Luxusbüro eines Milliardärs vor, sondern übelriechende Teppiche, verlassenes Mobiliar und einen Boss, der Charisma derart offensichtlich vermissen ließ, dass sich die Prämisse der Serie augenblicklich in Luft aufzulösen schien: Donald Trump, damals 57, hatte das Geld seines Vaters durchgebracht (und sich selbst an den Rand des Bankrotts), und er machte keineswegs den Eindruck, als könnten 16 brillante Eliteuni-Absolvent:innen nichts sehnsüchtiger wollen als einen Job in seinem Unternehmen.
Die um Trump gebaute Castingshow „The Apprentice“, die 2004 auf NBC erstmals ausgestrahlt wurde, blieb dennoch 13 Jahre lang ein Quotenhit – dank des Einfallsreichtums der Sendungsverantwortlichen, die einen Donald Trump in Szene setzten, der real gar nicht existierte: „gemäßigt, nachdenklich, unendlich reich, eine Rehabilitation seines öffentlichen Bildes“, das zwar höchste Bekanntheits-, aber niedrige Sympathiewerte generierte.
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Szene aus einer der späteren Staffeln der Serie "The Apprentice“All dies ist in einem neuen Buch der „New York Times“-Investigativkräfte Russ Buettner und Susanne Craig nachzulesen. Deren These: Erst die Bühne, die sich Trump über „The Apprentice“ bot, ebnete ihm den Weg ins Weiße Haus; ohne den Appeal des dynamischen Unternehmers, den ihm die Serie wider alle Fakten verlieh, wäre er als Präsident der USA niemals denkbar gewesen.
Goldene Himbeeren
Eine von der Populärkultur gern genützte Larger-than-life-Figur war Donald Trump, dieser Verfechter der politischen Zerstreuung, aber bereits davor: 1989 übernahm er eine kleine Rolle in der unterirdischen Erotik-Comedy „Ghosts Can’t Do It“, eine wohlverdiente Goldene Himbeere als schlechtester Nebendarsteller folgte. Sieben Sekunden lang spazierte Trump 1992 in dem Weihnachtsmärchen „Kevin – Allein in New York“ an Macaulay Culkin vorbei, und in TV-Serien wie „Der Prinz von Bel-Air“, „Die Nanny“ und „Sex and the City“ personifizierte er, jeweils nur ein paar Augenblicke lang, New Yorks coole, undurchschaubare Finanzwelt.
Stefan Grissemann
leitet seit 2002 das Kulturressort des profil. Freut sich über befremdliche Kunst, anstrengende Musik und waghalsige Filme.