J.D. Vance verteidigt Donald Trumps Rassismus: „Hat viel Zeit mit ...

15 Aug 2024
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Stand: 14.08.2024, 10:44 Uhr

Von: Paula Völkner

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Donald Trumps Vize, J.D. Vance, verteidigt den Ex-Präsidenten gegen den Vorwurf, ein rassistisch zu sein (Archivbild) © IMAGO/Mark Hertzberg

Nicht erst im US-Wahlkampf hat Trump mit rassistischen Äußerungen für Aufsehen gesorgt. Sein Vize Vance nimmt ihn in Schutz und bedient sich einer gängigen Ausrede.

Washington D.C. – Um auf rassistische Aussagen des Kandidaten der Republikaner, Donald Trump, zu stoßen, muss man nicht lange suchen. Trump nannte afrikanische Länder „Dreckloch-Staaten“, mexikanische Einwanderer nannte er „Vergewaltiger“. Auch in jüngster Vergangenheit hat Donald Trump mit rassistischen Kommentaren für Aufsehen gesorgt. Im X-Gespräch mit Tech-Milliardär Elon Musk sagte er über 22 Menschen, die aus dem Kongo in die USA eingereist seien: „Das sind alles Mörder.“ Zwei Wochen zuvor hatte Trump die ethnische Identität seiner Konkurrentin bei der US-Wahl, Kamala Harris, infrage gestellt.

Auch wenn Trumps Aussagen das Gegenteil belegen, behauptet sein Running Mate, J.D. Vance, Trump könne kein Rassist sein: Der 78-Jährige habe schließlich viel Zeit mit Usha Vance verbracht. Die Ehefrau von J.D. Vance ist in San Diego geboren. Ihre Eltern, ein indisches Akademiker-Ehepaar, sind in die USA eingewandert.

US-Wahlkampf: Running Mate verteidigt Trumps Rassismus

Moderator Jonathan Karl sprach Vance im ABC-Interview am Sonntag (11. August) auf Nick Fuentes an, der an die Vorherrschaft der Weißen glaubt. Zuletzt war Fuentes auch über Vance und dessen Frau hergezogen und hatte in einem Podcast angesichts der Vance-Ehe behauptet, der Vize „legt keinen Wert auf seine rassische Identität, sein Erbe“. Karl sprach Vance im Interview auch auf die Verbindung zwischen Trump und Fuentes an. Trump hatte diesem im Jahr 2022 zum Abendessen eingeladen.

Vance behauptete schließlich im Gespräch mit ABC: „Aber nur weil man mit jemandem redet, heißt das noch lange nicht, dass man seine Ansichten gutheißt. Und sehen Sie, ich meine, Donald Trump hat viel Zeit mit meiner Frau verbracht. Jedes Mal, wenn er sie sieht, umarmt er sie, sagt ihr, wie schön sie ist, und scherzt ein bisschen mit ihr.“ Offenbar ein Argument für den Running Mate, dass der Ex-Präsident kein Rassist sein könne.

Trump-Fans gehen mit Meme gegen Rassismus-Vorwürfe vor

Bereits zuvor versuchten Trump-Fans, dessen Weste von Rassismus reinzuwaschen. Im Jahr 2023 teilen Nutzer auf Social-Media-Plattformen ein Meme, in dem behauptet wurde, Trump sei nie des Rassismus beschuldigt worden, bis er als US-Präsident kandidierte. Associated Press widerlegte die Behauptung mit einem Faktencheck.

Ein Blick in Trumps Vergangenheit zeigt demnach, Rassismus-Vorwürfe sind in seinem Fall kein neues Phänomen. In den 1970er Jahren verklagte die Regierung Trump wegen angeblicher Diskriminierung Schwarzer, die auf Wohnungssuche waren. Auch war Trump eine führende Stimme der „Birther“-Verschwörung, die behauptete, der ehemalige Präsident Barack Obama stamme aus Afrika und sei kein amerikanischer Staatsbürger.

Rassismus im US-Wahlkampf: Vance verteidigt Trump nach typischem Muster

Der Vorstoß von Vance, Trump als einen Menschen darzustellen, der kein Rassist sein könne, weil er Zeit mit seiner Frau verbringe, ist ein bekanntes Muster. Ganz nach dem Motto: „Ich bin doch kein Rassist, ich habe einen schwarzen Freund“, wie die Rapperin Nura in einem Song spottet. Das könnte sich auch Vance gedacht haben. Denn: Diese Form von Abwehrstrategie soll wirken. Das zeigte eine Studie eines damaligen Doktoranden an der Universität Queensland, Michael Tha, aus dem Jahr 2016. Ergebnis der Untersuchung: Erwähnen Menschen, mit jemandem befreundet zu sein, der einer Minderheit angehört, werden sie als weniger rassistisch wahrgenommen.

Ob Vance sich dieses Effektes bewusst ist, lässt sich nur mutmaßen. Dennoch: Die Intention scheint klar. Ähnliches versuchte auch die frühere Anwärterin auf die Kandidatur der Republikaner, Nikki Haley, nach einem verbalen Fehltritt. Haley hatte im Januar laut Vanity Fair gesagt, im amerikanischen Bürgerkrieg sei es um „die Rolle der Regierung und die Rechte der Menschen“ gegangen, wobei sie das Wort Sklaverei nicht erwähnt hatte. Die Kritik daran versuchte Haley mit dem Satz abzumildern: „Ich hatte schwarze Freunde, als ich aufwuchs.“

Rassistischer Angriff gegen Harris vor US-Wahl: Vance verteidigt Trump-Behauptung

Der Versuch von Vance, Trumps rassistische Aussagen zu verteidigen, ist nicht der erste seiner Art. Nachdem Trump bei einem Kongress der National Association of Black Journalists behauptet hatte, Harris sei „Schwarz geworden“ und habe sich zuvor nur auf ihr indisches Erbe berufen, behauptete Vance: „Ich habe es als einen Angriff auf Kamala Harris als Chamäleon verstanden.“ Trumps Vize versuchte, dessen Aussage herunterzuspielen, indem er behauptete: „Ich denke, er hat die grundlegende Realität beobachtet, dass Kamala Harris vorgibt, etwas anderes zu sein, je nachdem, zu welchem Publikum sie spricht.“

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Trumps rassistische Angriffe gegen Harris könnten für den Republikaner bei der US-Wahl jedoch ohnehin „nach hinten losgehen“, erklärte republikanische Meinungsforscher Frank Luntz gegenüber AP. „Trump scheint zu denken, dass er sie dafür kritisieren kann, wie sie mit ihrer Ethnie umgegangen ist. Nun, niemand hört auf diese Kritik. Es spielt einfach keine Rolle“, erklärte Luntz. (pav)

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