Podcaster Joe Rogan feiert Harris – und verspottet Trump

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Stand: 18.09.2024, 13:12 Uhr

Von: Daniel Dillmann

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Joe Rogan schlägt sich in seinem Podcast scheinbar auf die Seite von Kamala Harris. Fachleute sehen das vor der US-Wahl als schlechtes Omen für Donald Trump.

Donald Trump Kamala Harris - Figure 1
Foto Frankfurter Rundschau

Washington, D.C. – Mehr als zehn Millionen Menschen hören ihm zu. Joe Rogans Podcast gilt als einer der erfolgreichsten seines Formats weltweit. Dort äußert sich der Comedian und UFC-Kommentator regelmäßig zu politischen Themen. Mal verbreitet er Falschinformationen über die Corona-Pandemie. Mal unterstützt er die Kandidatur von Robert F. Kennedy Jr. für das Amt des US-Präsidenten.

In seiner neuen Folge hat sich Joe Rogan erneut mit der anstehenden US-Wahl beschäftigt. Gemeinsam mit seinem Gast und Comedy-Kollegen Tom Segura ließ er das TV-Duell vor der US-Wahl Revue passieren.

Der eigentlich als rechte Galionsfigur bekannte Comedian und Podcaster Joe Rogan hat sich lobend über Kamala Harris geäußert © CHRISTIAN PETERSEN/AFPKamala Harris nutzt „Jiu-Jitsu“ gegen Donald Trump

Doch Donald Trump kam bei dieser Nachbesprechung alles andere als gut weg. Er habe sich von Kamala Harris immer wieder in die Falle locken lassen, so Rogan. „Das ist Jiu-Jitsu“, sagte der leidenschaftliche Kampfsportler über Harris’ Strategie, sich abfällig über das Publikum bei Trumps Kundgebungen zu äußern. „Er konnte nicht anders“, beschrieb Rogan Trumps Reaktion, die er für sein Publikum sogar imitierte: „Meine Leute sind die besten Leute! Ich habe die besten Leute!“

Auch Podcast-Gast Segura stimmte in das Loblied über Kamala Harris ein. Sie sei weitaus besser vorbereitet gewesen als Donald Trump, was man zu jedem Zeitpunkt des TV-Duells gespürt habe. Als ehemalige Staatsanwältin habe sie die Situation bestens unter Kontrolle gehabt. Mit Druck könne sie offenbar gut umgehen. Trump sei zwar witziger als Harris, schlussfolgerte Rogan. „Aber wir wollen nicht unbedingt jemanden witzigen, mit seinen Fingern am Kontrollpult.“

Joe Rogans Kritik an Donald Trump könnte Einfluss haben

Nun ist Joe Rogan ganz sicher nicht die erste und auch nicht berühmteste Persönlichkeit der USA, die Kritik an Donald Trump übt. Kurz nach dem TV-Duell hatte Pop-Superstar Taylor Swift bekannt gegeben, dass sie bei der US-Wahl für Kamala Harris stimmen werde. Trump hatte mit einem Wutausbruch in den sozialen Medien reagiert.

Donald Trump Kamala Harris - Figure 2
Foto Frankfurter Rundschau

Doch während die Fans von Taylor Swift wohl ohnehin den Demokraten näher stehen dürften, richtet sich Joe Rogan an ein ganz anderes Publikum – und zwar eines, unter dem sich deutlich mehr Sympathisanten für Trump und die Republikaner befinden dürften. In seinem Podcast bezeichnet sich der 57 Jahre alte Stand-up-Comedian zwar als überparteilich. Doch sowohl seine Gäste als auch seine Themen verorten ihn deutlich im Kosmos der Konservativen. Noch im März des Wahljahrs kritisierte er den damaligen Kandidaten der Demokraten, US-Präsident Joe Biden, nannte ihn alt und verbraucht und sagte, er würde „lieber für Trump als für Biden“ stimmen.

Kurz darauf sprach er sich für die Wahl des unabhängigen Kandidaten Robert F. Kennedy Jr. aus. Trump reagierte auf seine Weise: mit einem wütenden Post auf Truth Social. Zwar sollen sich Trump und Rogan nach dessen Aussage noch nie länger unterhalten haben, sie begegnen sich aber regelmäßig auf Veranstaltungen des Kampfsportorganisation UFC. Rogan ist dort als Kommentator tätig, Trump wiederum als Gast von UFC-Präsident Dana White gern gesehen.

Donald Trump zu Gast bei der UFC. Unten links Kommentator Joe Rogan bei der Arbeit. © IMAGO/Vanessa Carvalho„Trump ist erledigt“ - Harris-Lager feiert Joe Rogans Kommentare

Kennedy wiederum hat sich mittlerweile aus dem Wahlkampf zurückgezogen und unterstützt nun Donald Trump. Es scheint aber nicht, als ob Joe Rogan ihm folgen würde. In seiner neuen Folge sagte der Podcaster sogar, er glaube mittlerweile an einen Sieg von Kamala Harris und verwies dabei auf die aktuellen Umfragen zur US-Wahl, die der amtierenden Vizepräsidentin tatsächlich einen hauchdünnen Vorsprung zuschreiben.

Im Lager der Demokraten bejubelte man den scheinbaren Sinneswechsel Joe Rogans. „Das ist ein großes Problem für Donald Trump“, schrieb zum Beispiel Tim Fullerton, Strategieexperte der Partei und ehemaliger Wahlkampfmanager von Barack Obama, auf X. „Wenn Joe Rogan sich gegen ihn wendet und anfängt, Kamala Harris zu loben, wie er es hier tut, ist Trump erledigt.“ Ebenfalls auf X feierte Victor Shi die Aussagen des Podcasters. „Das ist wirklich gut und großartig. Joe Rogan, der viele junge republikanische Männer erreicht, hat gerade gesagt, dass Kamala Harris den Nagel auf den Kopf trifft“.

Joe Rogan verbreitet Verschwörungsmythen über die Demokraten

Doch dass die Unterstützung Joe Rogans für Kamala Harris nur eine scheinbare ist, beweist der Rest der Folge seines Podcasts. In dieser wiederholt der 57-jährige Podcaster Verschwörungsmythen wie die, dass die Demokraten Millionen Einwanderer in die USA schleusten, um sie dort illegal an der US-Wahl teilnehmen zu lassen, die sie dann mit ihren Stimmen gewinnen könnten.

Eine Geschichte, die an die rechte Erzählung der „großen Umvolkung“ erinnert und gleichzeitig Trumps Theorie vom Wahlbetrug transportiert. Anschließend verbreitete Rogan eine von der Nachrichtenagentur Reuters längst als Fake News entlarvte Meldung, nach der Kamala Harris während des TV-Duells mit Donald Trump eine versteckte Hörkapsel getragen haben soll.

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Joe Rogan bleibt also der unberechenbare Meinungsmacher, der er schon immer war. Doch in einem Rennen, das so knapp zu werden droht wie das Duell zwischen Kamala Harris und Donald Trump, kann jede noch so kleine Randnotiz am Ende den Ausschlag geben. (dil)

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