Avignon: Hauptangeklagter im Vergewaltigungsfall sagt erstmals aus
Der angeklagte Franzose, der seine Frau über Jahre hinweg mit Schlafmitteln betäubte und Fremden zur Vergewaltigung anbot, hat sich vor Gericht zu seinen Taten bekannt. „Herr Vorsitzender, ich räume die Vorwürfe in ihrer Gesamtheit ein“, sagte der 71-Jährige vor Gericht in Avignon in Südfrankreich, wie die Zeitung „Midi Libre“ und der Sender BFMTV aus der Verhandlung berichteten.
„Ich bin ein Vergewaltiger, so wie die anderen hier im Raum“, so Pelicot mit Blick auf seine 50 Mitangeklagten. „Sie wussten alle Bescheid, niemand kann das Gegenteil behaupten.“ Seine Frau Gisèle habe das „nicht verdient“, sagte Pelicot.
„Ich bereue, was ich getan habe“
Es war das erste Mal, dass der 71-Jährige in dem aufsehenerregenden Prozess zu den Taten befragt wurde. Seine Aussage hatte sich wegen gesundheitlicher Probleme mehrfach verzögert. Der Vorsitzende Richter hatte mehrere medizinische Untersuchungen beantragt und bereits eine Vertagung des Prozesses in Erwägung gezogen. „Ich bin schuldig für das, was ich getan habe“, sagte der Rentner Pelicot vor Gericht. „Ich bereue, was ich getan habe, ich bitte um Vergebung, auch wenn es nicht entschuldbar ist.“
Den Kontakt zu den Männern soll der Rentner über eine Onlineplattform hergestellt haben. Geld soll er von den Männern nicht verlangt haben, ihm ging es laut Anklage um die Befriedigung seiner sexuellen Phantasien.
Angeklagter mit Niereninfektion für prozessfähig erklärt
Der Angeklagte leidet nach Angaben des Gerichts unter anderem an einer Niereninfektion. Er wurde für prozessfähig erklärt, bekam aber einen Sessel statt eines Stuhls und soll regelmäßig Pausen einlegen, in denen er sich hinlegen kann.
Seine Ex-Frau Gisèle Pelicot hatte in der vergangenen Woche vor Gericht ausführlich geschildert, wie sie jahrelang unter unerklärlichen Gedächtnislücken und gynäkologischen Problemen litt, bevor sie erfuhr, in welcher Weise sich ihr Mann an ihr verging. Dies wurde aufgedeckt, als ihr Mann wegen eines anderen Vergehens ins Visier der Justiz geriet und die Ermittler auf etwa 4000 Fotos und Videos von Vergewaltigungen der offensichtlich bewusstlosen Frau stießen.