Worauf sich Dominic Thiem nach seinen letzten US Open am ...

27 Aug 2024

Österreichs Tennis-Star Dominic Thiem richtet seinen Blick nach einem emotionalen US-Open-Abschied auf die letzte verbliebene Aufgabe – und auf ein „normales“ Leben. Auch Sebastian Ofner und Julia Grabher scheiterten in New York bereits in der ersten Runde.

Grand-Slam-Sieger Dominic Thiem hat seinen vorletzten großen Tennis-Abschied genossen. In der Arthur-Ashe-Arena wurde ihm am Montag ein gebührendes und schönes Farewell von den US Open und der Grand-Slam-Bühne geboten. Die nach 1:50 Stunden festgestandene 4:6, 2:6, 2:6-Niederlage gegen den US-Amerikaner Ben Shelton war da fast nur eine Begleiterscheinung, der Höhepunkt war mehr Thiems letztes Interview und seine Dankesworte im größten Stadion dieser Tennis-Welt.

„Es war richtig schön - auf Ashe ist es immer etwas Besonderes“, sagte Thiem im Mediengespräch danach. „Auch die paar Minuten danach mit den Fans haben sicherlich für einiges entschädigt.“ Er sei glücklich, dass ihm dieser Abschied vor vollen Tribünen dort gegönnt war, wo er seinen größten Karriere-Triumph mit dem Finalsieg vor vier Jahren wegen Corona vor leeren Rängen feiern hatte müssen. Eine von den Veranstaltern erhaltene Foto-Collage mit Aufnahmen von einigen der wichtigsten Momente in Thiems US-Open-Karriere darf als zusätzlich nette Geste gewertet werden.

Es fehlt etwas – „in allen Belangen“

Vom Spielerischen hatte Thiem schon vor der Partie gewusst, dass er mit dem US-Jungstar wohl nicht werde mithalten können. „Teilweise ist mein Spiel okay, aber teilweise merke ich schon, was fehlt, und dass etwas fehlt in allen Belangen“, analysierte der Niederösterreicher. „Der ganze Spielfluss, dass mir die Matches fehlen. Das Schlagen und Weiterbewegen. Diese ganze Antizipation, der ganze Spielfluss – das geht mir extrem ab.“ Sheltons Aufschläge seien ihm teilweise sehr schnell vorgekommen. „Da ist bei mir alles einen kleinen Schritt zu langsam.“

Dominic Thiem bündelte noch einmal alle Kräfte.

Dominic Thiem bündelte noch einmal alle Kräfte. Reuters / Robert Deutsch

Einmal auf Tour-Ebene hat Thiem noch die Möglichkeit, sein auch gegen Shelton ein wenig aufgeblitztes Potenzial früherer Tage hervorzuholen. Wohl am Dienstag, 22. Oktober, wird er in seine letzten Erste Bank Open starten und da oder irgendwann in dieser Woche sein letztes Karriere-Match spielen. Auf das Danach freut sich der Lichtenwörther aber mehr als er das Ende seiner Laufbahn fürchtet. „Seit ich im März die Entscheidung zum Rücktritt getroffen hatte, war ich glücklich damit“, sagte Thiem. „Ich hatte die Möglichkeit, dieses neue kommende Kapitel vorzubereiten.“

Erfolgsgeschichte

Im Rückblick auf seine auch allgemein gute Bilanz bei den US Open machte Thiem dafür sein erstes Jahr als Profi in New York verantwortlich, als er es 2014 in Runde vier geschafft hat. „Von diesem Zeitpunkt an hatte ich immer eine Menge an Selbstvertrauen. Das ist immer so, wenn man gute Erinnerungen oder einen guten Start wo hat.“ 2017 und 2018 erlitt er zwar Niederlagen gegen den Argentinier Juan Martin del Potro und den Spanier Rafael Nadal, doch jeweils nach großen Matches. „Damals war es hart zu akzeptieren, aber mittlerweile sehe ich die Matches als legendär.“

Sein größter Triumph: Der US-Open-Sieg 2020.

Sein größter Triumph: Der US-Open-Sieg 2020. AP Photo / Seth Wenig

Worauf er sich am meisten freue, sei das zuhause. „Natürlich habe ich es immer geliebt, auf der Tour zu spielen. Aber ich habe es auch immer genossen, daheim zu sein und eine Art normales Leben daheim zu haben. Je älter ich wurde, desto schwieriger wurde das Reisen. Dann nur im Grunde an einem Ort zu bleiben, dem blicke ich am meisten entgegen.“ Auch deswegen sei der Abschied von der Tennis-Bühne nicht so schwierig für ihn und er wirklich glücklich mit seiner Entscheidung, die im Endeffekt eine indirekte Folge seiner im Juni 2021 erlittenen Handgelenksverletzung ist.

Mit nichts vergleichbar

Thiem werde nach seiner Karriere aber auch Dingen nachtrauern, vor allem dem Gefühl nach großen Siegen. „Das ist nicht wirklich mit irgendetwas Anderem vergleichbar. Außerhalb des Tennisplatzes bekomme ich dieses Gefühl auch nicht. Es ist ein bisschen so, als sei man auf Drogen, so kann ich es mir vorstellen.“ Dem noch bis nächsten Dienstag 30-Jährigen sei bewusst, dass sich dieses Gefühl bei ihm vielleicht auch nicht mehr einstellen werde – sollte es beim Wien-Turnier keine Überraschung geben. „Das werde ich mit Sicherheit am meisten vermissen.“

Indes scheiterte nicht nur er in der ersten Runde der US-Open, sondern auch alle anderen angetretenen Österreicher. Für Sebastian Ofner, Österreichs gehandicapte Nummer eins, kam am Montag das Aus nach einem 7:5, 4:6, 4:6, 2:6 gegen den als Nummer 29 gesetzten Argentinier Francisco Cerundolo. Ausgeschieden ist auch Julia Grabher. Die Vorarlbergerin unterlag der Rumänin Elena-Gabriela Ruse mit 2:6, 4:6. (APA)

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