Berliner Schüler an Diphtherie erkrankt – Behandlung in Charité

3 Stunden vor

Potsdam/Berlin. Neben dem ungeimpften Zehnjährigen wurde ein weiterer Mensch mit Diphtherie infiziert. In Schule und Elternkreis laufen Untersuchungen.

Diphtherie Berlin - Figure 1
Foto Berliner Morgenpost

Es ist eine Krankheit, die in Deutschland als stark eingedämmt gilt, doch nun ist im Havelland ein zehnjähriger Junge an Diphtherie erkrankt. Nachdem er zunächst in Potsdam behandelt wurde, hat sich sein Zustand inzwischen verschlechtert, sodass er in die Berliner Charité eingeliefert und dort invasiv beatmet werden musste, berichtete die „Märkische Allgemeine Zeitung“ (MAZ).

Festgestellt wurde die Erkrankung im Klinikum Westbrandenburg in Potsdam. Dort war der Junge am 26. September aufgrund „einer akuten Entzündung der Rachenmandeln“ aufgenommen worden. Da Diphterie meldepflichtig ist, wurde die Infektion an das Gesundheitsamt des Landkreises Havelland gemeldet.

Der Junge besucht die Waldorfschule Havelhöhe in Berlin, weshalb von der Senatsgesundheitsverwaltung in seiner Klasse Laboruntersuchungen und eine postexpositionelle Prophylaxe mit Antibiotika veranlasst wurden. Die Klasse des Jungen wurde hierfür vorsorglich mehrere Tage vom Unterricht befreit – sämtliche Lehrer und Schüler der Schule durch eine Rundmail benachrichtigt. Auch bei Familienmitgliedern wurde Abstriche entnommen und eine antibiotische Behandlung begonnen. Es wurde eine Infektion bei der Mutter des Jungen festgestellt. Allerdings ist sie geimpft, sodass sie nur milde Symptome hat.

Diphtherie Berlin - Figure 2
Foto Berliner Morgenpost
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Junge war nicht geimpft

Diphtherie wird durch Bakterien, vor allem Corynebacterium diphteriae ausgelöst, die ein starkes Gift produzieren, das lebensbedrohlich ist und auch zu Spätfolgen führen kann. Es gibt zwei Formen, die Hautdiphterie mit Wundinfektionen mit zum Teil schmierigen Belegen, sowie die Rachendiphtherie, an der auch der Junge erkrankt ist und die mit Halsschmerzen, Fieber und einer Entzündung der Mandeln mit grau-brauen Belägen und Lymphknotenschwellungen einhergeht. Insbesondere hier kann es zu gefährlichen Komplikationen kommen.

Gegen Diphtherie schützt vor allem der 1913 durch Emil von Behring entwickelte Impfstoff. Eine Impflicht in der DDR und große Impfkampagnen in Westdeutschland führten ab den 60er zur Zurückdrängung der Diphtherie. Der Junge war allerdings nicht geimpft.

Wo sich der Junge mit Diphtherie infiziert hat, ist laut dem Landkreis Havelland nicht bekannt. In den vergangenen Jahren gab es in Brandenburg nur sehr wenige Diphtheriefälle. So wurde in Potsdam zuletzt im Jahr 2000 ein Rachendiphtheriefall gemeldet, im Havelland 2012. 2022 und 2023 gab es allerdings deutschlandweit einen Anstieg mit fünf beziehungsweise elf gemeldeten Fällen.

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