Alljährlich feiert Miss Sophie ihren 90. Geburtstag, wobei Butler James ins Straucheln gerät. Während des Dinners übernimmt der Butler nicht nur den Service, sondern schlüpft auch in die Rollen der längst verstorbenen Stammgäste Sir Toby, Admiral von Schneider, Mr. Pommeroy und Mr. Winterbottom.
Der TV-Klassiker „Dinner for One“ sorgt an Silvester für Heiterkeit. Nüchtern betrachtet, ist der Sketch nicht nur lustig, sondern auch lehrreich im Hinblick auf Versicherungsthemen.
Oliver Frankenberger, Bereichsleiter Haftpflicht-Schaden bei der Allianz Versicherungs-AG, hat das legendäre Viergangmenü genauer untersucht. „Wenn James als Freiberufler arbeitet oder für einen externen Caterer, wäre es möglich, dass er oder sein Arbeitgeber eine Betriebshaftpflichtversicherung abgeschlossen hat. Dann könnte Versicherungsschutz bestehen“, sagt der Experte. „In der Betriebshaftpflicht sind Schäden mitversichert, die unter Außerachtlassung der im Verkehr erforderlichen Sorgfalt zustande kommen.“ Wäre James hingegen ein Angestellter von Miss Sophie, wäre es kein Versicherungsfall: „Die Folgen des Dinners wären dann als Eigenschäden der Arbeitgeberin zu betrachten“, erläutert Frankenberger.
Das Dinner verursacht immerhin Verheerungen im Wert von 3.009 Euro. Die Reinigung der Tischdecke würde rund 17 Euro kosten, schätzt Frankenberger. Den Teppich und den Fußboden professionell von Flecken zu befreien, käme mit rund 189 Euro hinzu. Der Wert des ungenießbaren Brathähnchens dürfte, falls es sich um Bioqualität handelt, rund 23 Euro betragen. Das Serviertablett aus Zinn sollte den Abend trotz ruppiger Handhabung unbeschadet überstanden haben. „Der teuerste Posten“, meint Frankenberger, „ist mit Sicherheit das Tigerfell.“ James tritt immer wieder gegen den Kopf der ausgestopften Jagdtrophäe. „Die Kosten für eine Instandsetzung des Schädels, neues Ausstopfen und gegebenenfalls eine Zahnregulierung wären hoch. Bis zu 2780 Euro könnten bei einem antiken Modell fällig werden.“
Butler James serviert auch in diesem Jahr bei der Geburtstagsfeier. Der Alkohol spielt im Verlauf des Abends eine offensichtliche Rolle: James trinkt Sherry, Weißwein, Champagner und Portwein für vier. „Sein Verhalten ist zwar fahrlässig“, sagt Frankenberger, „Vorsatz würde ich ihm aber nicht unterstellen, und deshalb würde unsere Betriebshaftpflicht greifen.“ Problematischer sieht der Fachmann die jährliche Regelmäßigkeit der Schäden: „James ist Wiederholungstäter. Da müssten wir natürlich überlegen, ob und zu welchen Konditionen wir ihn künftig versichern.“
Butler James erreicht jedes Jahr ein Millionenpublikum und zeigt, wie schnell etwas schiefgehen kann. Auch in diesem Jahr bieten verschiedene Fernsehsender und Streamingdienste den Klassiker im Original oder in Mundart sowie als Jubiläumsshow an Silvester und Neujahr an.