Die Saat des heiligen Feigenbaums: Mutig, schonungslos und der ...
27. Dezember 2024 um 10:18 Uhr
"Die Saat des heiligen Feigenbaums" ist jetzt in den deutschen Kinos zu sehen. Der Film von Mohammad Rasoulof ist nicht nur Deutschlands Oscar-Beitrag, sondern auch der beste Film des Jahres!
"Die Saat des heiligen Feigenbaums" ist ein politisch aufgeladenes Meisterwerk, das ab jetzt in den deutschen Kinos läuft. Premiere feierte der Film vom iranischen Regisseur Mohammad Rasoulof bereits am 24. Mai 2024 bei den Filmfestspielen von Cannes. Dass Rasoulof dort zugegen sein konnte, ist dabei schon fast selbst einen Film wert, denn kurz vorher wurde der Künstler aufgrund seiner das iranische Regime kritisierenden Kunst zu 8 Jahren Haft und Folter verurteilt.
Er ist aus seinem Heimatland geflohen und in Cannes über den Roten Teppich gelaufen. Mittlerweile lebt er im Exil in Deutschland. Dass Rasoulofs Film somit politisch ohnehin schon hoch explosiv und aufgeladen ist, bedarf wahrscheinlich keiner weiteren Erwähnung. Doch auch abseits der Produktionsumstände ist "Die Saat des heiligen Feigenbaums" einer der besten Filme des Jahres, wenn nicht gar der beste!
Deutschlands Oscar-Beitrag
Um bei den Oscars als "Bester internationaler Film" nominiert zu werden, muss der Film offiziell von einem Land eingereicht werden. Jedes Land darf nur einen Film einreichen und für die Oscarverleihung 2025 schickt Deutschland "Die Saat des heiligen Feigenbaums" ins Rennen. Der Film wurde zwar auf Persisch im Iran gedreht, wurde jedoch heimlich außer Lande gebracht und in Deutschland geschnitten und fertiggestellt. Da der Film Iran-kritisch ist, hat das Land den Film natürlich nicht in Erwägung gezogen, um ihn einzureichen. Deutschland hat mit der Auswahl eines so politischen Films jedoch nicht nur eine - wie wir finden - vorzügliche Filmauswahl getroffen, sondern auch ein politisches Statement gesetzt.
The Seed of the Sacred Fig: Der Cannes-Film des iranischen Regisseurs Mohammad Rasoulof (Quelle: Arte France Cinéma) [Auf einer Seite anzeigen | Als Story anzeigen]
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The Seed of the Sacred Fig: Der Cannes-Film des iranischen Regisseurs Mohammad Rasoulof (Quelle: Arte France Cinéma) [Auf einer Seite anzeigen | Als Story anzeigen]
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The Seed of the Sacred Fig: Der Cannes-Film des iranischen Regisseurs Mohammad Rasoulof (Quelle: Arte France Cinéma) [Auf einer Seite anzeigen | Als Story anzeigen]
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Die Saat des heiligen Feigenbaums: Deutschlands Oscar-Beitrag 2025 wurde vom iranischen Regisseur Mohammad Rasoulof heimlich im Iran gedreht und nach Deutschland geschmuggelt. (Quelle: Alamode Film / TMDb.org) [Auf einer Seite anzeigen | Als Story anzeigen]
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Die Saat des heiligen Feigenbaums: Deutschlands Oscar-Beitrag 2025 wurde vom iranischen Regisseur Mohammad Rasoulof heimlich im Iran gedreht und nach Deutschland geschmuggelt. (Quelle: Alamode Film / TMDb.org) [Auf einer Seite anzeigen | Als Story anzeigen]
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Die Saat des heiligen Feigenbaums: Deutschlands Oscar-Beitrag 2025 wurde vom iranischen Regisseur Mohammad Rasoulof heimlich im Iran gedreht und nach Deutschland geschmuggelt. (Quelle: Alamode Film / TMDb.org) [Auf einer Seite anzeigen | Als Story anzeigen]
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Die Saat des heiligen Feigenbaums: Deutschlands Oscar-Beitrag 2025 wurde vom iranischen Regisseur Mohammad Rasoulof heimlich im Iran gedreht und nach Deutschland geschmuggelt. (Quelle: Alamode Film / TMDb.org) [Auf einer Seite anzeigen | Als Story anzeigen]
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Im September 2022 angesetzt, erzählt der Film die Geschichte einer vierköpfigen iranischen Filme, die sich inmitten der aufkommenden "Frau, Leben, Freiheit"-Proteste im Iran wiederfindet. Während die Eltern nach wie vor an den Regeln "Gottes" festhalten, beginnen die beiden Töchter, beide junge Erwachsene, die vorherrschenden Normen zu hinterfragen.
Von den Protesten kriegen wir nur wenig mit, denn Rasoulof erzählt eine sehr intime Geschichte über die Familie, die als Metapher für den Iran und vielmehr dessen Regime herhält. Einzig durch Reels auf dem Handy und Handy-Aufnahmen, die schließlich in Groß auf der Leinwand ausgespielt werden, sehen wir, was auf den Straßen Teherans vor sich geht.
Zan, Zendegi, Azadi - Frau, Leben, Freiheit
Im September 2022 wurde die junge Frau Mahsa Amini von Polizisten getötet, da sie ihr Kopftuch nicht "vernünftig" getragen haben solle. Anschließend sind zahlreiche Frauen und auch Männer auf die Straße gegangen, um für die Freiheit der Frauen und aller Menschen in der islamischen Republik einzustehen. Die Polizeigewalt sorgte für heftige internationale Kritik.
In engen Räumen sorgt Rasoulof in seinem Film für klaustrophobische Angstzustände. Das Gefangensein der Frauen im Iran wird so umso deutlicher. Man ist nie allein, kann keine Geheimnisse haben, regelmäßig werden die Zimmer der Töchter von den Eltern durchsucht und komplett auseinandergenommen.
Durch die Enge intim und doch komplett schonungslos dem Vater ausgeliefert, der auch noch für die Regierung arbeitet. Was genau er tut, er ist Henker, wird vor den Kindern verheimlicht - und das mithilfe der Mutter, die im Film als Vermittlerin zwischen den Töchtern und dem Vater agiert.
Dass die Kinder mit ihrem Vater direkt in Kontakt treten, ist selten, und er hat überhaupt keinen Bezug zu ihnen, dennoch ist er der Entscheidungsträger über ihr Leben. Andauernd sagt die Mutter ihren Töchtern, dass sie dieses und jenes Problem nicht an ihren Vater herantragen sollen, da dieser beruflich schon genügend Sorgen habe.
Der Höhepunkt findet sich in einem Moment, in dem der Vater seine Frau bittet, ein ernstes Thema mit den Kindern zu besprechen, als könne er das nicht selbst. Hier wird nicht nur klar, dass das patriarchale Regime absolut gar keinen Kontakt oder Bezug zur Realität der Frauen hat, und auch kein Interesse an ihnen. Die Männer an der Spitze wollen einzig die Macht und die Kontrolle!
Rasoulof kritisiert in seinem Film aber nicht nur die Männer, die von dem Regime tatsächlich profitieren, sondern auch die Frauen, die stumm bleiben. Bis zuletzt glaubt die Mutter daran, dass alles gut werde, wenn man sich nur dem Willen des Mannes beugen würde.
Sie ist verzweifelt und kennt es eben auch nicht anders; und man weiß echt nicht, ob man weinen oder lachen solle über diese Hoffnung, dass sich alles zum Guten wenden würde, indem man den Status Quo verteidigt.
Ein mutiger Film
Was für uns in Deutschland wohl kaum der Rede wert sein sollte, ist für einen iranischen Film absolut mutig und herausragend: Frauen ohne Kopftuch zu zeigen. Während Frauen im Iran zuhause in Anwesenheit der Familie ohne Kopftuch herumlaufen dürfen, ist dies in der Öffentlichkeit und somit auch in Filmen verboten. Auch wenn Szenen in Filmen zuhause oder gar im Schlafzimmer spielen, ist in vielen iranischen Filmen zu sehen, dass Frauen Kopftücher tragen. Unlogisch, aber der Zensur im Iran geschuldet.
Durch zahlreiche Ansätze, die in einer tiefergehenden Analyse interpretiert werden könnten, was an dieser Stelle aufgrund möglicher Spoiler unterlassen wird, schafft Rasoulof ein vielschichtiges Werk, das mit der iranisch-islamischen Regierung so heftig und brutal ins Gericht geht, wie das Regime gegen das iranische Volk vorgeht.
Die Geschichte des Films "Die Saat des heiligen Feigenbaums" ist dabei in jeder Minute packend und emotional aufgeladen wie nur wenige andere Filme. Die Handlung nimmt dabei richtig Fahrt auf, als der Vater eine Pistole, die in seinem Besitz war, verliert und anfängt, seine eigene Familie zu verdächtigen.
Er macht Kommentare wie, dass er sich unwohl fühle im eigenen Haus, umgeben von Lügnerinnen, und es wird beinahe eine Farce, wie er sich selbst in die Opferrolle begibt. Von Rasoulof beabsichtigt, bieten überspitzte Dialoge schwarzhumorige Momente, die allerdings so dermaßen sozialkritisch sind, dass das Lachen im Halse stecken bleibt.
Um sein Gesicht vor der Regierung zu wahren, setzt der Vater schließlich alles daran, seine Pistole wiederzufinden und setzt seine Töchter sogar Folter aus, alles im Namen des Gesetzes Gottes. Ein Monster eines Mannes, ein Monster eines Familienoberhauptes und ein Armutszeugnis der Menschlichkeit.
Umso lachhafter wird dieser Mann, der mit allen Mitteln versucht, die Kontrolle zurückzugewinnen, wie es die Regierung während der Proteste wortwörtlich mit aller Gewalt versuchte, jedes Mal, wenn er sich an seinem Arbeitsplatz im Regierungsgebäude befindet.
Dort stehen zahlreiche Pappaufsteller von Männern, die stramm stehen. Es gibt nur wenige echte Regierungsmitarbeiter. Indem hauptsächlich Pappaufsteller im Regierungsgebäude arbeiten, werden die Mitarbeiter als entmenschlicht, emotionslos und komplett leer dargestellt. Es sind nicht viele, die wirklich hinter dem Regime stehen, es sieht nur so aus, und ein Windstoß kann sie ohne weiteres umstoßen. Auf dass die Proteste weitergehen und sich etwas in dem Land ändert!
Mit "The Seed of the Sacred Fig" verarbeitet der iranische Regisseur Mohammad Rasoulof die "Frau, Leben, Freiheit"-Proteste in seinem Heimatland. Er ist dabei genauso brutal in seiner Darstellung der absolut unmenschlichen Gewalt der Regierung, wie diese im Umgang mit dem iranischen Volk. Aufgrund seiner Kunst zu einer jahrelangen Haftstrafe verurteilt, musste Rasoulof aus dem Iran fliehen, um den Film in Cannes zu zeigen, und der Film ist nicht nur aufgrund dieser Geschichte ein Ausnahmewerk, sondern auch noch verdammt gut!
24. Mai 2024
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