„Die Fotografin“ im Kino: Kate Winslet entzieht sich den üblichen ...

19 Sep 2024

Das dramatische Leben von Lee Miller

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Mit dem Führerporträt auf dem Badewannenrand: Gleich entsteht das berühmte Bild von Lee Miller (Kate Winslet) in Hitlers Privatwohnung.

Die Fotografin Kate Winslet - Figure 1
Foto RND

Quelle: Verleih

Lee Miller hat in befreiten Konzentrationslagern fotografiert und genauso in Hitlers Privatwohnung. Hauptdarstellerin Kate Winslet überzeugt in dem kraftvollen Kinodrama „Die Fotografin“ – und entzieht sich dabei den üblichen Starke-Frauen-Klischees.

Martin Schwickert

19.09.2024, 16:57 Uhr

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Elisabeth „Lee“ Miller (1907–1977) hat viele Leben gelebt. Die meisten davon sind schon vorüber, wenn Ellen Kuras’ filmische Hommage an eine der wichtigsten Fotografinnen des 20. Jahrhunderts einsetzt. „Ich war das Model. Ich war die Muse. Ich war die Naive. Mit all dem war ich fertig“, erzählt Lee (Kate Winslet) dem jungen Interviewer 1977 in ihrem Wohnzimmer.

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Von der Straße weg war Miller 1926 in New York als Fotomodell für „Vogue“ und „Vanity Fair“ gecastet worden. Drei Jahre später hatte sie genug von der Modewelt, reiste nach Paris und realisierte mit Man Ray zahlreiche Fotoprojekte, um sich schließlich als Fotografin selbstständig zu machen.

Mit dem Gespräch im Wohnzimmer gleitet die Kamera zurück ins Jahr 1938 nach Südfrankreich, wo Lee mit Freundinnen Urlaub macht. Über dem mediterranen Lebensgefühl der Boheme liegen schon die Schatten des herannahenden Krieges, der Lees Entscheidung beschleunigt, frisch verliebt mit dem Maler Roland Penrose (Alexander Skarsgard) nach London zu ziehen. Dort wird sie als Fotografin von der britischen „Vogue“ unter Vertrag genommen, um die Auswirkungen des Krieges auf den Alltag der Frauen in London zu dokumentieren.

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Fotos in befreiten Konzentrationslagern

Die Arbeit an der Heimatfront reicht Miller nicht. Sie will noch näher heran an den Krieg. Der gebürtigen Amerikanerin gelingt es, mit den US‑Truppen als Kriegsberichterstatterin nach Frankreich zu kommen. Ihre Bilder von der Schlacht um Saint-Malo und die Befreiung von Paris gehen um die Welt und zeigen die schrecklichen Folgen des Krieges aus der intimen Nah­per­spek­tive.

Schließlich fährt sie mit ihrem Kollegen vom „Life“-Magazin, David Scherman (Andy Samberg), über die deutsche Grenze. In Dachau und Buchenwald gehören die beiden zu den Ersten, die in den befreiten Konzentrationslagern fotografieren dürfen. Es sind die wichtigsten Bilder ihres Lebens, aber die Redaktion der „Vogue“ weigert sich zunächst, die Dokumente des Holocausts inmitten des alliierten Siegestaumels zu veröffentlichen.

Anders verhält es sich mit der berühmten Aufnahme in Hitlers Münchner Privatwohnung. Lee begibt sich ins Badezimmer, zieht die verschlammten Stiefel und die Uniform aus und legt sich mit Führerbild im Hintergrund in dessen Badewanne. So inszeniert sie ein subversives Bild des Sieges nur Stunden nach ihrem Besuch in Dachau, fotografiert von Scherman.

Regisseurin Kuras macht Millers Bilder zum Leitfaden eines Biopics, das zunächst recht konventionell daherkommt. Der Blick auf die gealterte Fotografin gewinnt jedoch zunehmend an Bedeutung: Hier zeigt sich, wie die Kriegserfahrungen ihr späteres Leben, ihre seelischen Qualen, ihren Alkoholismus und die Beziehung zum Sohn nachhaltig geprägt haben. Kate Winslet, die den Film auch produziert hat, überzeugt mit einem kraftvollen Porträt, das sich klassischen Starke-Frauen-Klischees entzieht.

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„Die Fotografin“, Regie: Ellen Kuras, mit Kate Winslet, Andy Samberg, Andrea Riseborough, 116 Minuten, FSK 12

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