Der Panzenberg putzt sich raus
Bremer SV im DFB-Pokal Der Panzenberg putzt sich raus
Der Bremer SV steht vor einem großen Fußballfest: Im DFB-Pokal trifft der Regionalligist auf den SC Paderborn. 3500 Fans werden das ausverkaufte Spiel im Stadion am Panzenberg erleben.
Das Stadion Panzenberg in Walle ist Kult. Am Sonntag gastiert der Tabellenführer der 2. Bundesliga, SC Paderborn, in dem alten Stadion. Christina Kuhaupt
Egal, wie das Spiel ausgeht: Das altehrwürdige Stadion am Panzenberg erlebt an diesem Sonntag ein Fußballfest. Seit Tagen ist das Heimspiel des Bremer SV im DFB-Pokal gegen den SC Paderborn (Anstoß 15.30 Uhr) ausverkauft, eine Tageskasse wird es deshalb nicht mehr geben. 3500 Zuschauer sind dabei, wenn der BSV erstmals seit 1991 (siehe Randtext) wieder ein Spiel der ersten Pokal-Hauptrunde in seinem heimischen Stadion austrägt. Es ist eine große Kulisse. 3000 Leute hatten sie mal beim Weihnachtssingen in diesem Stadion, aber noch nicht bei einem Fußballspiel. „Wir haben deshalb auch den Paderbornern gesagt: Schickt uns keine Busse voller Leute, die keine Karte haben. Bei uns ist alles voll“, sagt BSV-Vorstand Alfons van Werde. 680 Fans aus Paderborn werden im neu geschaffenen Gästeblock verfolgen, wie sich der Bremer Regionalligist gegen den Favoriten aus der 2. Bundesliga schlägt.
Bei der Auslosung für diese erste Runde des DFB-Pokals konnte man vielleicht noch denken: Ach, nur der SC Paderborn. Das klingt nicht so stark und groß wie Schalke 04, der Hamburger SV oder Fortuna Düsseldorf. Doch jetzt stehen diese Paderborner nach zwei Spieltagen über allen anderen der 2. Bundesliga, sie kommen als unbesiegter Tabellenführer an den Panzenberg. „Das ist ein richtig starker Gegner, nicht nur wegen des Saisonstarts mit zwei Siegen“, betont BSV-Sportvorstand Jens Fröhlich.
Kmiec: "Enttäuschung zur Seite schieben"Beinahe wäre auch der Bremer Saisonstart richtig gut verlaufen, doch nach allerlei Turbulenzen im Spiel gegen Weiche Flensburg und mehreren umstrittenen Schiedsrichterentscheidungen setzte es für die Bremer am vergangenen Sonntag mit 2:4 doch noch die erste Niederlage im dritten Spiel, trotz einer 2:0-Führung. Für Trainer Sebastian Kmiec ist es deshalb wichtig, „diese Emotionen und die Enttäuschung zur Seite zu schieben, damit wir uns voll auf das Spiel gegen Paderborn konzentrieren können“.
Dass die Bremer in diesen 90 oder 120 Minuten der krasse Außenseiter sind, ist die eine Sache. Doch das Spiel hat vor allem auch wirtschaftliche und emotionale Reize, die im Prinzip noch wichtiger sind als ein Tor gegen Paderborn. Die Einnahmen im niedrigen sechsstelligen Bereich durch die Teilnahme an der ersten Hauptrunde des DFB-Pokals sind für den Bremer SV kein Zubrot, sondern „existenziell wichtig“, betont Finanzchef van Werde: „Unser Aufstieg in die Regionalliga und unser Wachstum in den vergangenen Jahren war im Grunde nur durch die beiden Pokalspiele gegen Bayern München und Schalke 04 möglich, die Einnahmen daraus haben erst alles ermöglicht. Ohne ein solches Pokalspiel wäre es schwer bis unmöglich.“
Denn der Bremer SV zählt zu den Klubs mit den kleinsten Etats in der Regionalliga. Während vier oder fünf Vereine mehr als eine Millionen Euro zur Verfügung haben, bewegt sich das Bremer Budget für eine Saison bei etwas mehr als 300.000 Euro. Durch die gute Arbeit beim Bremer SV steigern sich die Sponsoren-Einnahmen zwar kontinuierlich und federn damit das wirtschaftliche Risiko zunehmend ab, aber im Pokal winken eben Einnahmen in anderer Dimension. Hauptsächlich durch die Zahlung des DFB, der aus Vermarktungserlösen 209.000 Euro brutto verspricht. Davon muss der BSV zwar noch eine Menge abgeben und auch zahlreiche Rechnungen um so ein Heimspiel noch begleichen. Doch diesmal dürften sie auch mit den Kartenverkäufen sowie Wurst und Bier einen kleinen Gewinn machen, auch wenn Paderborn hier mitverdient. Für ein Spiel im Weserstadion, in Oberneuland oder auf Platz 11 hätte der BSV eine Miete zahlen müssen, das fällt nun im heimischen Stadion weg. Zwar werden für die drei Masten, die von den übertragenden Fernsehsendern für ihre Kameras benötigt werden, auch etwa 6000 Euro fällig. Aber andere nötige Umbaumaßnahmen etwa für den Gästeblock sind eine Investition in die eigene Infrastruktur.
VIP-Zelt für 100 Leute und eine große KabineUm überhaupt am Panzenberg spielen zu können, mussten der BSV und seine vielen freiwilligen Helfer kreativ werden. Auf einem benachbarten Platz wird ein VIP-Zelt für 100 Leute aufgebaut. Die Paderborner bekommen in der Turnhalle des TV Walle eine Kabine eingerichtet mit 40 Quadratmetern – auch das waren Forderungen des Verbandes, die ein gastgebender Verein im DFB-Pokal zu realisieren hat. Auch das Spielfeld wurde in der Breite und der Länge leicht vergrößert, um den höheren Ansprüchen zu genügen. „Wir haben unsere Hausaufgaben gemacht und beweisen damit, dass so ein bedeutendes Fußballspiel auch am Panzenberg ausgetragen werden kann“, freut sich Alfons van Werde, „und wenn der Ball rollt, soll dieses Pokalspiel allen Beteiligten einfach Spaß machen.“
Wenn sie wirklich die Sensation schaffen sollten und den Sprung in die zweite Pokalrunde packen, erst dann wären die Einnahmen wirklich ein unerwartetes Zubrot. Alfons van Werde: „Denn das Geld aus der zweiten Runde haben wir natürlich nicht im Etat eingeplant...“
1991 erlebte der Panzenberg ein kurioses Spiel
An jenen Sommertag des Jahres 1991 kann sich der Bremer Trainer Michael Pohl noch gut erinnern. In der ersten Runde des DFB-Pokals trat er mit dem Bremer SV gegen Fortuna Köln an, es war Sonntag, der 28. Juli 1991. Bis heute ist es das letzte Spiel im DFB-Pokal, das am Panzenberg ausgetragen wurde.
1500 Zuschauer waren dabei. „Nur 1500“, wie Pohl anmerkt. Denn: Vor dem Spiel gegen Köln hatte man 50.000 Handzettel in Bremen verteilt nach dem Motto: Kommt alle zum Panzenberg. Deshalb hofften Pohl und sein Team damals auf ein größeres Publikum.
Denkwürdig wurde das Spiel dennoch. Nicht wegen der 0:7-Niederlage, die am Ende etwas zu hoch ausfiel. Das letzte Tor für die Fortunen schoss übrigens der sehr junge Dirk Lottner, der später als Kapitän des benachbarten 1. FC Köln eine größere Karriere machte. Was haften blieb von diesem Spiel, das war einerseits die gute Bremer Leistung. „Wir wollten möglichst lange kein Gegentor kassieren, das ist uns 39 Minuten lang gelungen“, denkt Pohl gerne zurück. Erst Mitte der zweiten Halbzeit fiel mit dem Treffer zum 3:0 die Vorentscheidung. Andererseits: Der Kölner Sieg wurde begünstigt durch eine fast schon lustige Fehlentscheidung. Denn als ein Zuschauer von der Tribüne aus lautstark fragte, ob der Schiedsrichter wohl „mal wieder einen Sack Geld“ bekommen habe, da dachte der Schiri, ein Bremer Stürmer habe das gesagt. Prompt zeigte er ihm die Rote Karte – und der BSV verlor in Unterzahl.
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