4:0 gegen Island: Endlich ein Erfolgserlebnis für Deutschland
Die Frauen des Deutschen Fußball-Bundes (DFB) haben nach Wochen und Monaten, in denen für sie kaum etwas nach Plan lief, endlich wieder ein Erfolgserlebnis gehabt. Das sollte ihnen Hoffnung machen, beim nächsten internationalen Großereignis doch dabei zu sein und dann Wiedergutmachung für die enttäuschend verlaufene WM betreiben zu können.
Mit dem 4:0 am Dienstag in Bochum gegen Island gewann das Team in der zweiten Partie der Nations League die ersten drei Punkte. Um sich für die Olympischen Spiele im August des kommenden Jahres in Paris zu qualifizieren, ist es notwendig, in der Vorrunden-Vierergruppe des neuen Wettbewerbs zunächst den ersten Platz zu belegen, ehe es dann im kommenden Februar beim finalen Play-off-Turnier endgültig um die Ticketvergabe geht.
Sieben Wolfsburgerinnen beginnenBritta Carlson, die die erkrankte Bundestrainerin Martina Voss-Tecklenburg vertritt, hatte aus dem 0:2 in Dänemark vier Tage zuvor personelle Konsequenzen gezogen: Die Münchnerin Lina Magull und Nicole Anyomi von Eintracht Frankfurt, denen bei der Niederlage wenig Erbauliches gelungen war, verloren ihren Platz in der Startelf.
Stattdessen nominierte Carlson, die in ihrer Karriere als Spielerin und Trainerin seit jeher eine auffällige Nähe zum VfL Wolfsburg pflegt, mit Lena Lattwein und Jule Brand zwei weitere Offensivspielerinnen aus den Reihen ihres ehemaligen Arbeitgebers; insgesamt standen nicht weniger als sieben Protagonistinnen des niedersächsischen Klubs in der Startformation.
Vor 14.998 Zuschauern im Ruhrstadion war das deutsche Team zunächst auf Ballsicherung aus, wählte lieber den Querpass anstatt direkt auf Attacke umzuschalten, dann aber setzten sie den Gegner durch Konsequenz in der Zweikampfführung zusehends unter Druck, ohne aber zunächst aussichtsreich zum Abschluss zu kommen.
Die Isländerinnen boten defensiv eine Viererkette auf, die in der Verteidigung des eigenen Terrains von einem Quartett aus dem Mittelfeld unterstützt wurde, so dass für Carlsons Angreiferinnen die Räume, um kombinierend ans Ziel zu kommen, anfangs kaum gegeben waren.
Klara Bühl vom FC Bayern wählte ein probates Mittel, mit dem sich trotzdem ein Tor erzielen ließ: Die 22-Jährige nutzte gedankenschnell die Gunst des Augenblicks, als ihr keine Bewacherin auf den Füßen stand, und traf aus 18 Metern unhaltbar zum 1:0 (19. Minute).
Der Einsatz stimmtDer Treffer wirkte sich förderlich auf das Selbstvertrauen der Deutschen aus, die beharrlich im Pressing das Tempo hochhielten, was ihren körperlich robusten Widersacherinnen nicht sonderlich behagte. So wusste sich Berglind Agustsdottir gegen Lena Lattwein im Strafraum nur mit einem Foul zu helfen. Den folgerichtigen Elfmeter verwandelte Giulia Gwinn, ebenfalls vom FC Bayern, zum 2:0 (35.).
Auch in der Rückwärtsbewegung stimmte diesmal der Einsatz der DFB-Auswahl: In der ersten Halbzeit musste Torhüterin Merle Frohms nicht einmal klärend eingreifen. Nach dem Seitenwechsel änderte sich an der Dominanz des Favoriten wenig.
Auf Flanke von Klara Bühl erhöhte mit Klubkollegin Lea Schüler ein weitere Münchnerin per Kopf auf 3:0 (68.). Spätestens damit war es um den Behauptungswillen der Isländerinnen geschehen, während die Deutschen nachlegten und ihren sehnlichst erwarteten Sieg durch Klara Bühls zweiten Volltreffer mit dem 4:0 (78.) abrundeten.
Der Deutsche Fußball-Bund hat einen Medienbericht über den früheren U21-Trainer Stefan Kuntz als möglichen Nachfolger für die erkrankte Bundestrainerin Martina Voss-Tecklenburg nicht kommentiert. „Dazu habe ich keine Info“, sagte eine Sprecherin am Dienstagabend nach dem 4:0 der deutschen Fußballerinnen gegen Island. Wann oder ob Voss-Tecklenburg für die Oktober-Partien zurückkehrt, ist ungewiss.
Die „Bild“-Zeitung berichtete nach dem Spiel, der zuletzt als Nationaltrainer der Türkei tätige Kuntz sei ein Kandidat, sollte Voss-Tecklenburg nicht weitermachen und auf den noch vakanten Posten für die Frauen-Auswahl in der Sportdirektion aufrücken. Der 60-Jährige war erst vor ein paar Tagen in der Türkei von seinen Aufgaben entbunden worden. Der DFB hatte am 8. September über Voss-Tecklenburgs krankheitsbedingtes Fehlen informiert. Der Vertrag der 55-Jährigen ist bis 2025 gültig. (dpa)