Depot will sich aus eigener Kraft sanieren
Düsseldorf · Der Möbel- und Wohnaccessoires-Händler hat ein Schutzschirmverfahren beantragt. Er hat rund 50 Filialen allein in Nordrhein-Westfalen. Auch hier dürften Niederlassungen schließen und Jobs wegfallen.
Mit der Gries Deco Holding GmbH aus dem unterfränkischen Niedernberg ist es so ähnlich wie mit den Unternehmerfamilien Schwarz (Lidl und Kaufland) und Albrecht (Aldi Nord und Süd). Kaum einer kann mit dem Namen des Unternehmers etwas anfangen, aber die Markennamen kennt jeder. Bei Gries ist es Depot, ein Filialnetz für Wohnaccessoires und Kleinmöbel, das vor allem in Deutschland, Österreich und der Schweiz verbreitet ist. Und das seit Mittwoch in den Schlagzeilen ist, weil die Handelsgruppe einen Insolvenzantrag gestellt hat. Das Unternehmen will sich in Eigenverwaltung sanieren, das Amtsgericht Aschaffenburg hat entsprechend ein Schutzschirmverfahren bereits bewilligt und einen vorläufigen Sachwalter sowie einen vorläufigen Gläubigerausschuss bestimmt.
Im Depot-Onlineshop fand sich zunächst kein Hinweis auf die Insolvenz, und auch an anderen Stellen auf der Website war davon noch nichts zu finden. Dort präsentiert sich Gries Deco weiter als erfahrener Händler, als Unternehmen, dass das Zuhause „zum schönsten Ort der Welt“ machen will und das Mietobjekte sucht in Städten mit 30.000 Einwohnern. Mit Mindestanforderungen an Verkaufs- und Nebenflächen und bevorzugt in 1-a-Lagen.
Dabei ist die Lage bei Gries Deco alles andere als 1 a. Der Konzern steckt schon seit Jahren in Schwierigkeiten. Das Unternehmen nennt keine Ergebniszahlen, aber aus dem Umfeld verlautet, dass die Handelsgruppe mit ihren zuletzt 390 Millionen Euro Umsatz seit fünf Jahren rote Zahlen schreibt. Damals gab der Schweizer Handelskonzern Migros seinen 90-Prozent-Anteil, den er zehn Jahre zuvor vom damaligen Alleineigentümer Christian Gries gekauft hatte, an diesen zurück. Danach kam dann die Corona-Krise mit zwei Lockdowns, die das Geschäft für Non-Food-Händler zeitweilig unmöglich machten oder zumindest massiv erschwerten. Der Online-Handel konnte das nicht auffangen.
Jetzt will sich Gries Deco selbst mit fachmännischem Rat sanieren. Als Restrukturierungsexperten, der der Geschäftsführung beratend zur Seite steht, hat Gries Deco unter anderem den Frankfurter Anwalt Sven Tischendorf engagiert. Der ist in der Handelsszene kein Unbekannter. Sein Family Office hat vor Jahren die SB-Warenhauskette Real übernommen, mit der versuchten Sanierung der ehemaligen Metro-Tochter aber keinen Erfolg gehabt und sie deshalb nach nur vier Monaten wieder an den alten Eigentümer SCP abgegeben. Dabei hatte Tischendorf nach der Übernahme von mehr als 60 Real-Märkten verkündet: „Wir sind gekommen, um zu bleiben.“ Daraus wurde nichts.
Bei Gries Deco ist Tischendorf indes auch nicht als Eigentümer mit von der Partie. Wie bei Real gibt er sich allerdings zuversichtlich. Dem „Handelsblatt“ hat er gesagt, die Lager seien voll, die Ware sei bezahlt, außerdem gebe es keine Bankschulden. Auch Eigentümer Gries versucht Zuversicht auszustrahlen: „Wir werden sehr zügig auf alle Beteiligten – insbesondere natürlich Mitarbeiter, Vermieter, Lieferanten und Geschäftspartner – zugehen und gemeinsam die nächsten Schritte besprechen“, sagte er laut Mitteilung. Angeblich gibt es bereits Zugeständnisse von Lieferanten und Vermietern.
Was Tischendorf einräumt: Die Ertragslage sei problematisch. Und das hat natürlich Auswirkungen auf den Personalbestand und das Filialnetz. Gries Deco betreibt nach eigenen Angaben etwa 450 Häuser in Deutschland, Österreich und der Schweiz, in denen der Händler Accessoires für die Wohnung, Möbel, Geschenkartikel und Deko verkauft. In vielen deutschen Innenstädten ist das Unternehmen vertreten, und dazu zählt auch eine ganze Reihe von Städten in Nordrhein-Westfalen. Insgesamt gibt es in NRW rund 50 Filialen. Die liegen in Metropolen wie Düsseldorf, Köln, Bonn, Münster, Dortmund, Duisburg und Essen, zudem in Städten wie Aachen, Gummersbach, Heinsberg, Hilden, Kamp-Lintfort, Kempen, Langenfeld, Mönchengladbach, Neuss, Viersen, Wesel und Wuppertal.
Dass im Zuge der Sanierung Niederlassungen schließen werden, scheint klar. Wie viele und welche, bleibt vorerst offen. Ebenso wie die Anzahl der Arbeitsplätze, die der Sanierung zum Opfer fallen werden. Etwa 6500 Beschäftigte hat Gries Deco nach eigenen Angaben derzeit.
Was für Kunden sogar positiv sein könnte: Bei solchen Insolvenzen wird oft Ware mit deutlichen Rabatten verkauft, wenn Niederlassungen geschlossen werden. Ein Schnäppchen also möglicherweise auch für Inhaber von Depot-Gutscheinen, die aber nur Waren kaufen sollten, die tatsächlich auch verfügbar sind.